• Backtosch Mustafa
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Jetzt hilft er anderen: So wird ein Problemschüler zum Harvard-Überflieger

Langenhorn –

Man hat nicht genügend Selbstvertrauen, weiß gar nicht erst, wie es geht, oder hat niemanden, der an einen glaubt – es gibt viele Gründe, sich nicht auf ein Stipendium zu bewerben. Der Student Backtosch Mustafa will potenzielle Anwärter ermutigen – und hilft mit seinem gemeinnützigen Verein „ApplicAid“ jungen Menschen aus bildungsbenachteiligten Gruppen bei Bewerbungen. 

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Auch Backtosch Mustafa musste kämpfen: In der Mittelstufe waren seine Noten schlecht, sein Lehrer riet ihm davon ab, Abitur zu machen. Doch dann wechselte Mustafa die Schule. Die Lehrer unterstützten ihn, Freunde erzählten ihm von dem Stipendium „grips gewinnt“ von der Joachim Herz Stiftung. Mustafa zögerte, dachte, Stipendien seien nichts für „jemanden wie ihn“. Dann bewarb er sich doch – und gewann. Heute ist Mustafa 23 Jahre alt und studiert Medizin. Für seine Doktorarbeit forschte er an der Elite-Universität Harvard in Boston – Dank eines Stipendiums.

Vom schlechten Schüler zur Elite-Uni: Bildungsaufsteiger gibt es selten

Das Schülerstipendium sei ein Wendepunkt für ihn gewesen, sagt er heute. „Plötzlich glauben nicht nur Freunde und Familie an dich“, erzählt er der MOPO. „Du bekommst auch Bestätigung von offizieller Seite.“ Und er habe gemerkt, welche Türen sich durch solche Förderung öffnen können: Zugang zu Bildung durch finanzielle Förderungen, neue Erfahrungen durch Auslandsaufenthalte, bessere berufliche Chancen durch ein Netzwerk.

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Doch eine Bildungsaufsteiger-Karriere, wie sie Mustafa hingelegt hat, ist selten. Denn die Bildungsherkunft hat einen deutlichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, ein Stipendium zu erhalten, wie eine Studie der Stiftung Mercator aus dem Jahr 2016 belegt. Heißt: Haben die Eltern studiert und vielleicht sogar selbst von einem Stipendium profitiert, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es das Kind auch tut.

Video: Sieben Zukunftsfragen an Backtosch Mustafa

Bildungsgerechtigkeit in Deutschland: Bisher noch keine Realität

Viele andere jungen Menschen mit ebenso viel Potenzial gehen aber leer aus. Zwischen vier und fünf Prozent der deutschen Studierenden bekommen ein Stipendium, aber die große Mehrheit hat sich noch nie auf eins beworben. Und immer wieder sind es Menschen aus bildungsbenachteiligten Gruppen, die ein Studium aus finanziellen Hürden gar nicht erst beginnen oder abbrechen müssen. Erst-Akademiker, junge Menschen mit Migrationshintergrund, einem niedrigen sozioökomischen Status und Geflüchtete. 

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Und genau das will Mustafa ändern. 2018 gründete er den gemeinnützigen Verein „ApplicAid“, der junge und talentierte Bildungsaufsteiger dabei unterstützt, ein Stipendium zu bekommen. Kern des Vereins ist ein digitales Mentoren-Programm: Ehrenamtliche, die selbst einmal ein Stipendium bekommen haben, helfen einem jungen Talent dabei, sich auf den Bewerbungsprozess für eben dieses Stipendium vorzubereiten. Rund 200 solcher „Matches“ hat der Verein schon vermittelt, Stipendien im Wert von über 300.000 Euro wurden eingeholt. Aktuell decken rund 300 Mentoren 150 verschiedene Bildungsstipendien ab.

ApplicAid: Der Verein hilft mit einem Mentoren-Programm bei Bewerbungen

Eine der aktuellen Mentees ist Abigail Appiah-Manu. Die Arbeit mit ihrem Mentor habe ihr Selbstvertrauen für die Bewerbung gesteigert, erzählt die 19-Jährige der MOPO. „Es ist einfach gut, wenn es jemanden gibt, der einem Denkanstöße gibt und auch in praktischen Dingen mal helfen kann, weil er weiß, wie die Dinge funktionieren“, sagt sie.

Ihre Eltern, Einwanderer aus Ghana, sprechen zwar Deutsch – für Formalitäten oder dem Korrekturlesen eines Motivationsschreibens reichen die Sprachkenntnisse aber noch nicht. Appiah-Manu bewirbt sich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und möchte vor allem ihr Netzwerk ausbauen und sich in den Stiftungs-Seminaren auch politisch weiterbilden. In die dritte Runde ist die Jura-Studentin schon gekommen.

„Gerade bei Bildungsaufsteiger:innen gibt es Vorurteile und Glaubenssätze, dass sie sowieso kein Stipendium bekommen“, sagt Mustafa, der damit durch Aufklärungsarbeit aufräumen will. Auch an Impuls- und Motivationsgebern fehlt es. Deshalb will der Verein im Mai auch 60 Lehrer aus ganz Deutschland schulen – die die Informationen und Bewerbungstipps dann hoffentlich an ihre Schulen tragen. „Jeder Mensch hat Potenzial“, glaubt Mustafa. „Wir wollen dabei helfen, dass auch jeder die Möglichkeit bekommt, es zu entfalten.“

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