Vorsicht Explosion!: Kaum jemand weiß es: Dieser Stoff im Müll ist brandgefährlich
Aus Bequemlichkeit einfach den alten Akku vom Handy oder der Kamera in den Müll werfen? Das ist absolut keine gute Idee. Denn dabei handelt es sich meist um Lithium-Ionen-Akkus, und die können explodieren wie ein Feuerwerkskörper und lösen dann gefährliche Hausbrände aus. Oder gefährden die Männer von der Müllabfuhr. Deshalb startet jetzt eine Kampagne für ein richtiges Recycling der Akkus.
Mittlerweile umgeben uns Lithium-Ionen-Akkus und -Batterien überall im Alltag. Die große Variante ist in Autos verbaut, aber sie sorgen auch in E-Bikes für Beschleunigung und liefern in der kleineren Variante Energie für Laptops, Kameras und Smartphones. Doch mittlerweile häufen sich die Brände in Wohnungen, Firmen und Parkhäusern, weil Akkus explodieren.
So brannte im vergangenen Jahr ein Container voller Akkus für E-Scooter in der HafenCity. Und die Feuerwehr musste auch schon brennende E-Bikes löschen. Bei einem Wohnhausbrand in der Schanzenstraße bestand 2019 der Verdacht, dass ein E-Scooter ihn ausgelöst haben könnte. Kai Goetze, Sprecher der Stadtreinigung, sagt: „Wenn diese Akkus bei uns in den Fahrzeugen landen, ist das hochgefährlich für die Mitarbeiter.“ Denn durch die Bewegung der Mülltrommeln steigt die Gefahr einer Explosion enorm.
Hamburg: Akku von E-Scooter und E-Bike gefährlich
Doch Hamburg ist bisher noch glimpflich davongekommen. Jan Ole Unger, Sprecher der Hamburger Feuerwehr, sagt zur MOPO: „Wir haben immer mal wieder Einsätze wegen brennender LI-Akkus. Aber bisher ist es zum Glück noch zu keinem großen Einsatz in Hamburg gekommen.“
In München sorgten die Akkus von E-Scootern für Brände in einem Hotel und in einem Mehrfamilienhaus. Dabei wurden im vergangenen Jahr zehn Mieter verletzt. In Hannover brannte ein Parkhaus wegen eines E-Bikes aus und anderswo schlugen die Flammen von Mülldeponien viele Meter hoch in den Himmel. Bei Weimar brannte mitten auf der Autobahn ein Sattelschlepper mit Akkus aus, die auf dem Weg zum Recycling waren.
LI-Akkus: Sie sind in Smartphones, Laptops und Kameras
Im Jahr 2019 kamen rund 12.700 Tonnen dieser LI-Kraftpakete in Umlauf, Tendenz steigend. Bei sachgerechter Entsorgung werden sie recycelt. Allerdings liegt die Rücklauf-Quote derzeit nur bei etwa 50 Prozent. Es wird also nur die Hälfte gesondert abgegeben, der Rest landet irgendwo im Müll oder liegt noch in Kellern und Schreibtisch-Schubladen herum.
Und auch das ist gar nicht so ungefährlich. Denn wenn die Hülle von LI-Akkus beschädigt ist, können sie zum gefährlichen Brandauslöser werden. Ein Lithium-Ionen-Akku läuft, anders als etwa ein handelsüblicher NiMH-Akku, bei einer Beschädigung nicht einfach aus, sondern kann explodieren und dabei eine enorme Hitze verbreiten. Stichflammen mit einer Temperatur von mehr als 1000 Grad Celsius können dabei entstehen.
Brennende Akkus: Gefahr in Hamburger Müllwagen
Selbst wenn zu Hause im Müll noch nichts mit den LI-Batterien passiert ist – die Gefahr ist nicht gebannt. Auch später in den Sortieranlagen auf dem Entsorgungshof ist es brenzlig. Das kann dann für die Mitarbeiter vor Ort sehr gefährlich werden.
„Es vergeht in Deutschland kaum eine Woche, in der es nicht irgendwo bei einem Entsorger im Land brennt“, sagt Peter Kurth, er ist Präsident des Bundesverbandes Deutscher Entsorgungswirtschaft (BDE). Die Mitgliedsunternehmen haben jetzt eine große Kampagne gestartet, damit mehr LI-Batterien und -Akkus sachgerecht entsorgt werden.
Entsorger in Sorge: BDE startet Kampagne
Kurth: „Die Schäden sind schon jetzt immens, und es grenzt wirklich an ein Wunder, dass solche Brände noch kein Menschenleben gefordert haben.“
Fatal sind die schlechten Recyclingzahlen auch für die Umwelt. Denn wenn sie im Hausmüll landen, belasten die Stoffe Wasser und Böden, und das wertvolle Lithium geht verloren. Die SPD fordert von der EU eine Kennzeichnungspflicht für LI-Akkus und Batterien, denn die gibt es bisher nicht.
Dazu sagt Michael Thews, SPD-Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Kreislaufwirtschaft: „Es sollte eine Pfandpflicht für Lithium-Ionen-Batterien geprüft werden. Wir brauchen möglichst bald ein hochwertiges Recycling, um zum Beispiel die Akzeptanz und Zukunftssicherung von E-Mobilität zu erhöhen.“ Der BDE fordert eine Pfandpflicht in Höhe von 50 Euro.
Wohin mit alten Batterien in Hamburg?
Info: Altbatterien müssen überall angenommen werden, wo neue Batterien verkauft werden: beispielsweise in Supermärkten, Drogeriemärkten, Warenhäusern, Elektro-Fachgeschäften, Baumärkten und Tankstellen.
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Außerdem nehmen in Hamburg überall sonst auch Recyclinghöfe Altbatterien und Altakkus zurück. Dazu gibt es auch Unternehmen, Behörden, Vereine und Hochschulen, die freiwillige Sammelstellen eingerichtet haben.