Was 'ne Hitze! Ein Mann liegt auf einem Stand-Up-Paddle-Board, das über einen Alsterkanal treibt.
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Wetter wie in Italien: Was der Klimawandel mit Hamburg macht

Nun trifft sie Hamburg doch noch mit voller Wucht: Eine Hitzewelle rollt durchs Land und beschert auch unserer Hansestadt bis zu 35 Grad. Damit kommen wir im Deutschland-Vergleich noch einigermaßen glimpflich davon – doch die Gefahr solcher Hitzewellen steigt. Die MOPO erklärt, was der Klimawandel mit Hamburgs Sommern macht.

Amtliche Hitzewarnung in Hamburg! Am Dienstag kann es bis zu 34 Grad heiß werden, warnt der Deutsche Wetterdienst. Für Mittwoch werden sogar 35 Grad befürchtet.

Klimaforscher Latif: 1,5-Grad-Ziel wird verfehlt

Die extrem heißen Sommertage kommen nicht überraschend, schließlich ist der Trend der Erderwärmung ungebrochen. In Hamburg ist die Jahresmitteltemperatur seit 1881 um 1,7 Grad auf mittlerweile 9,8 Grad angestiegen, heißt es im Klimareport Hamburg des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Und künftig wird es noch heißer: Im Vergleich zum Referenzzeitraum 1971 bis 2000 gehen die Autoren von einer Erwärmung von 1,0 bis 1,4 Grad bis 2050 aus. Forschern der Technischen Hochschule (ETH) Zürich zufolge könnte es in etwa 30 Jahren in Hamburg sogar so warm sein wie heute in San Marino in Mittelitalien – und gehen dabei noch von einem vergleichsweise moderaten Klimaszenario aus. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur in San Marino liegt im August bei etwa 29 Grad.

Der Hamburger Klimaforscher Mojib Latif.
Der Hamburger Klimaforscher Mojib Latif.

Und wie heiß es noch bis 2100 wird, ist unklar – es hängt davon ab, wie ehrgeizig es im Klimaschutz vorangeht. Klimaforscher Mojib Latif glaubt allerdings nicht, dass das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden kann. Vermutlich würden nicht einmal zwei Grad geschafft, sagte der Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. „Nimmt man das, was die Politik weltweit derzeit macht, sind wir eher auf dem Kurs drei Grad.“ Eine fatale Entwicklung. „Wir nähern uns dem Punkt, an dem man sich eingestehen muss: Die Zeit ist abgelaufen“, so Latif.

Aktuell sei die Welt schon bei etwa einem Grad Erwärmung angekommen. „Drei Grad wären eine Katastrophe.“ Die Autoren des Hamburger Klimareports erwarten bei einem „Weiter-so“ sogar einen Anstieg um 3,6 Grad in unserer Hansestadt.

Dürre, Hitzewellen, Starkregen: Das bringt der Klimawandel

Wärmere Temperaturen – das mag für einige zunächst verlockend klingen, doch der Klimawandel bringt Extreme mit sich, die auch Hamburg verändern. Frosttage nehmen ab, richtig heiße Tage werden dagegen immer häufiger.

Weil warme Luft mehr Feuchtigkeit speichern kann, ändert sich auch der Niederschlag. Besonders im Sommer kommt es zu längeren Dürreperioden – eine dramatische Entwicklung für Landwirtschaft und Wälder. Gleichzeitig steigt das Risiko für intensiven Starkregen und Flutkatastrophen, wenn die Wassermassen dann schlagartig herunterprasseln.

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Und auch die Gefahr für längere und intensivere Hitzewellen nimmt zu. Perioden von 14 Tagen mit im Schnitt mindestens 30 Grad waren in Hamburg bis 1994 nicht bekannt – seitdem traten sie aber schon mindestens sechsmal auf. Auch Sommertage mit mindestens 25 Grad und richtige Hitzetage mit mindestens 30 Grad nehmen zu. Gab es zwischen 1961 bis 1990 in unserer Hansestadt im Schnitt noch 21,2 Sommertage mit mindestens 25 Grad pro Jahr, waren es zwischen 1991 und 2020 schon 31,6 Tage. Deutschlandweit sind es sogar 13 Tage mehr.

Richtig heiße Tage mit mindestens 30 Grad haben sich seit 1950 deutschlandweit sogar auf 11,1 Tage im Jahr verdreifacht. Auch hier in Hamburg haben solche Hitzetage von 2,1 auf 7,3 Tage pro Jahr stark zugenommen. Der Wetter-Experte Frank Böttcher erwartete bis 2050 sogar eine Verdoppelung der Hitzetage.

Hamburg im Sommer: Stadtklima besonders heiß

Gerade in einer Großstadt wie Hamburg kann das belastend sein, denn durch die dichte Bebauung hält sich Hitze hier besonders gut. Gleichzeitig kommt es zu weniger Abkühlung durch natürliche Verdunstung, weil immer mehr Flächen versiegelt werden. Auch nachts kühlt die Stadt somit langsamer ab – und es kommt zu mehr sogenannten Tropennächten mit mindestens 20 Grad, bei denen viele Menschen schlechter schlafen. Milderung könnten entsprechende Dachbegrünungen bringen – doch die gehen in Hamburg nur schleppend voran.

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Für Hamburger:innen heißt es somit wohl, die Temperaturen auszuhalten und sich so weit es geht abzukühlen. Die Gesundheitsbehörde ruft dazu auf, ausreichend zu trinken und direkte Sonne und körperlich anstrengende Aktivitäten zu meiden.

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