Wie sich die Bundespolizei gegen das Corona-Chaos stemmt
Wer in Corona-Zeiten nach Deutschland einreist, muss diverse Dokumente parat haben. Nicht jedem Reisenden sind die Vorschriften klar. Auch am Hamburger Flughafen führt das zu Verzögerungen.
Die Liste der als Corona-Hochrisikogebiet eingestuften Länder ist lang und beschert der Bundespolizei am Hamburger Flughafen mehr Arbeit. Passagiere müssen Wartezeiten bei den Kontrollen in Kauf nehmen. Seit einer Woche brauchen Reisende auch aus den EU-Ländern Belgien, Niederlande, Griechenland und Irland eine elektronische Einreiseanmeldung, dazu ihren Pass oder Ausweis sowie einen Impfpass, Genesenennachweis oder Corona-Test.
Die Bundespolizei muss am Hamburg Airport umfassend kontrollieren
Die Einreiseanmeldung ermöglicht dem Gesundheitsamt die Kontaktnachverfolgung, sollte bei einem Passagier nachträglich eine Infektion festgestellt werden, wie Marcus Henschel von der Bundespolizeiinspektion am Helmut-Schmidt-Flughafen erläutert. Doch nicht alle Reisenden kennen die neuen Bestimmungen.
Nach der Landung einer Linienmaschine aus der irischen Hauptstadt Dublin gehen die 53 Passagiere zur Passkontrolle. Irland gehört nicht zum Schengenraum, alle müssen einen Pass oder Ausweis vorzeigen. Die Beamten sprechen die Reisenden auf dem Weg zur Kontrollstelle auf die erforderlichen Dokumente an. „Ich wusste gar nicht, dass ich das als Deutscher auch machen muss“, sagt ein etwa 50 Jahre alter Passagier.
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Er muss eine „Ersatzmitteilung“ in Papierform ausfüllen. Die Bundespolizisten halten Formulare in verschiedenen Sprachen bereit. Zehn weitere Reisende werden aufgefordert, ebenfalls ihre Daten niederzuschreiben. Nach gut zehn Minuten sind alle Passagiere aus Dublin durch die Kontrolle.
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„Die Reisenden sollten sich vor dem Abflug tagesaktuell informieren, wie ihr Abflugland vom Robert Koch-Institut eingestuft wird“, betont Henschel. Die Passagiere einer Maschine aus Amsterdam haben diesen Ratschlag offenbar schon berücksichtigt. Die überwiegend jungen Leute zeigen den Beamten bei der Kontrolle am Ankunftsgate die geforderten Dokumente auf dem Handy. Nur ein Paar muss ein Ersatzformular ausfüllen.
Eigentlich bräuchten die Passagiere ihre Ausweise gar nicht vorzuzeigen – sie kommen aus einem Land im Schengenraum. Doch bei der Kontrolle der Corona-Dokumente müssen die Beamten auch die Identität feststellen. Alle 33 Fluggäste werden in knapp zehn Minuten überprüft.
Immer wieder fliegen Impfpass-Fälschungen auf
Bei größerem Andrang könne die Bundespolizei nur stichprobenartig kontrollieren, sagt Henschel. Eine halbautomatisierte Kontrolleinrichtung für EU-Bürger hilft ihnen kaum noch. Die Automaten können die Corona-Dokumente nicht lesen, wie Henschels Kollegin Stephanie Flick berichtet. Das überrascht nicht. Auch alle Bundespolizisten müssen sich täglich vor Schichtbeginn mit dem aktuellen Stand des Regelwerks vertraut machen.
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Meist nehmen die Beamten die Dokumente nur in Augenschein. Kommen sie ihnen verdächtig vor, machen sie eine elektronische Abfrage. Einige Impfpass-Fälschungen haben die Bundespolizisten in der vergangenen Zeit entdeckt. Dann leiten sie eine Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft weiter.
Die meisten Reisenden zeigten Verständnis für die Kontrollen, sagt Henschel. „Die Akzeptanz ist schon sehr hoch.“ Aber nicht jeder denkt beim Reisen ständig an Abstand, Hygiene und korrekten Sitz der Maske. Der Polizeihauptkommissar weiß: „Wenn es nach dem Landen ans Aussteigen geht, sind die Corona-Regeln über Bord geworfen.“