Container im Hafen
  • Hamburg: Hafenarbeiter drohen Warnstreiks an.
  • Foto: picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

Warnstreik im Hamburger Hafen: Am Donnerstag droht das Chaos

Die Zeichen stehen auf Kampf! Erstmals seit Jahrzehnten hat die Gewerkschaft Ver.di die Hafenarbeiter in Deutschlands größten Seehäfen zu einem Warnstreik aufgerufen. Am Donnerstagmittag soll es losgehen. An der Elbe droht das Chaos.

Schon seit Wochen stauen sich die Schiffe im Hamburger Hafen. Die Containerterminals sind an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt und kommen mit der Be- und Entladung kaum hinterher. Am Donnerstag wird sich die Situation voraussichtlich noch weiter zuspitzen. Denn nach zwei gescheiterten Verhandlungsrunden im Tarifkonflikt der Deutschen Seehafenbetriebe hat die Gewerkschaft Ver.di die Beschäftigten zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

Warnstreiks in deutschen Häfen: Morgen um 15 Uhr geht’s los

Los geht es um 15 Uhr. Sowohl in Hamburg als auch in Bremen, Bremerhaven, Emden und Wilhelmshaven wird das Container-Karussell ins Stottern geraten. Eine Warnung an die Arbeitgeber, die am Freitag in die dritte Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft starten.

Ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth. dpa
Maya Schwiegershausen-Güth, Verhandlungsführerin ver.di
Ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth.

„Die Kolleginnen und Kollegen im Hafen sind sauer. Sie wollen ein vernünftiges Angebot“, erklärte Ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth am Mittwoch in Hamburg. Das bislang vom Zentralverband der deutschen Seehäfen (ZDS) vorgelegte Angebot für die rund 12.000 Beschäftigten sei „vollkommen unzureichend“, insbesondere für die unteren Lohngruppen, die aktuell von der Inflation stark belastet werden. Der Grundlohn eines normalen Hafenarbeiters betrage im Schnitt ohne Zuschläge 58.000 Euro brutto im Jahr. 

Gewerkschaft Verdi fordert Inflationsausgleich

Die Gewerkschaft verlangt für die Beschäftigten eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro sowie einen Inflationsausgleich. Christian Baranowski, Betriebsratsvorsitzender bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), wies auf die ohnehin schon enorme Belastung der Beschäftigten hin. „50 bis 60 Überstunden im Monat sind für die Kolleginnen und Kollegen im Moment normal.“

Christian Baranowski, Betriebsratsvorsitzender bei der HHLA: „Die Kolleginnen und Kollegen haben für ihren Einsatz und ihre vielen Überstunden überhaupt keine Wertschätzung erfahren.“ dpa
Christian Baranowski, Betriebsratsvorsitzender der CTB Container Terminal Burchardkai
Christian Baranowski, Betriebsratsvorsitzender bei der HHLA: „Die Kolleginnen und Kollegen haben für ihren Einsatz und ihre vielen Überstunden überhaupt keine Wertschätzung erfahren.“

Was fehle, sei die Wertschätzung für den geleisteten Einsatz. Besonders verärgert seien die Beschäftigten darüber, dass nur die Führungskräfte mit einem Corona-Bonus belohnt wurden. „Sie haben Anerkennung und ihren gerechten Anteil verdient“, so Maya Schwiegershausen-Güth.

Arbeitgeberseite nennt Streikaufruf „völlig inakzeptabel“

Die Arbeitgeberseite sieht das erwartungsgemäß völlig anders. ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel nannte den Warnstreik-Aufruf „völlig inakzeptabel“: „Wir befinden uns mitten in einer absoluten Ausnahmesituation. Die weltweiten Lieferketten sind stark gestört. Von der einen Seite kommt eine große Welle verspäteter Schiffe auf uns zu, auf der anderen Seite gibt es große Engpässe im Güterverkehr der Bahn. Jetzt zu Warnstreiks aufzurufen ist absolut verantwortungslos“, so Riedel.

Das könnte Sie auch interessieren: Hafenarbeiter haben Angst um ihre Jobs

Riedel rechtfertigte das bisherige Angebot der Arbeitgeberseite, wonach es in diesem und im nächsten Jahr zwei Lohnerhöhungen um einmal 3,2 und ein weiteres Mal um 2,8 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 600 Euro geben soll. „Wir haben in den deutschen Seehafenbetrieben ein vergleichsweise hohes Lohnniveau“, so Riedel. Sie rief Verdi auf, auf Streiks zu verzichten. Eine Bitte, die wohl verpuffen dürfte.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp