„Virus kommt aus China“: Hamburger Verlag vernichtet Kinderbuch nach Rassismus-Vorwurf
Um Kindern die komplizierte Corona-Situation ein bisschen besser erklären zu können, hatte der Hamburger Carlsen Verlag letztes Jahr ein Kinderbuch über das Virus veröffentlicht – nach Rassismus-Vorwürfen aus China wurde das Buch nun vom Verlag gestoppt.
„Ein Corona-Regenbogen für Anna und Moritz“ ist ein Bilderbuch für drei- bis Siebenjährige. Darin wird kindgerecht erklärt, wie man richtig mit dem Corona-Virus umgeht. Die Mutter näht Masken, die Kinder lernen übers Abstand halten – bis dahin ein pädagogisch wertvolles Projekt.
Streit um Kinderbuch: „Das Virus kommt aus China“
Doch ein Satz sorgt für Aufsehen und heftige Vorwürfe – Grundschüler Moritz sagt in dem Buch nämlich Folgendes: „Das Virus kommt aus China und hat sich von dort aus auf der ganzen Welt ausgebreitet.“ Zunächst hatte die „Welt“ über den Fall berichtet.
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Was zunächst harmlos klingt, da das Virus nach jetzigem Wissensstand tatsächlich als erstes in der chinesischen Provinz Wuhan aufgetreten ist – die Untersuchungen laufen allerdings noch – empfindet die Führung in China als Affront.
Aus dem Generalkonsulat in Hamburg heißt es Anfang März in einer nur auf chinesisch veröffentlichten Mitteilung, es handle sich bei dem Kinderbuch um ein „Sicherheitsrisiko“ und man habe Einspruch beim Verlag eingelegt. Es seien „provokative, diskriminierende und hasserfüllte“ Worte.
Nach Rassismus-Vorwurf: Verlag reagiert mit Lieferstopp
Der Carlsen Verlag reagierte nur einen Tag später und teilte mit, dass die Auslieferung des Buches mit sofortiger Wirkung gestoppt wurde. „Die Aussage, die im Buch ein Kind zur Herkunft des Virus traf entsprach dem damaligen Stand der Berichterstattung, wir würden sie heute so nicht mehr formulieren“, heißt es.
Eine korrigierte Nachauflage des Buches sei aber bereits veranlasst. Im Netz wird derweil kontrovers über das Thema diskutiert. Auf Twitter werden Stimmen laut, die dem Verlag vorwerfen, dem politischen Druck aus China nachzugeben. Wie die „Welt“ berichtet, soll Carlsen allerdings gar keine „direkte Mitteilung“ des Konsulats „wahrgenommen“, sondern lediglich auf Zuschriften von Lesern reagiert haben.
Wegen Corona: Anti-Asiatischer Rassismus nimmt zu
Doch auch die Meinung, ein solcher Satz in einem Kinderbuch verstärke anti-asiatischen Rassismus, findet auf den sozialen Medien viel Zuspruch. Wegen der Corona-Pandemie hatte es zuletzt vermehrt gezielte Anfeindungen gegen asiatische Menschen gegeben.
Beim Onlineriesen Amazon gibt es ebenfalls etwa 40 Bewertungen, die dem Kinderbuch Rassismus nachsagen. Auffällig ist hier allerdings, dass diese Rezensionen fast alle in den ersten Märztagen verfasst wurden – zur gleichen Zeit wie die Mitteilung des Konsulats. Das Buch ist hingegen bereits seit Juni 2020 erhältlich.