Wegen „Harry Potter“-Ausfall: Darstellerin arbeitet jetzt im Seniorenheim
Hammerbrook –
Es ist ruhig geworden um „Harry Potter und das verwunschene Kind“: Tausende Fans und allen voran natürlich auch die Mitarbeiter haben sich auf die Premiere des Theaterstücks gefreut, für die das Mehr! Theater in Hammerbrook mit viel Aufwand umgebaut wurde. Die zuständige Agentur Mehr-BB Entertainment hat ihren Theaterbetrieb an allen Standorten eingestellt und einen Großteil der Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Darstellerin Sarah Schütz alias „Ginny Potter“ hat der MOPO verraten, wie sie sich nun die Zeit bis zur Premiere vertreibt.
Die Hamburger Premiere des Theaterstücks, die eigentlich im März stattfinden sollte, wurde nach der Absage aller Großveranstaltungen in den Oktober verschoben. Fans müssen derzeit aber nicht komplett auf Harry Potter verzichten: „Wir arbeiten an Konzepten, wie ein Theaterbetrieb unter Covid-19 aussehen kann und haben ein weltweites „Harry Potter at Home“ Online-Angebot aufgebaut. Dort lesen Stars wie Daniel Radcliffe, David Beckham, Eddie Redmayne oder Stephen Fry einzelne Kapitel von ‚Harry Potter und der Stein der Weisen‘“, erzählt Thomas Mehlbeer, Commercial Director bei Mehr-BB Entertainment, der MOPO.
„Harry Potter“ in Hamburg verschoben: Das macht eine Schauspielerin jetzt
Für die Theaterbetreiber ist noch unklar, wie eine Premiere in Coronazeiten aussehen könnte – konkrete Vorbereitungen laufen daher zurzeit nicht, und auch die Proben sind erst wieder für August angesetzt. Dass es so kommen würde, damit hatte Darstellerin Sarah Schütz nicht gerechnet. „Das war wirklich ein Schock. Um uns herum hat sich einiges bewegt, aber man denkt dann irgendwie nicht, dass es auch einen selbst treffen würde.“ Für sie sei der Umgang mit der Nachricht nicht leicht gewesen, nach all der Arbeit, die sie und ihre Kollegen in das Theaterstück hineingesteckt hatten.
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Die Schauspieler sind derzeit zu Hause, davon viele in Kurzarbeit – und vertreiben sich nun selbst die Zeit, bis es wieder losgeht. Sarah Schütz hat sich von Anfang an dazu entschlossen, den Lockdown effektiv zu nutzen und sich nicht finanziell abhängig zu machen. „Zuerst habe ich die Wohnung aufgeräumt und das, was über die Zeit liegen geblieben ist, bearbeitet. Doch dann habe ich irgendwann die Lust verspürt, mich noch mehr einzubringen – auch aus finanziellen Gründen“, so die Hamburgerin. Sie wollte nicht auf Hilfe von der Stadt warten, sondern selbst die Initiative ergreifen.
Hamburg: „Ginny Potter“ ist jetzt Kassierin und Altenpflegerin
Also bewarb sie sich auf systemrelevante Jobs – mit doppeltem Erfolg, denn die Nachfrage ist in bestimmten Branchen momentan gewaltig. Seit Anfang April arbeitet Sarah Schütz nun unter anderem als Kassiererin in einem Supermarkt. „Ich habe irgendwie einen ganz neuen Alltag und finde es total bereichernd, auch mal in einem anderen Bereich zu arbeiten“, erzählt sie. Ein bis zweimal die Woche jobbt die Hamburgerin dort – und nimmt nur wenige Wochen später eine zweite Stelle im Seniorenheim an.
Dort hilft Sarah Schütz beim morgendlichen Waschen, bereitet Frühstück und Mittagessen vor und verbringt Zeit mit den Senioren. Besonders überraschte sie die Nähe beim Umgang mit den Pflegebedürftigen. „Das ist eine Intimität, die ich mir zuvor gar nicht vorstellen konnte“, so die Hamburgerin. Zudem bekäme sie nun aus nächster Nähe mit, wie es den älteren Menschen, aber auch den Pflegekräften eigentlich in Corona-Zeiten ergeht.
„Harry Potter“-Cast macht gemeinsame Workouts
Unterdessen ist die Premiere gerade noch ganz weit weg. Vorbereiten tut sich Sarah Schütt momentan nicht – sie sei immer bereit für das Theaterstück. Tägliches Sport treiben steht aber nach wie vor auf dem Programm. „Ich muss körperlich fit bleiben, aber Sport mache ich auch unabhängig von einer Produktion“, erzählt die Schauspielerin. Regelmäßig mache das Ensemble auch gemeinsame Workouts per Videokonferenz. Live habe sie aber bisher noch keine Kollegen wiedergesehen.
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Die Hoffnung, dass es im Oktober losgehen kann, ist auf jeden Fall da. „Derzeit schreitet eine weitgehende Öffnung aller Lebensbereiche voran. Die Rahmenbedingungen ändern sich jede Woche. Einige Theater proben schon wieder“, sagt Thomas Mehlbeer. „Insofern schauen wir positiv in die Zukunft.“