Kind hängt Schmuck an Tannebaum
  • Kein Tannenbaum in diesem Jahr: Drohungen gegen Hamburger Kita (Symbolbild)
  • Foto: Jens Kalaene/dpa

Weil sie keinen Weihnachtsbaum aufstellt: Drohungen gegen Hamburger Kita

Das Team der „Kita Mobi“ in Lokstedt habe beschlossen, in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum aufzustellen, heißt es in einem Brief an die Eltern. Begründung: Man wolle „kein Kind in seinem Glauben ausschließen.“ Erwartungsgemäß schlägt das Schreiben bundesweit Wellen, mit ebenso erwartbaren Folgen: Die Kita werde mit „massiven rassistischen Drohungen“ und Erpressungsversuchen überzogen, wie der Träger nun schildert. Die Elternvertreter der Kita zeigen sich bestürzt über den Hass im Netz und verteidigen die Anti-Tannenbaum-Entscheidung. Die AfD indes hat bereits eine Senatsanfrage gestellt.

Man wolle auf „dieses eine Symbol“ verzichten, den Weihnachtsbaum, betont die Kita in dem Elternschreiben. Die Gruppenräume hingegen seien geschmückt, die Kinder hätten Adventskalender gebastelt und Kekse gebacken. Das Kita-Team weiter: „Es sollen jedoch keine christlichen Feste gefeiert werden.“ Viele Eltern seien darüber empört, berichtet das Hamburger Abendblatt.

Elternvertreter verteidigen die Entscheidung der Kita

Die gewählten Elternvertreter der Lokstedter Kita hingegen schreiben in einem Offenen Brief: „Die Auffassung der Elternvertreter*innen ist, dass die Kita Mobi für kulturelle Vielfalt, Diversität und religionsübergreifende Gemeinschaft steht.“ Mit Bestürzung habe man die öffentlichen Kommentare verfolgt: „Neben den täglichen Herausforderungen wird sehr wohl mit Kindern der meisten Gruppen weihnachtlich geschmückt, gebastelt, (Winter-)Weihnachtsfeiern veranstaltet und Weihnachtskalender geöffnet.“

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Träger der Kita Mobi ist die religiös ungebundene „Stiftung Kindergärten Finkenau“, die sich „zutiefst erschüttert“ über die öffentlichen Anwürfe zeigt: „Wie bei uns seit über 47 Jahren üblich, entscheiden die Teams, gemeinsam mit den Kindern, wie sie die Einrichtung schmücken wollen. In der Kita Mobi, die seit 10 Jahren besteht, gab es seither circa drei Mal einen Weihnachtsbaum.“ Auch in der Kita Mobi gebe es wieder viele weihnachtliche Bräuche wie Adventskalender oder Adventskränze: „Zudem gibt es Dekoration wie Tannenzweige, Kugeln und Lichterketten.“ 

Die Kita Mobi ist im Erdgeschoss eines Neubaus in Lokstedt untergebracht Patrick Sun
Kita Mobi im Erdgeschoss eines Neubaus
Die Kita Mobi ist im Erdgeschoss eines Neubaus in Lokstedt untergebracht

Der Träger räumt allerdings ein, dass die Äußerung zur kultursensiblen Haltung der Kita in dem Elternbrief „vielleicht unglücklich“ gewesen sei. Daran werde man mit den Teams in den Kitas arbeiten.

Die Hamburger AfD nimmt die Diskussion derweil zum Anlass, den Senat unter dem Titel „Kindheit ohne Weihnachten“ zu fragen, ob die Tannenbaum freie Kita „staatliche Landesmittel“ erhält.

Diskussion um Kita-Fasching

„Mobi“ ist nicht die erste Hamburger Kita, die wegen „Kultursensibilität“ an den Internet-Pranger gestellt wird. Im Jahr 2019 schrieb eine Ottensener Kita an die Eltern, dass bei der bevorstehenden Kita-Faschingsfeier Indianer- und Scheichkostüme nicht erwünscht seien, weil es sich dabei um kulturelle Aneignung handele. Auch dieser Elternbrief sorgte für einen bundesweiten Aufschrei der Empörung sowie Forderungen nach einem Ende der Finanzierung aus Steuergeldern.

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