Anna-Luisa Maischberger (20) versucht seit zwei Jahren, ein behindertengerechtes Auto zu bekommen.
  • Anna-Luisa Maischberger (20) versucht seit zwei Jahren, ein behindertengerechtes Auto zu bekommen.
  • Foto: honoroarfrei

Seltene Krankheit: Hamburgerin (20) kämpft um ein kleines bisschen Freiheit

Seit ihrer Geburt hat Anna-Luisa Maischberger Glasknochen und ist deswegen auf einen Rollstuhl angewiesen. Um unabhängiger zu werden, hat sie vor etwa zwei Jahren ein Auto beantragt, das für sie behindertengerecht umgebaut werden muss. Doch das gestaltet sich schwierig. Der MOPO hat die 20-Jährige von ihrer Odyssee durch die Bürokratie erzählt.

2019 begann sie ein Medizinstudium an der Universität Hamburg. „Da kam meiner Familie und mir der Gedanke, dass ich einen Führerschein machen sollte“, sagt die Hamburgerin. Denn für die Uni brauche sie einen Elektro-Rollstuhl, der höhenverstellbar ist, um mit den anderen Kommilitonen „auf Augenhöhe“ zu sein. Dieser passt allerdings nicht in das Auto ihrer Eltern.

20-Jährige mit Glasknochen will ein Auto beantragen

„Deshalb habe ich einen Fahrdienst, den ich aber außerhalb der Uni-Zeiten nicht benutzen kann“, erzählt Maischberger. Die öffentlichen Verkehrsmittel könne sie aufgrund der hohen Verletzungsgefahr nicht nutzen.

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Die Glasknochenkrankheit ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die zu einer geringen Stabilität der Knochen führt. Dadurch verformen sie sich und brechen sehr leicht.

Hamburg: Auto muss behindertengerecht umgebaut werden

Damit die 20-Jährige das Auto selbst fahren kann, müssten die Rückbank und der Fahrersitz ausgebaut werden, denn sie muss vom Kofferraum aus zum Lenkrad rollen. Ein spezielles, leichtes Lenkrad müsste eingebaut werden sowie ein Joystick für Gas und Bremse. Da sie dann keine Hand mehr für den Blinker frei hätte, ist dafür eine Sprachsteuerung nötig. Der Umbau beläuft sich laut Maischberger auf bis zu 100.000 Euro. Sowohl ein soziales als auch ein medizinisches Gutachten sind erforderlich.

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Und damit ging der Ärger los. 2019 wandte sie sich zunächst an das Soziale Dienstleistungszentrum in Lokstedt, Fachabteilung Grundsicherung. Diese Abteilung sei allerdings nach ein paar Monaten von heute auf morgen „weg gewesen“. Anfang 2020 wurde ein neues Gutachten bezüglich des Autos angefordert. Als die Familie im Spätsommer nachhakte, stellte sich heraus, dass nichts passiert sei, außer dass der Fall an das Amt für Eingliederungshilfe in Wandsbek weitergeleitet worden war.

Hamburg: Das sagt die Sozialbehörde zu dem Fall

„Durch den Wechsel der Ämter sind Unterlagen verloren gegangen“, erzählt die Studentin aus Stellingen. „Wir versuchen jetzt wieder, ein Gutachten zu bekommen, aber das ist nicht so einfach, denn die Zuständigkeit wird immer von einem zum nächsten geschoben.“ Anna-Luisa wünscht sich mehr Transparenz von Seiten des Amtes und eine klare Linie. „Ich weiß nie, an wen ich mich gerade wenden kann!“ Bis heute ist sie keinen Schritt weitergekommen.

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Die Sozialbehörde bestätigt auf MOPO-Nachfrage, dass der behindertengerechte Umbau eines Fahrzeugs grundsätzlich möglich ist. „Dafür sind verschiedene Fragen zu klären“, so Sprecher Martin Helfrich. Er zählt verschiedene Bedingungen auf, zum Beispiel müsse geklärt werden, ob der ÖPNV unzumutbar sei und sich Taxis oder Fahrdienste wirtschaftlich nicht lohnten. Außerdem sei zu prüfen, ob der- oder diejenige das Fahrzeug auch bedienen könne.

Zum konkreten Fall von Anna-Luisa-Maischberger sagt er: „Die Antragstellerin hat gegenüber dem ursprünglichen Antrag noch einen veränderten Wunsch. Dieser verzögert die Bearbeitungszeit.“ Außerdem fehlten noch einige erforderliche Unterlagen. „Liegt alles vor, kann geklärt werden, wer die Kosten trägt“, so Helfrich. Zu den Vorwürfen der verloren gegangenen Unterlagen und der wechselnden Zuständigkeit der Ämter schweigt die Behörde allerdings.

Hamburg: Ein Auto bedeutet für Maischberger Freiheit

Für Anna-Luisa Maischberger würde das Auto Freiheit bedeuten. „Derzeit bin ich sehr an zu Hause gebunden“, sagt sie. Auf lange Sicht möchte sie in eine eigene Wohnung ziehen, ohne Auto würde das aber keinen Sinn machen. „Ich weiß, dass das Geld nicht auf Bäumen wächst und es wirtschaftlich bleiben muss“, so die 20-Jährige. „Aber viele haben einfach keine Ahnung, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben.“

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