Zweite tödliche Corona-Welle?: Virologe Drosten sagt, wie wir sie verhindern können
Bisher galt es in der Wissenschaft und den Medien nahezu als Konsens, dass uns trotz zahlreicher Maßnahmen gegen das Coronavirus spätestens im Herbst oder Winter eine zweite Infektionswelle droht. Der Virologe Christian Drosten sieht nun die Möglichkeit, diese zu verhindern. Dafür müsse man sich Japan zum Vorbild nehmen.
Der Virologe Christian Drosten sieht die Möglichkeit, „ohne eine tödliche neue zweite Welle“ des Coronavirus bis Herbst und Winter zu kommen. Das sagte der Wissenschaftler der Berliner Charité am Donnerstag im NDR-Podcast. Dafür müsse man aber bei den jetzigen Maßnahmen nachjustieren und sich die Strategien von Japan als Vorbild nehmen.
Zweite Corona-Welle verhindern? Das sagt Virologe Drosten
Zentral sei dafür das frühe Erkennen sogenannter Superspreading-Events: Fälle, in denen ein Infizierter überdurchschnittlich viele weitere Menschen ansteckt. Kontaktpersonen sollten dann ohne vorherige Diagnostik als infiziert betrachtet und isoliert werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Das sei die Strategie von Japan in den letzten Wochen gewesen.
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„Das müssen wir unbedingt als Beispiel für die nächste Zeit nehmen“, sagt Drosten. Somit wäre es beispielsweise auch möglich, dass bei einem infizierten Lehrer nicht die gesamte Schule geschlossen werden müsste, sondern nur die von ihm unterrichteten Klassen in Quarantäne geschickt werden könnten. Es reiche dabei wohl sogar eine Woche Isolation, da man offenbar nicht so lange ansteckend sei, wie man zu Beginn der Krise angenommen hatte.
Zweite Corona-Welle verhindern: Japan neues Vorbild
Wichtig sei es aber, Kontaktpersonen sofort in Quarantäne zu schicken und nicht erst, nachdem sie getestet wurden. „Cluster müssen sofort identifiziert und isoliert werden“, so Drosten. Das sei der Kern der japanischen Strategie, die großen Erfolg habe. Japans Infektionskurve sinke, ohne die strengsten Maßnahmen getroffen zu haben. Lange habe man dort aber nicht offensiv die Strategie kommuniziert.
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Drosten betonte dennoch, dass auch viele der derzeit in Deutschland bereits geltenden Maßnahmen mögliche Superspreading-Events verhindern würden. Angenommen werde inzwischen, dass der Großteil der Infizierten nur sehr wenige oder keine anderen Menschen anstecke, auch dank anhaltender Kontaktbeschränkungen.
Diese Erkenntnisse seien seit etwa einer guten Woche durch neue Studien aus Asien bekannt. Einige Lockdown-Maßnahmen könnten entsprechend bedenkenlos gelockert werden. Große Menschenansammlungen in Innenräumen mit hoher Zeitdauer und Atemfrequenz – beispielsweise Sport oder Chorproben – stellen dagegen weiterhin eine große Gefahr dar. (alu)