Wieder Radfahrer in Hamburg überfahren: Soll das jetzt bis 2024 so weitergehen?
Wandsbek –
Schrecklicher Unfall im Nordosten Hamburgs: Am Montagmorgen ist bei einem Unfall im Kreuzungsbereich der Wendemuthstraße und der Rüterstraße ein 76-jähriger Radfahrer von einem Müllwagen überfahren worden. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fordert die Politik zum Handeln auf.
Nach MOPO-Informationen kam es bei einem Abbiegemanöver im direkten Kreuzungsbereich zu dem schweren Unfall. Der Fahrradfahrer sowie der Fahrer des Müllwagens waren beide stadteinwärts unterwegs. Laut Polizeiangaben wollte der 22-jährige Fahrer des Müllwagens bei Grün zeigender Ampel von der Rüterstraße nach rechts in die Wendemuthstraße einbiegen. „Hierbei übersah er offenbar den Radfahrer, der sich zu diesem Zeitpunkt auf der dortigen Radwegfurt befand“, teilte die Polizei am Montagmittag.
Radfahrer-Unfall in Hamburg: Unfallopfer unter Reifen eingeklemmt
Der 76-jährige Radfahrer wurde bei dem Crash unter dem Reifen des Lasters eingeklemmt. Er starb noch am Unfallort, die herbeigeeilten Rettungskräfte konnten nichts mehr für ihn tun. Der Müllwagen-Fahrer, der offenbar mit seinem Lkw im Auftrag der Stadtreinigung Tannenbäume einsammeln sollte, steht unter Schock. Der Verkehrsunfalldienst ermittelt jetzt, wie es zu dem schrecklichen Unfall kommen konnte.
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Die Unfallstelle selbst gilt nicht als Unfallschwerpunkt, war in der Vergangenheit nicht auffällig. Dafür jedoch das beteiligte Lkw-Unternehmen, das im Jahr 2014 ebenfalls in einen tödlichen Unfall verwickelt war. Beim Rechtsabbiegen. Die Folge: Seit einigen Jahren beschafft die Firma nur noch Lkw mit Kameraassistenten, Müllfahrzeuge würden nur noch mit 360-Grad-Kameras bestellt, sagte Geschäftsführer Enno Simonis 2019 der „Auto Bild“. Der an dem Unfall beteiligte Lkw war ebenfalls mit einer Kamera ausgestattet, jedoch eine Art Rangierhilfe. „Ein Assistenzsystem liegt nicht vor“, so ein Polizeisprecher.
Noch sind solche Systeme auch nicht verpflichtend, der Abbiegeassistent wird ab 2022 für alle neuen Fahrzeugtypen und ab 2024 für alle Neufahrzeuge in der EU Pflicht. „Doch auch dann müssen die Fahrer achtsam bleiben“, sagt ADAC-Sprecher Christian Hieff.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) richtet derweil sein „tiefes Mitgefühl“ an die Hinterbliebenen, plant für Dienstag um 18.30 Uhr eine Mahnwache an der Unfallstelle – und äußert eine Forderung. „Wollen Politik und Polizei solche Unfälle verhindern, müssen sie endlich präventiv handeln und solche Kreuzungen sowie den Straßenverkehr insgesamt entschärfen und umgestalten, sodass die Sicherheit und der Schutz von Radfahrern und Fußgängern oberste Priorität haben“, so Sprecher Dirk Lau.
Mehr Kontrollen von Lkw-Fahrern, aber auch eine drastische Verringerung des Lkw-Verkehrs in der Stadt, elektronische Warnsysteme, die für alte wie neue Lkw verpflichtend sein müssen, und Ampelschaltungen, bei denen die Radfahrer zuerst Grün bekommen, seien einige Maßnahmen, die helfen würden, das Leben der Menschen zu retten.