Ger…wer? Gercollector! Deutschlands bekanntester Auto-Influencer im Interview
Ger… wer? Autofreaks auf der ganzen Welt können über diese Frage nur den Kopf schütteln: Gercollector (bürgerlich Michael Spegel) ist der bekannteste Auto-Influencer Deutschlands, mit 1,2 Millionen Followern auf Instagram und 271.000 Abonnenten auf YouTube. Der Mittdreißiger, der sich auf Social Media nur mit verspiegeltem Helm zeigt, besitzt eine Sammlung von Luxusautos im Wert von Dutzenden Millionen Euro (Umfang, Wert und genauer Ort der Tiefgarage am Tegernsee bleiben geheim) – und ist einer der Speaker auf der OMR-Messe. Die MOPO sprach mit dem Gercollector über die Sache mit dem Helm, über den Unterschied zwischen Tennis und Rennsport, über die Stille in einem Elektroauto – und über einen Teddy auf dem Beifahrersitz.
Wie würden Sie jemandem ohne Ahnung von Autos erklären, wer Sie sind und was Sie machen? Wer ist Gercollector?
Gercollector: Ganz simpel gesagt: Gercollector ist der Typ unter dem Helm, der seit fünf, sechs Jahren auf Social Media unterwegs ist und seine Leidenschaft für Autos teilt.
Wieso dieser Helm?
Auf die Idee bin ich gekommen, als ich bei einem anderen Youtuber mal mit Helm auf dem Beifahrersitz saß, redete und die Leute danach fragten, warum ich nicht einen eigenen Youtube-Kanal mache. Bei Youtube musst du dich aber irgendwie zeigen, und weil es nur um die Autos gehen soll, trage ich eben den Helm. Ich will mich nicht verstecken, aber eben auch nicht profilieren.
Und woher kommt der Name?
German Collector, also der deutsche Sammler, so ist das mal entstanden.
Erinnern Sie sich noch, wann Sie das erste Mal hinter einem Lenkrad gesessen haben?
Ich bin ja schon als ganz kleiner Junge in einem Gokart gesessen. Mit fünf, sechs Jahren bin ich das erste Mal Motorrad gefahren, das habe ich noch vor dem Fahrradfahren gekonnt. Diese Begeisterung für Fahrzeuge und Motorsport, die kam von meinem Vater, damit bin ich groß geworden. Er hat auch den Grundstock für unsere Autosammlung gelegt.
Sie haben mehr als eine Million Follower auf Insta, was sind das für Leute? Können die sich diese superteuren Wagen leisten, oder zeigen Sie denen Träume?
Das ist ein Mix. So 60, 70 Prozent sind jüngere Leute, die einfach eine Affinität zu Autos haben. Ich habe aber auch Follower, die haben eine ähnliche Autosammlung wie ich, die können sich bestimmte Modelle leisten und darum arbeite ich auch mit zahlreichen Automobilherstellern zusammen. Das sind deren Kunden. Die kommen aus der ganzen Welt. Manchmal generiere ich mehr Reichweite in den USA als in Deutschland.
Da sind doch bestimmt auch viele Scheichs dabei, oder?
Auf jeden Fall, da drüben herrscht eine extrem große Leidenschaft für Fahrzeuge. Da kann man sich über Autos super vernetzen, da sind auch schon Freundschaften entstanden.
Haben Sie eigentlich schon mal eine Beule in einen dieser Luxusboliden gefahren? Da muss einem doch das Herz bluten, oder?
Nee, das ist mir tatsächlich noch nie passiert, glücklicherweise.
Diese schweren Wagen mit röhrenden Benzinmotoren, finden Sie die noch zeitgemäß?
Ich bin da für eine gesunde Mischung. Von heute auf morgen alle Verbrenner weg, das funktioniert nicht, so viele Ladestationen haben wir noch nicht. Und wenn ich etwa mit dem McLaren auf der Autobahn so dahingleite, habe ich einen Verbrauch von achteinhalb Litern. Das geht also. Aber mein Alltagsfahrzeug, mit dem ich jeden Tag in die Stadt und zum Einkaufen fahre, ist ein Audi RS e-tron GT, der hat 646 PS und ist voll elektrisch. Mit dem bin ich auch schon von München an den Gardasee gefahren, ohne Ladestopp, das hat mich extrem begeistert. Ich bin ja auch Markenbotschafter für Audi, was das Thema Elektromobilität angeht.
