Susanne Katzenberg in ihrem Laden „Unverloren“
  • In Susanne Katzenbergs Laden „Unverloren“ stehen die „Tini“-Vase und DDR-Sammlerstücke zum Verkauf.
  • Foto: Pauline Reibe 

Vom Aussterben bedroht: Hamburgerin will eine ostdeutsche Vase retten

Susanne Katzenberg will nicht, dass „Tini“ ausstirbt: Die Hamburger Fotoreporterin setzt sich seit einem Besuch in Thüringen für den Fortbestand der dortigen Porzellantradition ein – und hofft so, für mehr Verständigung zwischen Ost- und Westdeutschland zu sorgen.

Als die in Hamburg lebende Fotoreporterin Susanne Katzenberg im Jahr 2018 für ein Projekt nach Thüringen kam, war ihr noch nicht bewusst, dass dieser Ort ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Denn dort traf sie ihre große Liebe. Nicht etwa einen Mann, den hat sie auch, sondern eine Porzellanvase mit dem Namen „Tini“.

Das Mitte der 1960er Jahre von einem ostdeutschen Formgestalter entworfene Modell wird eigentlich nicht mehr produziert.

„Ich hoffe, dass ich für mehr Verständigung sorgen kann“

Der Anlass, sich näher mit ostdeutschem Porzellan zu beschäftigen, war die leere Manufaktur, auf die Katzenberg bei einem ihrer Streifzüge durch Weimar stieß. „Sie wurde gerade erst wegen Insolvenz geschlossen und alles war noch da – das Lager, die Maschinen und die Arbeitsplätze. Es hat mich gleichzeitig traurig gemacht und fasziniert, diese leeren Hallen zu sehen“, sagt Katzenberg nachdenklich.

Die „Tini“-Vase gibt es in vielen Farben und Designs. Pauline Reibe 
„Tini“-Vase
Die „Tini“-Vase gibt es in vielen Farben und Designs.

Aus den Fotos, die sie von Produktionsstätten und ehemaligen Mitarbeitern schoss und den Interviews, die sie mit diesen führte, entstand das Buch mit dem Titel „Unverloren“.

Denn das wollte Katzenberg verhindern: Dass die Thüringer Porzellantradition mit den schließenden Manufakturen verloren geht.

Neben der „Tini“ stehen zum Beispiel diese DDR-Lampe und Bücher über DDR-Design zum Verkauf. Pauline Reibe 
Tisch in Susanne Katzenbergs „Unverloren“-Schauraum
Neben der „TINI“ stehen zum Beispiel diese DDR-Lampe und Bücher über DDR-Design zum Verkauf.

Einige der wenigen verbliebenen Manufakturen beauftragte sie mit der Produktion der Vase „Tini“. „Ich war fasziniert von ihrem zeitlosen Design“, sagt Katzenberg und kommt ins Schwärmen.

„Schlicht und doch so wandelbar – wir lassen sie in Ostdeutschland einfarbig und mit Dekoren produzieren. Zusätzlich gibt es limitierte Künstlereditionen mit Streetart-Künstler:innen wie aktuell mit Krashkid aus Hamburg. Etwa 2500 Stück haben wir bereits verkauft und zwar an Kunden aus der ganzen Welt.“ 

Der „Unverloren“-Schauraum und -Laden in der Hospitalstraße 91 von außen. Pauline Reibe 
Der „Unverloren“-Schauraum und -Laden in der Hospitalstraße 91 von außen.
Der „Unverloren“-Schauraum und -Laden in der Hospitalstraße 91 von außen.

Während die Vasen eher westdeutsche Käufer fänden, würde das Buch vor allem die Ostdeutschen interessieren. „Ich hoffe, dass ich durch mein Projekt für mehr Verständigung zwischen den beiden ehemals getrennten deutschen Staaten sorgen kann“, sagt die geborene Hessin. „Denn bei meiner intensiven Recherche habe ich festgestellt, dass es immer noch viele Vorurteile gibt – auf beiden Seiten.“

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Wer eine „Tini“-Vase oder altes Sammler-Inventar aus der DDR bei Katzenberg kaufen möchte, kann das ab sofort in ihrem Schauraum in der Hospitalstraße 91 in Altona tun. Jeden ersten Samstag im Monat ist er geöffnet, andere Termine sind nach Vereinbarung jederzeit möglich. „Vielleicht kann ich damit zu mehr Anerkennung für das Schaffen ostdeutscher Gestalter:innen beitragen“, sagt Katzenberg.

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