Wohnungsmarkt: Darum steigen in Hamburg die Mieten nicht mehr
Wohnungssuche in Hamburg ist eine Herkules-Aufgabe – und in den vergangenen Jahren zeigte der Trend bei den Mietpreisen nur in eine Richtung: steil nach oben. Erstmals gibt es jetzt für die Wohnungssuchenden der Stadt eine gute Nachricht: Die Preiskurve flacht deutlich ab. Doch ist damit der Aufwärtstrend auch wirklich gebrochen? Und welche Rolle spielt Corona?
Die Daten sind auf den ersten Blick erfreulich: Laut Immobilienverband Deutschland (IVD) erhöhen sich die Mietpreise in der Hansestadt im Vergleich zum Vorjahr lediglich um ein Prozent, durchschnittlich kostet der Quadratmeter jetzt 10,40 Euro. Laut dem „Hamburger Abendblatt“ sagt darüber hinaus eine Studie des Immobiliendienstleisters PREA eine weiterhin mieterfreundliche Entwicklung voraus: Bis 2025 sollen die Quadratmeterpreise in Hamburg im Schnitt nur zwischen 1,2 Prozent (Hamburg Nord) und 4,5 Prozent (Altona) steigen.
Immobilienmarkt in Hamburg: Mietpreise stagnieren
Ein Trend, der sich deutschlandweit abzeichnet: Während Eigenheime in der Corona-Krise deutlich teurer geworden sind, sieht das private Immobilien-Forschungsinstitut „F+B“ kaum noch Dynamik bei den Mieten. Die Neuvertragsmieten hätten im dritten Quartal zum Vorjahreszeitraum mit einem Plus von 0,1 Prozent stagniert und seien zum zweiten Quartal 2020 um 0,9 Prozent sogar leicht gesunken. Die Bestandsmieten kletterten unterdessen um 1,4 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum. Das Fazit: Die Zeit exorbitanter Mietsteigerungen sei vorbei, meint F+B Chef Bernd Leutner.
Die Stadt Hamburg hatte in den letzten Jahren das Wohnungsangebot stark ausgebaut, sogar mehr als andere deutschen Städte: Laut einer Studie des Immobilienberaters „Colliers International“ sind in der Hansestadt seit 2015 rund 9000 Wohnungen im Jahr fertiggestellt worden – das ist nahe dran, an dem vom Hamburger Senat formulierten Ziel von 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr.
Das könnte Sie auch interessieren: Immobilienpreise in Hamburg. In diesen Stadtteilen sind Einfamilienhäuser am teuersten.
Und das scheint sich jetzt auszuzahlen: Wegen der vermehrten Bautätigkeit seien Städte wie Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt inzwischen in der Lage, ihren Bedarf nach und nach zu decken, sagte der Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Voigtländer, schon im Jahr 2019 voraus. Hinzu kommt, dass der Hamburger Senat die Mietpreisbremse in diesem Jahr verlängert hat.
Mieterverein zu Hamburg warnt vor steigenden Mieten
Für den Mieterverein zu Hamburg sind die langsam steigenden Mietpreise kein Grund zur Entwarnung: Zum einen sei bei den Mietpreisen langsam „das Ende der Fahnenstange“ erreicht, zum anderen liege die Preissteigerung immer noch über der Inflationsrate. In diesem Jahr seien die Daten zudem verzerrt, viele Vermieter hätten aufgrund der unsicheren Pandemie-Lage zunächst auf eine Vermietung verzichtet.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Wohnträume. Ein eigenes Heim und als Nachbarn nur die besten Freunde
Doch vor allem eine Entwicklung macht dem Mieterverein zu Hamburg Sorgen: „Wir befürchten, dass das Ausweiten des Homeoffice zu einer Verknappung des Marktes führen könnte“, so Vorstandsvorsitzender Siegmund Chychla. Sollten Menschen künftig auch verstärkt zu Hause arbeiten, würden viele Besserverdiener mutmaßlich größere Wohnungen suchen, um sich ein Arbeitszimmer einzurichten. Dies führe wiederum zur Verknappung von Wohnraum und steigenden Preisen.
Mieten stagnieren, aber Eigentum wird teurer
Etwas anders sieht es beim Eigentum aus, denn hier werden Wohnungen weiterhin teurer: So sind die Kaufpreise in Deutschland laut IVD um rund 7,5 Prozent gestiegen (zum Vergleich: 2019 waren es 8.3 Prozent) – durchschnittlich kostet der Quadratmeter 2330 Euro. Einfamilienhäuser verzeichnen derzeit mit einem Plus von 8,5 Prozent den größten Wertezuwachs (2019: 6,6 Prozent). Hamburg liegt mit einer Wertsteigerung von 7,8 Prozent über dem deutschen Durchschnitt und weist hinter Schleswig-Holstein die höchste Preisdynamik auf. Der Quadratmeterkaufpreis liegt in der Hansestadt bei satten 3450 Euro. (nd/fkm)