Wegen Corona: Schützenkönig wider Willen – das kostet ihn richtig Geld
Harburg –
Vor fast einem Jahr schoss er den Vogel ab: Borhan „Bo“ Azzouz (36) ist seit Juni 2019 Gildekönig der Harburger Schützen. Dann kam Corona – und weil es in diesem Jahr virusbedingt kein Schützenfest in Harburg gibt, muss Bo Azzouz das Amt ein weiteres Jahr ausüben. Und das kann teuer werden, zumal dem jungen Unternehmer gleichzeitig die Einnahmen eingebrochen sind.
Rund 10.000 Euro kostet ein Amtsjahr als Schützenkönig. Wenn es im Verein etwas zu feiern gibt, etwa das alljährliche Eisbeinessen für die 60 Mitglieder der Schützenkompagnie oder den Winterball, dann zahlt der König für seine Schützenbrüder und -schwestern und für die Könige befreundeter Schützenvereine die Zeche.
Schützenkönig leidet unter der Coronakrise
„Derzeit sehe ich mich nicht in der Lage, das alles doppelt zu bezahlen“, sagt Borhan Azzouz im Gespräch mit der MOPO. Der Harburger Gildekönig ist Inhaber einer Firma für Veranstaltungstechnik (Sub-events) und leidet massiv unter dem Corona-Lockdown: „Wir waren die ersten, die im März geschlossen haben und werden die letzten sein, die wieder gebraucht werden.“ Alle Buchungen bis Ende Juni wurden abgesagt, ob es in diesem Jahr überhaupt wieder große Veranstaltungen geben wird, weiß keiner.
Zusammen mit anderen Unternehmern der Branche hat Azzouz einen Brandbrief an den Präsidenten der Handelskammer und den Bürgermeister geschrieben. „Vom Handelskammer-Präsident kam überhaupt keine Reaktion“, kritisiert Azzouz. Das Bürgermeisterbüro schickte eine formelhafte Mail mit einer Link-Sammlung.
Viele Absagen: Corona lässt Schützenfeste platzen
Nicht nur der Harburger Schützenverein hat das diesjährige Vogelschießen abgesagt. Auch im Landkreis Harburg, traditionell eine Schützenhochburg, fallen die Schützenfeste aus. Eines der größten, mit gut 2.000 Besuchern, findet alljährlich im Juli in Tostedt statt.
Ob es in diesem Jahr ebenfalls ausfällt, entscheidet der Vereinsvorstand nach Ostern. „Vermutlich werden wir es nicht durchführen können“, prognostiziert der Vorsitzende Siegfried Jobmann auf MOPO-Nachfrage. Solange kein neuer König „proklamiert“ wird, bleibt der alte im Amt. Die Vereine, auch die Harburger Schützengilde, versprechen aber, ihren „Schützenkönigen wider Willen“ finanziell unter die Arme zu greifen.
Das sagt der Schützenkönig zur „Corona-Amtszeit“
Bo Azzouz, leidenschaftlicher Schütze, kann seiner ungeplanten „Corona-Amtszeit“ tatsächlich auch etwas Gutes abgewinnen: „Irgendwie freue ich mich sogar darauf. Wenn Corona vorbei ist, können wir alle Geselligkeit gebrauchen.“