Angeklagte neben ihrer Verteidigerin
  • Jennifer F. (36) neben ihrer Verteidigerin Annette Voges
  • Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz

Tochter (4) vergiftet? Fall von Jennifer F. immer rätselhafter

Intensiv-Krankenschwester Jennifer F. (36) soll ihrer vierjährigen Tochter im Krankenhaus potentiell tödliche Dosen von Schlafmittel verabreicht haben. Kann so eine Tat geschehen, ohne eine schwere psychische Störung der Mutter? Jennifer F. ist wegen versuchten Mordes angeklagt, bestreitet die Vorwürfe. Nun hat der psychiatrische Gutachter vor Gericht ausgesagt.

Der Vortrag des Sachverständigen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, nur das Ergebnis seines Gutachtens wurde bekannt: Demnach gibt es „keine hinreichenden Hinweise“ auf eine psychische Erkrankung der Mutter, etwa in Form des Münchhausen Stellvertreter Syndroms. Bei dieser Störung sorgen Eltern, zumeist Mütter, absichtlich dafür, dass ihre Kinder krank werden, um dann Anerkennung für ihr „aufopferndes“ Verhalten zu bekommen. Jennifer F. aber wusste nach Überzeugung des Psychiaters, was sie tat und ist voll schuldfähig.

Versuchter Mord in Hamburg: Prozess gegen Mutter

Damit bleibt der Fall rätselhaft. Die Angeklagte, die zum Prozessauftakt seltsam geschäftig und unbeteiligt wirkte, hat die Vorwürfe abgestritten, ihrerseits die Ärzte beschuldigt. Sie lebte vor ihrer U-Haft in Farmsen-Berne, hat neben der vierjährigen Tochter, die als Frühgeburt unter Entwicklungsverzögerungen leidet, noch zwei weitere Kinder. Fest steht: Ende 2020 war die kleine Tochter nach einem Sturz vom Sofa zur Beobachtung ins Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift gekommen, wurde wenig später ins UKE verlegt. In beiden Krankenhäusern fanden die Ärzte Schlaf- und Beruhigungsmittel im Blut, die aber nicht in den Akten auftauchten.

Der Verdacht fiel schnell auf die Mutter, auch weil keine noch so unglückliche Verkettung von Umständen denkbar wäre, bei denen einem Kind an zwei Tagen in unterschiedlichen Krankenhäusern in hohen Dosen Schlafmittel für Erwachsene verabreicht wird. Außerdem fand das Krankenhauspersonal eine abgepackte Spritze in der Kleidung der Mutter. Ihre Erklärung: Diese stamme von ihrer Arbeit als Krankenschwester.

Eine Verwandte schilderte die Angeklagte dem Gericht als fürsorgliche Mutter, die ihre Kinder wertschätzt und sie nach Kräften fördert – was den Fall nur noch rätselhafter macht. Fortsetzung am Freitag, 10. September, möglicherweise werden dann bereits die Plädoyers gehalten.

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