• Die Gästen freuten sich beim Restaurant-Besuch auf ein bisschen Normalität. 
  • Foto: Marius Röer

„Wie eine Neueröffnung“: So läuft der Restaurant-Alltag unter Corona-Bedingungen

Barmbek –

Es ist Frühling. Biergartenwetter. Normalerweise sind Restaurants und Kneipen jetzt voll. Doch dieses Jahr ist alles anders. Denn dieses Jahr gibt’s Corona. Die wochenlange Schließung brachte viele Wirte in Existenznot. Jetzt der Neustart. Er läuft verhalten.

Wir sind im Restaurant „T.R.U.D.E.“ im Herzen von Barmbek, das berühmt ist für seine Burger. Und für die French Fries. Und den Ceasar salad. Holger Völsch bewirtet seine Gäste in den ehemaligen Produktionsräumen der „New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie“ – ein wirklich besonderer Ort.

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Für Geschäftsführer Holger Völsch ist der Neustart eine große Herausforderung.

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Macht es in Zeiten von Corona noch Spaß, Gastronom zu sein, Herr Völsch? Er grinst und schnauft erst einmal. Dann berichtet er von großen finanziellen Einbußen. Von Wochen voller Sorge, die hinter ihm liegen. Seit ein paar Tagen hat das Restaurant wieder geöffnet. Das sei ein Lichtblick. Aber eine große Herausforderung sei es auch.

„Wir haben ja erst Dienstag erfahren, dass wir am Folgetag wieder öffnen durften“, sagt Völsch und schüttelt den Kopf. „Man kann natürlich kein Unternehmen innerhalb von 24 Stunden wieder hochfahren!“ Dieses schlechte Timing habe ihn wirklich geärgert.

Hamburger Geschäftsführer: „Also würde man ein neues Restaurant eröffnen“

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Die Gäste können ihre Bestellung direkt über das Handy aufgeben.

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Aus dem Stand mussten er und sein Team zusehen, wie sie all die Auflagen der Behörden erfüllen. „Wir tragen jetzt Masken. Dass ich das tue, ist zu verschmerzen. Aber können Sie sich vorstellen, was das für die Köche bedeutet? Die kriegen dadurch kaum noch Luft. Bei dem Dampf und der Hitze in der Küche ist das wie Hochleistungssport, kann ich Ihnen sagen.“

Es gab viele Hürden, die Völsch und sein Team überwinden mussten. „Es hat sich für mich so angefühlt, als als würde ich ein neues Restaurant eröffnen. Es ist wie eine Neugründung gewesen“, sagt Völsch.

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Mit Abstand und bei mildem Wetter genießen die Gäste den Abend. 

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Und was sagen die Gäste? Macht es Spaß, von Kellnern mit Gesichtsmaske bedient zu werden? „Wir sind froh, endlich mal wieder essen gehen zu dürfen“, sagt ein Mann, der mit seiner Familie an einem Tisch im Freien Platz genommen hat. An Masken im Gesicht habe man sich ja mittlerweile gewöhnt, meint er. Und auch mit der digitalen Speisekarte, auf der nun die Gerichte ausgewählt werden müssen, kommt er klar.

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Am Nachbartisch sitzen Jens Guthnow (36) und seine Begleiterin Claudia Franke (28). Sie erzählen, dass sie in der Corona-Zeit sehr viel zu Hause gekocht haben. Mal eine ganz neue Erfahrung. Und Geld haben sie dadurch auch gespart. „Jetzt sind wir aber froh, wieder in ein Restaurant gehen zu können.“

Restaurant-Besuch in Hamburg: Das sagen die Gäste

Im „T.R.U.D.E.“ herrscht an diesen Abend zwar keine gähnende Leere, doch gibt Geschäftsführer Völsch zu, dass er auf mehr Gäste gehofft hat: „Wir sind davon ausgegangen, dass die Leute nur darauf warten, wieder in ein Restaurant gehen zu können und uns überrennen.“ Aber das Geschäft laufe eher verhalten. Die Auslastung liege etwa bei 30 Prozent, was natürlich auch an den Abstandsregelungen liegt.

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Die Servicekräfte liefern das Essen auch direkt zu den Kunden

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Die Tische müssen 1,5 Meter voneinander entfernt stehen. So wollen es die Behörden. Das bedeutet, dass auf der gleichen Fläche deutlich weniger Tische Platz finden. Buffets sind verboten. Auch für Stehplätze muss der Abstand von 1,5 Metern zwischen den Gästen gewährleistet sein.

Trude in Barmbek: Eigenen Lieferservice eingerichtet

Gut, dass Völsch die geringeren Einnahmen durch seinen Außer-Haus-Lieferservice wenigstens etwas ausgleichen kann. Den hat er in der Krise aufgebaut. „Und wir wollen ihn auch beibehalten, denn er ist sehr gut angenommen worden.“

Für die Mitarbeiter bedeute er allerdings eine große Mehrbelastung. „Wenn die Servicekräfte von der Liefertour wiederkommen, schnappen sie sich meist zwei Gerichte, bringen sie an den Tisch, und im nächsten Moment sitzen sie auch schon wieder im Auto und fahren zum nächsten Kunden.“

Das alles ist eine Herausforderung. „Aber wir haben gar keine andere Wahl, als uns ihr zu stellen“, so Völsch. „Hauptsache, wir bekommen einen Traum-Sommer, denn bei gutem Wetter und unter freiem Himmel sind die Leute einfach entspannter.“

„T.R.U.D.E.“, Maurienstr. 13-15 (Barmbek-Nord), Mo-Do 11-24 Uhr, Fr 11-1 Uhr,
Sa 9.30-1 Uhr, So 9.30-23 Uhr. Reservierungen unter Tel. 20 00 69 31 oder trude-hh.de 

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