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Wohnglück: „CaFée mit Herz“ bietet Obdachlosen ein Zuhause und eine Zukunft

Nach Feierabend zu Hause auf die Couch, in einem guten Buch versinken oder die Lieblingsserie schauen – Was für viele normaler Alltag ist, müssen einige Gäste des „CaFée mit Herz“ erst wieder lernen. Mit dem neuen Wohnprojekt der sozialen Einrichtung konnten sieben Menschen ohne Obdach wieder ein Zuhause finden und sich jetzt auf ihren Neustart ins Leben vorbereiten.

„Diese Wohnungen sollen ein Sprungbrett zurück ins eigene Leben sein“, sagt der Leiter des „CaFée mit Herz“, Jan Marquardt, im Gespräch mit der MOPO. Die Idee entstand bereits, als er im vergangenen Jahr die Leitung der sozialen Einrichtung übernahm. „Viele unserer Gäste haben so viel Potenzial“, sagt er. Sie bräuchten nur ein wenig Hilfestellung – Stabilität fange mit den eigenen vier Wänden an.

„CaFée mit Herz“ mietet sechs Wohnungen für Obdachlose

Das Wohnprojekt ist ein Versuch, Menschen ohne Obdach die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu strukturieren, Ordnung in ihr Leben, in ihre Papiere und Gesundheit zu bringen, um dann auf eigenen Beinen zu stehen. Damit dies gelingt, steht ihnen die Sozialarbeiterin Bianca Platz-Wenck, die eigens für dieses Projekt angestellt wurde, zur Seite. 

Der Leiter des CaFee mit Herz Jan Marquardt (l.) zusammen mit der Sozialarbeiterin des Wohnprojektes Bianca Platz-Wenck.

Der Leiter des CaFee mit Herz Jan Marquardt (l. 59) zusammen mit der Sozialarbeiterin des Wohnprojektes Bianca Platz-Wenck (52).

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Florian Quandt

Insgesamt konnten durch die Unterstützung von Spenden und die Vermittlung von Reimund C. Reich, Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung in Hamburg, sechs Wohnungen angemietet werden, von denen eine von zwei Gästen bewohnt werde, so Marquardt. Fünf Frauen und zwei Männer dürfen die Neubauwohnungen jetzt beziehen.

„CaFée mit Herz“: Frauen haben Vorrang beim Wohnprojekt

Die Mehrzahl Frauen hat einen Grund: Einige befanden sich in „toxischen Beziehungen“ – kostenlos Wohnen gegen Körperlichkeiten. Obdachlose Frauen sind auch in Hamburg häufig unsichtbar, die Dunkelziffer ist aber sehr hoch, erklärt Marquardt. „Frauen sollen daher eindeutig Vorrang bekommen.“ Die Wohnungen sollen Schutz bieten, selbst auf den Klingelschildern sind keine Namen zu finden.  

Der erste Einzug war am 5. Oktober, der letzte folgt in der kommenden Woche. „Die meisten kommen nur mit einem Koffer oder Rucksack hier an“, sagt die Sozialarbeiterin. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich, erinnert sie sich. Es wurde kopfschüttelnd durch die Wohnung gelaufen, sich erst einmal auf das Sofa gesetzt oder Kaffee gekocht. „Es herrschte ein Augenblick der Sprachlosigkeit, ein paar Tränen waren auch dabei“, sagt Platz-Wenck.

„CaFée mit Herz“: Die Wohnungen sind mit Spenden finanziert

Bei der Auswahl der Bewohner gab es keinen Katalog, man konnte sich nicht bewerben, erklärt Marquardt: „Wir haben nach Potenzialen gesucht.“ Diese sieben Menschen, alle Gäste des „CaFée mit Herz“, seien das „Resultat von mehreren Gesprächen und einer großen Menge Bauchgefühl“, sagt Marquardt. Ein Jahr ist zunächst als zeitliche Begrenzung gesetzt worden, das bedeute nicht, dass jemand sofort rausfliege, es soll eher eine Motivation sein.

Die Wohnungen werden hauptsächlich durch Spenden finanziert. Nach und nach werden aber auch Anträge, beispielsweise auf Wohn- oder Arbeitslosengeld, gestellt. „Es ist keine Voraussetzung, aber vielen gibt es das Gefühl, etwas beitragen zu können“, sagt Marquardt. In enger Zusammenarbeit mit Bianca Platz-Wenck gehen die sieben Bewohner jetzt die ersten Schritte in eine neue Zukunft.

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