Macht wohnen arm? So viel Geld stecken die Hamburger in ihre Mieten
Wer ein Eigenheim besitzt kann sich glücklich schätzen – denn mieten macht in Deutschland arm. Eine Studie der Humboldt-Universität Berlin im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Mehr als die Hälfte der Haushalte in deutschen Großstädten lebt in zu kleinen oder zu teuren Wohnungen. Auch für Hamburg sind die Ergebnisse der Untersuchung besorgniserregend.
Die Hälfte (49,2 Prozent) aller Haushalte in Deutschlands Großstädten gibt mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aus. Das geht aus einer aktuellen Studie der Humboldt-Universität im Auftrag der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Konkret handelt es sich um 4,1 Millionen Haushalte, deren Wohnungskosten damit die Belastungsgrenze überschreiten.
Wohnen in Deutschland: Mieten macht arm
Auch Hamburg stellt dabei keine Ausnahme dar: 53 Prozent der Mieter in der Hansestadt geben mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Im Vergleich zu 2006 hat sich dieser Wert zwar um knapp 2 Prozent verringert, was aber vor allem am gestiegenen Einkommen liegt. Das hilft laut Studie eher den Gutverdienern, während ärmere Haushalte kaum davon profitieren würden. Das zeigen auch die Zahlen: 28 Prozent aller Mieter in Hamburg stecken 40 Prozent ihres Einkommens in die Miete. Bei 12 Prozent ist es sogar mehr als die Hälfte. Diese Zahlen sind in den letzten Jahren stagniert.
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Doch die Studie unter der Leitung von Stadtsoziologe Dr. Andrej Holm zeigt noch etwas anderes: Mietwohnungen in Deutschlands Großstädten sind nicht nur zu teuer, sondern auch zu klein. Laut Mikrozensus 2018 sind davon mehr als 7,5 Millionen Menschen in 4,4 Millionen Haushalten betroffen. Die Quote der damit nach Analyse der Forschenden „real unterversorgten“ Haushalte in deutschen Großstädten ist zwar seit 2006 um über vier Prozentpunkte gesunken, nach wie vor sind aber mit knapp 53 Prozent mehr als die Hälfte betroffen.
Jeder zweite Hamburger zahlt zu viel Miete
Um herauszufinden, ob es sich dabei eventuell um ein Verteilungsproblem handeln könnte, wagten die Forschenden in der Studie ein Gedankenexperiment. In einer Modellrechnung haben sie die Haushalte nach Einkommen und Personenzahl auf die vorhandenen Wohnungen aufgeteilt. Die Logik: Kleine, preiswerte Wohnungen für kleine Haushalte mit geringem Einkommen, größere für mehrköpfige Haushalte. So konnte das Team der Universität eine hypothetische Versorgungsquote berechnen.
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Das Ergebnis zeigt eine äußert prekäre Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Gerade in Hamburg ist dies deutlich zu erkennen: 2018 lebten 44 Prozent aller Haushalte in Wohnungen, die für sie bezahlbar und auch in der Größe angemessen waren. Im Umkehrschluss lebten jedoch 56 Prozent der Haushalte (365.318) in Hamburg in zu kleinen und zu teuren Wohnungen. Selbst wenn der perfekte Verteilungsschlüssel über die Wohnungsbelegung in der Hansestadt entscheiden würden, könnten rund 20 Prozent (124.693) der Haushalte nicht mit erschwinglichen und angemessen Wohnungen versorgt werden.
Wohnungen in Hamburg: Teuer und zu klein
„Bundesweit umfasste das strukturelle Versorgungsdefizit über 1,5 Millionen Wohnungen, die selbst bei angenommener bester Verteilung für eine leistbare und angemessene Wohnversorgung in den Großstädten fehlten“, so Stadtsoziologe Holm. Dieser „harte Kern der Wohnungsnot“ hat im Zeitverlauf sogar leicht zugenommen.
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Um die Situation in Großstädten wie Hamburg zu verbessern, empfiehlt Andrej Holm einen mehrgleisigen Ansatz: Neben Mietsenkungen und sozialem Wohnungsbau sollten Haushalte mit geringem Einkommen gesetzlich vor Mieterhöhungen geschützt werden. Ein weiterer entscheidender Schlüssel zu einer sozialen Wohnversorgung sei jedoch die Einkommenssituation der Mieter, so Holm. Ohne wirksame Maßnahmen zur Auflösung des weit verbreiteten Niedriglohnsektors sei eine soziale Wohnversorgung in den Großstädten nicht zu gewährleisten.