Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands OTTO

Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands Otto Foto: picture alliance/dpa/Marcus Brandt

Warum der Otto-Chef sauer auf die Politik ist

Zahl der Kunden gesteigert, Umsatz gewachsen – beim Onlineshop Otto hatte man nach zuletzt schwachen Zahlen und bekanntgewordenen Stellenabbau-Plänen am Mittwoch auch mal wieder ein paar gute Nachrichten zu verkünden. Die Sorgenfalten sind die Verantwortlichen in Bramfeld aber noch lange nicht los. Das liegt an der rasant wachsenden Billig-Konkurrenz aus China. Weil die Politik aus seiner Sicht darauf nicht richtig reagierte, wurde der Chef in Bramfeld bei der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch kurz mal ein bisschen emotional…

„Wir übernehmen Verantwortung. Wir bemühen uns um Nachhaltigkeit. Wir erfüllen alle Vorschriften. Aber aus Asien kommt massiv subventioniert Konkurrenz in den Markt. Alles per Luftfracht. Nichts wird geprüft. Wir verlangen, dass die Politik sich damit auseinandersetzt!“ Gerade hatte Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands, die Zahlen des zurückliegenden Jahres und die sich daraus ergebenden Herausforderungen noch betont sachlich vorgetragen. Dann waren es Shein und Temu, die ihm doch mal kurzfristig den Puls trieben: Die Politik reagiere „im Schneckentempo“ und mit „mangelhaftem Sachverstand“ auf die Offensive der Billig-Versandhändler aus Fernost, schimpfte der Otto-Manager.

Otto hatte zuletzt 12,2 Millionen aktive Kunden

Dabei hat Otto selbst die Zahl seiner Kunden zuletzt gesteigert. Der Shop aus Hamburg habe im zurückliegenden Geschäftsjahr 12,2 Millionen aktive Kunden aufgewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg um mehr als vier Prozent. Der Umsatz wuchs im Geschäftsjahr 2024/25, das am 28. Februar endete, im Jahresvergleich um rund fünf Prozent auf etwa 4,4 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2023/24 hatte es beim Umsatz noch einen Rückgang um acht Prozent gegeben.

Otto betreibt eine sogenannte Plattform. Das bedeutet, dass auch andere Händler und Marken über die Website Waren verkaufen können, wenn sie dafür eine Gebühr zahlen. Auch können sie ihre Waren bewerben. Allein mit dem Werbegeschäft setzte Otto zuletzt 223 Millionen Euro um. Otto verfüge derzeit über 6200 Partner auf dem Marktplatz. Ähnlich funktioniert das Geschäft bei Branchenprimus Amazon.

Bei Nachhaltigkeit wolle Otto weiter keine Kompromisse machen, hieß es. Auch wenn das Thema bei den Kunden eine im Vergleich zum Preis eher untergeordnete Rolle spiele, wolle man seiner Verantwortung hier gerecht werden. Unter anderem mit neuem Verpackungsmaterial, das in Teilen aus Moorpflanzen besteht, die bei Landwirten eingekauft werden sollen, die dafür dann trockengelegte Moore wieder renaturieren. Nasse Moore sind hocheffektive CO2-Speicher.

Werbeslogan „Otto – find ich gut“ wird wiederbelebt

Das Motto: Gutes tun und das auch offensiv thematisieren. Für die aktuelle Werbekampagne wird der traditionsreiche Slogan „Otto – find ich gut“ wiederbelebt.

Zum Ergebnis äußert sich der größte deutsche Onlineshop nur so weit: „Wir sind rentabel“. Auch die Informationen zum geplanten Sanierungsprogramm „Elevate“, das jährlich 80 Millionen Euro einsparen soll und nach Einschätzung des Betriebsrats viele Stellen kosten könnte, waren eher spärlich. Klar wurde: Otto will sich wappnen für die zahlreichen Bedrohungslagen: „Wir müssen die Rentabilität steigern, um handlungsfähig zu bleiben in einer volatilen Welt.“

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