Waldmord in Hamburg: Bäume auf 6000 Quadratmetern illegal abgeholzt
Noch vor einer Woche säumten meterhohe Fichten die Lemsahler Landstraße. Nun liegen 6000 Quadratmeter Holz fein säuberlich gestapelt am Straßenrand. Der Fichtenwald wurde einfach abgeholzt. Ein Skandal für den Naturschutz – vor allem weil der Eigentümer keine Erlaubnis dazu hatte.
Lemsahl-Mellingstedt im Norden Hamburgs ist bekannt für seine vielen Grün- und Waldflächen. Da trifft es den naturnahen Stadtteil besonders schwer, wenn plötzlich ein großes Baumbestand einfach abgeholzt wird.
Das private Waldstück zwischen Lemsahl und Duvenstedt wurde Ende vergangener Woche gerodet. Und das, wie jetzt bekannt wurde, ohne eine Fällgenehmigung. Nach Angaben der Behörde für Umwelt und Energie lag kein entsprechender Antrag vor.
Behörde will rechtlich gegen die Rodung vorgehen
Daher würden nun rechtliche Schritte gegen den Grundstückseigentümer eingeleitet werden, sagt Björn Marzahn, Sprecher der Behörde. Die Verantwortlichen fordern eine Begründung für das Vorgehen der Besitzer.
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Grundsätzlich sei eine Genehmigung für die Rodung des Areals nicht ausgeschlossen gewesen. Es handle sich um minderwertigen Wald, der ausgetrocknet und stark von Borkenkäfern befallen war. Aus Sicht der Verkehrssicherheit stelle er seit einiger Zeit ein Risiko dar, so Marzahn.
Eigentümer hatten Kontakt zur Behörde aufgenommen
Trotzdem sei das eigenmächtige Fällen der Bäume nicht akzeptabel. Wegen der noch laufenden Nist- und Brutsaison hätte die Behörde der Rodung zu diesem Zeitpunkt nicht zugestimmt, erklärt Marzahn weiter.
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Der Waldbesitzer hätte sich bereits im Februar über die Fällbedingungen bei der Behörde informiert und sich nach eventuellen Bebauungsmöglichkeiten informiert. Eine Genehmigung beantragte er damals allerdings nicht.
Keine Bebauung auf dem Grundstück
Marzahn versicherte, dass das Waldstück nun mit „standortgerechtem Laubwald“ wieder aufgeforstet werde. Das Grundstück wird in jedem Fall als Wald bestehen bleiben und keine Baugenehmigung für den Bereich erteilt werden.
„Es spielt keine Rolle wie wertvoll der Fichtenwald war, eine solche Abholzung ist schlicht verboten“, sagt Paul Schmid, Sprecher des BUND. Die Behörde müsse nun die entsprechenden rechtlichen Schritte einleiten und in der Angelegenheit ermitteln.
Es sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro bestraft werden kann, so Schmid.
Fachleute prüfen den Schaden
Vor Ort sind nun Fachleute im Einsatz, die den entstandenen Schaden begutachten. Ein Gutachten soll in den kommenden tagen vorliegen, so Marzahn.
Der BUND betonte, dass das Vorgehen der Eigentümer absolut nicht nachvollziehbar sei. „Das ist einfach dreist“, findet Martin Mosel, Mitarbeiter des BUND Hamburg. Er hatte per Twitter auf den Waldmord aufmerksam gemacht.
Wiederaufforstung wird dauern
Die Beweggründe der Eigentümer bleiben weiterhin unklar, eine Stellungnahme ihrerseits steht noch aus. Sicher ist nur, dass diese illegale Waldrodung ein Nachspiel haben wird.
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„Es wird sicher 50 Jahre dauern, bis es wieder so grün ist wie vorher. Aber es wird wieder grün“, versprach Marzahn. In der Zwischenzeit wird wohl noch der ein oder andere Lemsahler ungläubig auf die brache Landschaft blicken und sich den dichten Fichtenwald zurückwünschen. (hb)