Volle Parks, voller Elbstrand: Hamburg ist im Jogging-Fieber
Es ist ein Abend im August. Der Elbstrand ist voll. Pärchen flanieren Hand in Hand zwischen Teufelsbrück und Övelgönne. Wo bei gutem Wetter schon immer viele Jogger unterwegs sind, verliert man in diesem Jahr fast den Überblick. Viele spulen ihre Lauf-Routine ab, andere sind sichtbare Anfänger, die Gesichter offenbaren den gequälten Ausdruck von Hitze und Route. Hamburg ist im Lauf-Fieber – und das kann man an Alster, Elbe und den Parks besonders beobachten.
Seitdem Corona die Hamburger zwingt, deutlich mehr Zeit in ihren eigenen vier Wänden zu verbringen und auf Yoga-, Hockey- und Bauch-Beine-Po-Kurse zu verzichten, boomt vor allem diese eine Sportart: Das Laufen. Denn es hat unwiderlegbare Vorteile, wie Lars Lunge, Geschäftsführer von „Lunge – der Laufladen“, erklärt: „Man braucht nur ein Paar Schuhe und kann direkt vor seiner Haustür starten, Uhrzeit und Wetter sind egal. Darüber hinaus bringt das Laufen Spaß und Freude an der frischen Luft. Man kann Körper und Geist frei bekommen und dabei auch noch Fitness erlangen – was will man mehr.“
Joggen in Hamburg: Eine Stadt im Lauffieber
Wer es ernst meint mit dem Laufen und nicht im Stadium des Corona-Laufanfängers stecken bleiben oder gleich wieder aufhören will, der sollte Technik und Equipment nicht außer Acht lassen. „Die wichtigsten Tipps für Anfänger: Startet langsam und mit kurzen Strecken, baut Gehpausen ein. Außerdem sollten die Schritte nicht zu lang sein, um die Knie nicht zu überlasten“, so Lunge.
Spaß darf beim Joggen nicht zu kurz kommen
Bei all den Dingen, die man als Laufanfänger beachten oder aber auch vermeiden sollte, darf aber eines nicht zu kurz kommen: Der Spaß. Das findet auch der Vorsitzende des „Lauftreffs Alstertal e.V.“, Dieter Bebeniss. Seit 30 Jahren gibt es die Laufgruppe schon, zweimal in der Woche trifft man sich für eine gemeinsame Runde.
„Wenige Läufer haben wirklich die hundertprozentig richtige Technik. Man lernt ja immer dazu und sollte immer die Freude als oberste Priorität sehen“, so Bebeniss. Doch für den erfahrenen Läufer ist eines ganz wichtig: Das richtige Schuhwerk. „Alles andere ergibt sich dann nach und nach.“
Einige Läufer sind jedoch auch mit besonders großem Ehrgeiz dabei und möchten ihr Können in Wettbewerben auf die Probe stellen. Während sich die Anzahl der Freizeitläufer in Hamburg statistisch nur schwer feststellen lässt, kann laut dem Pressesprecher des Hamburger Marathons, Reinald Achilles, ein „großer Hunger nach Laufwettbewerben“ festgestellt werden.
Viele dieser Wettbewerbe mussten aufgrund der Hygienebestimmungen in diesem Jahr abgesagt werden, so auch der Hamburger Marathon. „Dafür ist die Nachfrage nach der Veranstaltung im nächsten Jahr umso größer. Etwa 80 Prozent derer, die sich für den diesjährigen Marathon angemeldet hatten, wollen im nächsten Jahr auch dabei sein. Seit Kurzem ist die Anmeldung für den Lauf im Frühjahr 2021 auch geöffnet und wir registrieren ein großes Interesse.“
Wegen Corona: Laufen boomt in Hamburg
Seitdem strenge Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden müssen, gebe es ein größeres Angebot an Läufen mit geringeren Teilnehmerzahlen, die sich laut Achilles ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen. „Die Läufer sehnen sich einfach nach Konkurrenzsituationen und auch ein bisschen danach, sich zu inszenieren.“
Achilles ist selbst begeisterter Freizeitläufer und registriert auf seinen Strecken einen Anstieg der Läufer. „Auch wenn sich das nicht an Zahlen festmachen lässt, ist mein subjektives Empfinden doch so, dass in den letzten Monaten viele Menschen das Laufen als Hobby für sich entdeckt haben.“