• Hamburg: Die Gründer des VR-Spiele-Studios Curvature Games, Hannah Paulmann (l.), Dennis Briddigkeit und Eike Langbehn.
  • Foto: Oliver Reetz

Manipulation der Sinne: So macht ein Start-up unser Wohnzimmer zum Abenteuerpark

Altona –

Mit Achterbahn-Fahrten fing es an, mittlerweile hat sich ein komplett neuer Bereich im Gaming-Sektor gegründet: Die virtuelle Realität, kurz VR. Mit den sogenannten VR-Brillen ist die Erkundung eines Freizeitparks kein Problem mehr – und das aus dem heimischen Wohnzimmer. Das einzige Problem: „Motion Sickness“, eine Art Reisekrankheit, ausgelöst durch die Brille. Das Hamburger Start-Up Curvature Games hat jetzt eine Lösung parat.

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VR-Brillen sind mit Spielekonsolen wie der Playstation zu vergleichen. Der Unterschied: Die Konsole sitzt direkt auf der Nase. Sobald die Brille sitzt und eingeschaltet ist, taucht der Spieler in virtuelle Welten ein. Den Raum, in dem er gerade steht, sieht er nicht mehr.

Das Grundproblem im VR-Bereich ist die sogenannte „Motion Sickness“ – Schwindel oder Übelkeit können auftreten. Der Auslöser: In der virtuellen Welt bewegt man sich, die Augen signalisieren also eine Vorwärtsbewegung, in der realen Welt steht man. Das ist vergleichbar mit der Übelkeit beim Rückwärtsfahren in der Bahn oder beim Lesen im Auto.

Hamburger Start-Up entwickelt neue Technologie für Virtual Reality

Zwar kann man sich derzeit auch durch einige wenige Schritte in den virtuellen Welten bewegen, aber vieles wird noch immer durch die Controller gesteuert. Hebel nach vorne bedeutet vorwärtslaufen – aber nur im Spiel.

Genau an diesem Punkt setzt das Hamburger Games-Studio Curvature Games jetzt an. Das Besondere: „Es geht um eine neue Form der Fortbewegung in Virtual-Reality-Welten, die es so noch nirgends gibt“, sagt Eike Langbehn (33), einer der beiden Geschäftsführer. „Mit dem ‚Redirected Walking’ lassen wir den Nutzer quasi real im Raum herumlaufen“, ergänzt Dennis Briddigkeit (32).

Video: Sieben Zukunftsfragen an Dennis Briddigkeit

Hamburg: Durch „Redirected Walking“ – Technik trickst die Sinne aus 

Die beiden kennen sich bereits seit der ersten Klasse und haben in ihrer Heimat bei Bremen schon in Jugendzeiten „LAN-Partys“ im großen Stil veranstaltet. Die Idee für Curvature Games, was übersetzt „Krümmung“ bedeutet, entstand durch die Ergebnisse der Doktorarbeit von Eike Langbehn an der Universität Hamburg. Im vergangenen Jahr bekam das junge Unternehmen dann eine Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium. Zur Gründung holten sich die beiden Schulfreunde noch die 3D-Grafikerin Hannah Paulmann (27) mit ins Boot.

Langbehn befasste sich mit dem Thema „Redirected Walking“, also dem „umgeleiteten Gehen“. Das „umgeleitet Gehen“ basiert auf einer Ungenauigkeit unserer Sinne. Ein Beispiel: Wer schon einmal versucht hat, mit geschlossenen Augen eine gerade Linie zu laufen, der weiß, dass man in den meisten Fällen einen Bogen schlägt – unsere Sinne täuschen uns also vor, geradeaus zu gehen, obwohl wir das gar nicht tun.

The Amusement – so wird das neue VR-Spiel von Curvature Games heißen.

The Amusement – so wird das neue VR-Spiel von Curvature Games heißen. Es basiert auf der Geschichte des alten Freizeitparks Lunapark in Altona.

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Curvature Games

Hamburg: Neustes VR-Spiel ist inspiriert vom Lunapark Altona

Nichts anderes geschieht bei dem Einsatz von „Redicted Walking“ in VR-Spielen. „Man läuft immer im Kreis, ohne es zu merken“, sagt Langbehn. Der Spieler bewegt sich im Spiel und in der Realität vorwärts ­– durch kleine Manipulationen der Sinne wird er immer wieder im Kreis geleitet. „Diese Manipulationen passieren unter der Wahrnehmungsgrenze“, sagt Briddigkeit. Die heimischen Wohnzimmerwände sind dadurch beim Spielen keine Barriere mehr, weil der Spieler eben im Kreis läuft.

Das nächste Spiel von Curvature ist bereits in Planung: „Es wird ein Adventure Game sein“, sagt Langbehn. Als Vorlage für die virtuelle Umgebung dient der alte Lunapark in Altona – ein Freizeitpark, der 1913 öffnete und bereits 1914, aufgrund des ersten Weltkriegs, wieder geschlossen wurde.

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