Darum tragen wir weiter Maske
Seit Samstag geht es in Hamburg in den meisten Bereichen des Alltags „oben ohne“. Nur noch in den Bussen und Bahnen des HVV sowie in medizinischen Einrichtungen gilt weiterhin eine Maskenpflicht – im Einzelhandel und der Gastronomie ist sie Geschichte. Die Hamburger können aber natürlich weiterhin freiwillig eine Maske tragen. Und viele tun das – aus unterschiedlichen Gründen.
Routiniert gehen Alperen Kolacs Hände zu den Ohren, als er das Einkaufszentrum verlässt – Maske runter. Dass er sie eigentlich gar nicht hätte aufsetzen müssen, vergisst er nach zwei Jahren Pandemie noch häufig. „Ich trage sie vor allem aus Gewohnheit. In der Bahn muss man das ja auch noch. Oft lasse ich sie aber auch schon weg. Ich bin geimpft und genesen, hatte einen milden Verlauf. Ich habe keine Angst, mich erneut anzustecken“, erklärt der 19-Jährige.
Die 20-jährige Alice Jungclaus sieht das anders. Sie ist zwar geboostert, fürchtet sich angesichts hoher Inzidenzen und einer noch nicht ausreichenden Impfquote vor einer Ansteckung. „Die Geschichten über Omikron-Infektionen mit starken Symptomen und langen Nachwirkungen machen mir Angst. Da möchte ich mich lieber weiterhin schützen. Ich weiß noch nicht, wann ich da entspannter werde“, sagt sie.
Viele Hamburger wollen die Maske weiterhin tragen
„Ich höre erst auf, die Maske zu tragen, wenn die Zeitungen das Ressort „Corona“ abschaffen“, scherzt Philip Wienberg. Er habe Angst vor einer Infektion, nachdem sein Schwager mit einem schweren Verlauf auf der Intensivstation lag und seitdem unter Long Covid leidet. „Ich möchte es trotz Booster nicht darauf ankommen lassen“, sagt der 40-Jährige. Gerade habe er sich einen neuen 50er-Pack Masken gekauft.
Die Angst vor einem schweren Verlauf hält sich bei Sophie Jaeger in Grenzen, anstecken möchte sie sich aber nicht. „Auf die Quarantäne habe ich keine Lust“, sagt die 20-Jährige. Dass sie die Maske weiterhin trage, sei aber auch einer Unsicherheit geschuldet. „Ich weiß manchmal gar nicht, wo was gilt. Im ÖPNV muss man die Maske noch tragen, einige Geschäfte schreiben freiwillig eine Maske vor. Da setze ich sie einfach überall auf, um keinen Fehler zu machen“, sagt Sophie Jaeger.
Ana Figueira wird ihren Mundschutz überall dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen, aus Verantwortungsgefühl weiter tragen. Die 54-jährige Altentherapeutin arbeitet mit vielen gefährdeten Menschen zusammen und möchte sie, aber auch sich selbst vor einer Infektion schützen. „Ich bin vor einiger Zeit trotz Booster erkrankt und hatte drei Wochen lang starke Symptome. Erst einen Monat später war ich wieder richtig fit. Davor möchte ich mich und andere bewahren“, so Ana Figueira.
Im Gespräch mit der MOPO erklärt der Sozialpsychologe Prof. Wagner von der Uni Marburg, dass es nicht nur aus Gründen der Solidarität sinnvoll sei, weiterhin Mund und Nase zu bedecken. Die Maske erinnere uns außerdem daran, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei und Abstands- und Hygienemaßnahmen weiterhin wichtig seien. Aber der Experte warnte auch vor „militanten“ Auseinandersetzungen zwischen Maskengegnern und -befürwortern. Das Interview können Sie hier lesen.