• Marcel Decker (24) kritisiert die Vorgehensweise des Gesundheitsamts. 
  • Foto: Florian Quandt

Wie kann das sein?: Hamburger wird aus Quarantäne entlassen – trotz positiven Tests

Barmbek-Nord –

Wie passiert es, dass jemand trotz positiven Corona-Tests aus der Quarantäne entlassen wird? Der Hamburger Marcel Decker hat genau das erlebt: Er hatte auch 14 Tage nach seiner Ansteckung noch Symptome, musste sich aber nicht länger isolieren. Decker findet das Vorgehen unverantwortlich, das Gesundheitsamt verteidigt die Entscheidung. Fakt ist: Über die Quarantänezeit entscheidet ein Wert, der möglicherweise gar nicht aussagekräftig genug ist.

Der Barmbeker hatte sich bei einer Freundin angesteckt, die Anfang März zu Besuch gewesen war. Nach einem positiven Testergebnis folgten 14 Tage angeordnete Quarantäne. Was dann geschah, konnte Decker nicht mehr nachvollziehen: Da er noch Symptome hatte, wurde der 24-Jährige ein zweites Mal getestet – mit positivem Ergebnis. Aus der Quarantäne wurde er trotzdem offiziell entlassen. 

Hamburger wird aus Quarantäne entlassen – trotz positiven Tests

„Das Labor hat mir geraten in Quarantäne zu bleiben, laut Gesundheitsamt durfte ich meine Wohnung aber wieder verlassen. Und dann wundert man sich, dass die Inzidenz steigt“, so der Barmbeker zur MOPO. Zur Sicherheit machte er zwei Tage später auf eigene Faust sogar einen dritten Test: Wieder positiv. „Ich hatte totale Angst noch Leute anzustecken und bin nur mit meinem Hund rausgegangen. Mich hat das alles sehr aufgeregt.“

Laut dem Gesundheitsamt des Bezirks Nord hatte die Vorgehensweise einen fachlichen Hintergrund: In Fällen, bei denen die Symptomatik länger andauere, gebe es einen zweiten Test vor der Entlassung aus der Quarantäne, erklärt eine Sprecherin auf MOPO-Nachfrage. „Wenn der CT-Wert über 30 ist, gehen wir nicht mehr von einer Infektiosität aus.“ In diesem Fall werde keine erneute Quarantäne angeordnet – das würde überall gleich gehandhabt.

Corona-Tests: Das sagt das Hamburger Gesundheitsamt zu den Vorwürfen

Was viele nicht wissen: Eben dieser CT-Wert ist entscheidend bei den Testergebnissen, denn er gibt an, wie hoch die Viruslast einer bestimmten Probe ist – und soll damit auch etwas über die Infektiosität der getesteten Person aussagen. Dabei gilt: Je niedriger die Zahl, desto höher die Viruslast. Somit kann ein Test zwar positiv ausfallen, die Person aber trotzdem nicht länger ansteckend sein.

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Damit orientiert sich das Gesundheitsamt an Untersuchungen aus dem Robert-Koch-Institut, die zeigen, dass Coronaviren ab einem CT-Wert von 30 nicht mehr im Labor vermehrt werden können. Damit würde die Person, von der die Probe stammt, nicht länger als ansteckend gelten.

Untersuchungen aus Großbritannien kamen aber zu einem anderen Ergebnis: Selbst bei einem Wert von über 35 waren acht Prozent der Virenproben noch vermehrbar. Einen klaren CT-Wert, ab dem eine Person positiv getestet wird, aber nicht länger ansteckend ist, gibt es bisher offenbar nicht.

Corona-Infizierter sagt: „Es sollte mehr Untersuchungen geben“

Decker hat nach eigenen Angaben bei seinem ersten Test einen CT-Wert von 24,5 gehabt. Nach seiner Quarantänezeit lagen seine Ergebnisse offenbar genau um den umstrittenen Grenzwert herum: Beim zweiten Test kam ein Wert von 31 heraus, beim dritten lag er bei 30,5. Damit hätte sich die Virenlast wieder leicht erhöht. „Ich finde, es sollte mehr Tests geben“, sagt der 24-Jährige. Denn es hängt viel davon ab. 

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