Wegen Bier aufgeflogen: War Hamburger Beamter in rechter Burschenschaft aktiv?
Hamburg –
Offenbar beschäftigt das Bundesverteidigungsministerium einen Beamten aus Hamburg mit rechtsextremem Hintergrund. Der Mann soll der Burschenschaft „Germania” angehören, die seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Zum Verhängnis wurde ihm eine Liste mit Bierschulden. Das Ministerium prüft die Vorwürfe — der rechtstextreme Hintergrund des Beamten war bisher anscheinend nicht bekannt.
Das nächste Bier wird Jan G. wahrscheinlich mit Vorsicht genießen. Denn dem Juristen aus Hamburg, der als Beamter für das Bundesverteidigungsministerium arbeitet, stehen demnächst Befragungen durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) und den Verfassungsschutz ins Haus — weil sein Name auf einer sogenannten Bierliste der „Hamburger Burschenschaft Germania“ (HBG) aufgetaucht ist. Zuvor hatten „NDR Info“ und „taz” darüber berichtet.
Burschenschaft Germania wird vom Verfassungsschutz beobachtet
Jene HBG hat sich ihrem Wahlspruch zufolge dem Einsatz für „Ehre, Freiheit und Vaterland“ verschrieben. Für Frauen oder Menschen, die nicht aus Deutschland stammen, ist dort kein Platz, lieber konzentrieren sie sich auf „urdeutsche” Aktivitäten.
Was konkret bedeutet: Aktivitäten aus dem rechtsextremistischen Spektrum. So wird die HBG bereits seit einigen Jahren vom Hamburger Verfassungsschutz beobachtet. Auch Kontakte zu Andreas Kalbitz sollen bestehen, der bis Mai 2020 als Anführer des völkischen „Flügels“ zur Chefriege der AfD gehörte. Kalbitz soll 2017 eine Festrede auf einer HBG-Veranstaltung gehalten haben.
Hamburger Beamter publizierte in rechtsextremem Buchverlag
Wie „NDR Info“ berichtet, gehe aus Dokumenten hervor, dass Jan G. bis 2015 als sogenannter „Alter Herr“ Mitglied der „Germania“ gewesen sein soll. Teil der Dokumente sei unter anderem eine Liste, die die „Bierschulden“ der Burschenschafter verzeichne.
Aufgefallen war Jan G.s Hintergrund dem „Hamburger Bündnis gegen Rechts“, das seit Jahren auch auf rechte Studentenverbindungen hinweist. Ob er noch immer bei der „Germania“ ist, ließ G. dem Bündnis zufolge auf seine Mitgliedschaft angesprochen offen. Seit 2009 sei G. zudem mehrfach als Autor tätig gewesen, seine Bücher seien im „Ares“-Verlag erschienen, der für rechtsextreme Publikationen bekannt ist.
Nicht der erste Fall, der im Verteidigungsministerium für Aufregung sorgt
Die Verbindungen von Jan G. zur rechtsextremen Burschenschaft sind nicht der erste Fall, der beim Bundesministerium für Verteidigung für Aufregung sorgte. Erst im Juli gab es Hinweise darauf, dass ein Offizier der Bundeswehr mit rechtsradikalen Social-Media-Inhalten sympathisiert habe. Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte damals angekündigt, dass Verstöße nicht geduldet würden — es gebe eine „absolute Null-Toleranz-Linie, insbesondere was rechte Tendenzen angeht“.
Auch Jan G. werde daher vom MAD und dem Verfassungsschutz zu den Vorwürfen befragt. Das entsprechende Verfahren sei bereits in die Wege geleitet worden.