• Die beiden Gründer von Bracenet Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke aus Hamburg.
  • Foto: Bracenet GmbH

Aus tödlichen Fallen wird Schmuck : Hamburger Paar kämpft gegen Geisternetze

Neustadt –

Wie Schatten schweben die alten, teils kaputten Fischernetze durch die Weltmeere – und werden für die Lebewesen unter Wasser zu einer tödlichen Falle. Die Hamburger Madeleine von Hohenthal (32) und Benjamin Wenke (35) haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Meere vom Müll der Fischer zu befreien, die Netze weiter zu verwerten und daraus Armbänder herzustellen – die „Bracenets“ sollen ihre Träger jeden Tag an die Verschmutzung der Meere erinnern.

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Im Atelier in der Nähe des Hauptbahnhofes stapeln sich die aufbereiteten, bunten Fischernetze in hohen Regalen bis fast unter die Decke. Blau, grün, schwarz oder gelb, jedes Armband ist nur solange im Online-Shop erhältlich, bis das Netz alle ist.

Sie stammen aus unterschiedlichen Meeren aus der ganzen Welt, der zukünftige Träger erhält eine kleine Karte, auf dem steht, wo genau sein „Bracenet“ herkommt.

Tödliche Falle unter Wasser: Geisternetze sind ein globales Problem

In einem Urlaub auf Sansibar vor knapp fünf Jahren haben sie das erste Mal die kilometerlangen Netze unter Wasser gesehen. „Es hatten sich viele Tiere verfangen, einige lebten noch, andere waren bereits tot“, sagt Benjamin Wenke im Gespräch mit der MOPO.

Jedes Armband gibt es nur, solange das Netz ausreicht.

Jedes Armband gibt es nur, solange das Netz ausreicht.

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Bracenet GmbH

Von den Einheimischen vor Ort erfuhren sie, dass die Netze von Fischereibooten stammen, die im großen Stil die Meere leer Fischen und auch den Bewohnern vor Ort die Lebensgrundlage nehmen.

„Bracenets“: Hamburger Paar tauscht Klamotten gegen Fischernetze

Das Paar fing an, die Netze einzusammeln, überlegte, was man aus diesem neonfarbenen Plastik machen könnte. Nach einigen „Spinnereien“ kam den beiden ehemaligen Marketing Kaufleute der Slogan: „Save the seas, wear a net“ (Schütze die Meere, trage ein Netz) in den Sinn.

Kurzerhand haben sie ihre Klamotten verschenkt, die Travel-Rucksäcke mit Netzen vollgestopft und sie mit nach Hause genommen.

Von Hamburg bis Rom – so viele Fischernetze landen im Meer

Direkt nach ihrem Urlaub starteten von Hohenthal und Wenke nebenberuflich ihr Projekt Bracenet. „Die Wohnung war voll mit alten Fischernetzen, was auch nicht gerade gut roch“, erinnert sich Wenke. Aber es lohnte sich. Spätestens nach einer Valentins-Aktion zusammen mit der Telekom war ihre Arbeit in aller Munde: Innerhalb von 24 Stunden brach ihre Internetseite zusammen und alle Gutscheine für die Bänder waren restlos ausverkauft.

Für Schildkröten, Robben und Wale können die Fischernetze zur tödlichen Falle werden.

Für Schildkröten, Robben und Wale können die Fischernetze zur tödlichen Falle werden.

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imago images/blickwinkel

„Insgesamt mussten wir 10.000 Stück fertigen, hatten aber nur 300 vorproduziert“, sagt Madeleine von Hohenthal. Mit so einer Nachfrage hätten sie nicht gerechnet. „Wir mussten dann Urlaub nehmen und haben Freunde und Familie um Hilfe gebeten“, sagt Wenke. „Wir haben im Garten produziert und Newsletter mit Bildern an die Kunden geschickt, dass es etwas dauern könnte“, ergänzt von Hohenthal.

Video: Sieben Zukunftsfragen an Benjamin Wenke

Fischereinetze werden für „Bracenets“ überall auf der Welt geborgen

Mittlerweile sind die „Bracenets“ zu ihrem Hauptjob geworden. In Zusammenarbeit mit den Organisationen „Ghost Diving“ und „Healthy Seas“ werden die Geisternetze aus den Meeren auf der ganzen Welt geborgen.

Hamburg: Die Farben der Bracenets sind die originalen Netz-Farben.

Hamburg: Die Farben der Bracenets sind die originalen Netz-Farben. 

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Florian Quandt

Das norwegische Unternehmen „Nofir“ bereitet die Netze wieder auf. „Die Armbänder werden aus den originalen Netzen hergestellt, alle Knoten sind genau da wo sie im Netz auch waren“, sagt Wenke.

Hamburg: Mit jedem Armband gehen Spenden an Umweltorganisationen

Ein Armband kostet im Schnitt 19 Euro, zehn Prozent von jedem verkauften Produkt werden an die Organisationen gespendet. Insgesamt konnten sie bereits fünf Tonnen Netze verwerten und insgesamt 175.000 Euro an Umweltorganisationen Spenden.

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Die sogenannten Geisternetze sind herrenlose Netze aus Plastik, die in den Meeren schweben, unendlich weiter fischen und sich in ihre Mikroplastik-Bestandteile auflösen, so der WWF. Nach Angaben von Greenpeace landen allein in Europa jährlich 1250 Kilometer Netze in den Meeren – das entspricht fast der Luftlinie zwischen Hamburg und Rom.

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