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  • Blick in die Zentralredaktion der Deutschen Presse-Agentur GmbH (dpa) in Hamburg im Jahr 1956.
  • Foto: dpa

Von Hamburg in die Welt: So begann die Geschichte der Deutschen Presse-Agentur

Dpa – drei Buchstaben, die sicher jeder Hamburger schon unter einem Zeitungsartikel gelesen hat. Aber wofür stehen sie? Seit 75 Jahren liefert die Deutsche Presse-Agentur zuverlässig Berichte aus aller Welt – begonnen hat alles in Hamburg. Zum anstehenden Jubiläum der dpa erzählt Medienhistoriker Hans-Ulrich Wagner in seinem neuen Buch erstmals ihre Geschichte.

Es gibt viele Ereignisse auf dieser Welt, die Zeitungen und Zeitschriften nicht personell abdecken können – die meisten Medien haben nicht das genügend Mitarbeiter, um aus Washington, Moskau, Hollywood & Co. zu berichten. Die hat allerdings die dpa. Die Presseagentur verbreitet mit eigenen Korrespondenten weltweit Texte, Fotos und Grafiken – und ihre Kunden können sie nutzen. Auch die MOPO verwendet Texte von der dpa.

Im September 1949 wurde die dpa nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Villa im Mittelweg 38 (Rotherbaum) eingerichtet. Besonders ist sie in mehrfacher Hinsicht: Zahlreiche Medienunternehmen hatten sich hier zu einer unabhängigen „Gesellschafteragentur” zusammengeschlossen, um sie gemeinsam zu tragen und ihre Nachrichten nutzen zu können. Ein Schlussstrich unter der Medienpropaganda der NS-Zeit.

Deutsche Presse-Agentur: Kampf um die Unabhängigkeit

Erster Chef der dpa wurde der Journalist und Sozialdemokrat Fritz Sänger, der sich auch im Dritten Reich für sozialdemokratische Werte stark gemacht und in der Folge unter Restriktionen gelitten hatte. Als dpa-Chefredakteur hatte Sänger prompt Ärger mit dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer (CDU). Der hielt nämlich überhaupt nichts von freier Presse und wollte stattdessen regierungsfreundliche Berichterstattung. Jahrelang kam es deshalb zu Auseinandersetzungen, bis Sänger 1959 seinen Hut nahm. Die dpa blieb auch danach bei ihrem Grundsatz der unabhängigen Berichterstattung.

1950er Jahre: dpa-Chefredakteur Fritz Sänger (M.) im Gespräch mit Bundespräsident Theodor Heuss (r.). Links Vizekanzler Franz Blücher. dpa
Fritz Sänger
1950er Jahre: dpa-Chefredakteur Fritz Sänger (M.) im Gespräch mit Bundespräsident Theodor Heuss (r.). Links Vizekanzler Franz Blücher.

Es ist nur das erste von vielen Kapiteln in der bewegten Geschichte der dpa. „Ich habe vor allem versucht, Menschen zu zeigen, die sich in den Dienst der Nachricht stellen“, sagt Autor und Medienhistoriker Wagner. Dafür hat er sich auch mit ehemaligen dpa-Reportern getroffen wie etwa mit Dietmar Schulz, dem ersten dpa-Korrespondent in der DDR. Außerdem hatte er freien Zugang zum Archiv der dpa und wertete zahlreiche Aktenbestände erstmalig aus. Wagner ist Forschungsprogrammleiter am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Hamburg.

Der aktuelle Newsroom der dpa in der Zentralredaktion in Berlin. Michael Kappeler/dpa
Newsroom
Der aktuelle Newsroom der dpa in der Zentralredaktion in Berlin.

„Die 75-jährige Geschichte der dpa macht deutlich, wie sehr die Agentur um ihre politische Unabhängigkeit kämpfen musste und wie geschickt sie das Potenzial neuer Technologien erkannte“, sagte Wagner.

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Heute hat die dpa ihre Zentralredaktion zwar in Berlin, eine Landesvertretung, der Unternehmenssitz und weitere Geschäftsfelder befinden sich aber weiterhin in der Villa am Mittelweg 38. „Was immer wir tun, wird unter den Themen Faktentreue, Unabhängigkeit und Wirtschaftlichkeit stehen“, sagt Geschäftsführer Peter Kropsch.

Mehr über die Geschichte der dpa, die Geheimnisse der Villa am Mittelweg und die spektakulärsten Nachrichten ist zu lesen in „Im Dienst der Nachricht” von Hans-Ulrich Wagner, erschienen im Scietäts-Verlag (2024, 350 Seiten, 48 Euro).

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