Vermissen Sie da das Röhren nicht?
Das war für mich am Anfang tatsächlich eine Hürde, ich dachte, das kann nicht gut sein. Aber ich sag Ihnen was: Wenn man in das Auto einsteigt, man hat auf einmal so eine Ruhe, es sind ganz andere Emotionen, die man da entwickelt. Es heißt ja immer, Elektrofahrzeuge rufen keine Emotionen hervor, das stimmt auch für einige, aber nicht für alle. Für die Stadt könnte ich mir gar kein anderes Auto mehr vorstellen.
Aber mit so einem Lamborghini durch die Straßen zu lärmen, da gucken die Leute doch.
Ein Lamborghini hat meiner Meinung nach in der Stadt gar nichts zu suchen. Wenn dann noch jemand Standgas gibt, um möglichst viel Krach zu machen, das erzeugt ein falsches Bild bei den Leuten. Dabei gibt es auch einen Modus bei Lamborghini, in dem ist er so laut wie andere Autos. Und außerhalb der Stadt kann man dann wieder in den Sportmodus gehen. Ich fahre mit dem gerne auf der Landstraße, am Wochenende, bei schönem Wetter Richtung Berge. Da kann ich dann auch die V12-Power genießen.
Fahren Sie Ihre Sammlerstücke tatsächlich alle?
Es gibt Autosammler, die lassen tatsächlich alle Flüssigkeiten ab und sehen die Wagen nur als Wertanlage. Aber die Wagen in unserer Garage, die werden alle gefahren, auch die limitierten Modelle. Das ist ja der Spaß daran. Ich komme aber kaum noch dazu, weil ich so viel Zeit bei Testfahrten für Auto- oder Reifenhersteller auf Rennstrecken verbringe. Die Autos aus der Sammlung zu fahren, das machen dann gute Freunde und die Familie
Fahren auch Frauen Ihre Autos?
Klar, in der Familie haben auch die Frauen diese Leidenschaft.
Fahren Sie eigentlich auch Rennen mit diesen schnellen Wagen?
Nein, ich kriege zwar immer wieder Angebote, aber das ist nicht mein Sport. Mein Vater ist früher Rennen gefahren, aber mich nervt, dass in dem Sport mittlerweile nicht mehr Talent an erster Stelle steht, sondern Geld. Wer ein hohes Budget auf den Tisch legt, kann mitfahren. Mein Leistungssport früher war Tennis, da konnte man nur an Turnieren teilnehmen, wenn man durch seine Leistung eine bestimmte Position in der Rangliste hatte.
Was hat es eigentlich mit dem großen Teddy auf sich, der in ihren Videos auftaucht?
In meinen ersten Videos – vor der Idee mit dem Helm – habe ich mich ja gar nicht gezeigt und da war der Teddy so die erste Bezugsperson. Das ging soweit, dass ich das legendäre Mille-Miglia-Rennen in Italien gefahren bin, 1000 Meilen in Oldtimern, und Mercedes hat den Teddy mit einem Shuttle-Fahrzeug nach Italien gebracht. Der ist die ganze Strecke mitgefahren und war dann das Highlight auf der Mille Miglia. Inzwischen sitzt der auch manchmal so aus Spaß auf dem Beifahrersitz. Kinder finden das immer toll.
Sie sind als Speaker bei der OMR, was erwarten Sie von der Messe?
Ich war noch nie da und freue mich sehr darauf, die anderen Speaker kennenzulernen, zu erfahren, wie andere Leute aus der Autobranche oder aus anderen Branchen arbeiten. Das wird definitiv interessant. Ich stehe am 10. Mai um 10.30 Uhr auch selbst auf der Bühne.
Werden Sie bei ihrem Vortrag einen Helm tragen?
Aber selbstverständlich!
Die OMR ist eine Mischung aus Festival und Messe der Digitalbranche, für die 70.000 Menschen aus der ganzen Welt in die Hamburger Messehallen pilgern. Zu den Speakern in diesem Jahr zählt Tennisstar Serena Williams. Die OMR 2023 findet am 9.und 10. Mai statt.