• In die idyllische Stadt Zarrentin am Schaalsee ziehen sich viele Touristen und Zweitwohnbesitzer in Ferienhäuser zurück – wegen Corona werden sie jetzt rausgeschmissen. (Symbolbild)
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Auch Hamburger Ex-Senator betroffen : MeckPomm wirft „Fremde“ rigoros raus

Zarrentin –

Um in der Corona-Krise die Ausbreitung des Virus einzudämmen, gehen derzeit alle Bundesländer in Deutschland mit Verboten und Beschränkungen vor. Auch für viele Hamburger heißt das momentan: Sie können ihre Feriendomizile nicht nutzen. Selbst dann nicht, wenn die Häuser oder Wohnungen als Zweitwohnsitz angemeldet sind. Nach Schleswig-Holstein schmeißt nun auch Mecklenburg-Vorpommern die Menschen einfach raus, darunter viele Hamburger. Nun gibt’s ordentlich Zoff.

In Mecklenburg-Vorpommern wird rigoros vorgegangen: Sobald man sich als Hamburger mit Zweitwohnsitz „outet“, soll man das Bundesland verlassen, ebenso wie Touristen. Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, ist nun auch ein ehemaliger Hamburger Senator, der zeitweise in Zarrentin lebt, betroffen.

Hamburger Politiker darf nicht nach „MeckPomm“

Willfried Maier (Grüne) und seine Frau haben seit 15 Jahren einen Zweitwohnsitz am Schaalsee. Wegen der Corona-Maßnahmen reisten sie Mitte März zurück nach Hamburg – und dürfen nun nicht mehr nach Mecklenburg-Vorpommern. Dass die meisten Zweitwohnungsbesitzer nicht mehr einreisen dürfen, finde Maier in Ordnung. „Aber wie in Schleswig-Holstein sollten die Leute, die da sind, auch bleiben dürfen“, sagte der ehemalige Politiker dem „Abendblatt“.

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Für ihn persönlich gehe es dabei auch ums Geld: „Solange wir ausgesperrt werden, zahlen wir selbstverständlich auch keine Steuer.“

Touristen werden rigoros aus dem Land verbannt

Wie unsanft das Bundesland trotzdem weiterhin verfährt, wird an dem Fall von Peter Krausse noch deutlicher: Der 69-Jährige zieht sich schon seit Jahren immer wieder gemeinsam mit seiner Frau nach Zarrentin am Schaalsee zurück. In einer Einliegerwohnung, die Verwandten gehört, kommen sie unter. „Wir haben beschlossen, dass wir da in der jetzigen Situation besser aufgehoben sind“, erzählt Krausse der MOPO. Die Versorgung sei sichergestellt und viele Menschen wären dort ohnehin nicht.

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Krausse ist 69 Jahre alt, seine Frau 70 – beide gehören also zur Risikogruppe und wollten sich in Mecklenburg-Vorpommern in Sicherheit bringen. Doch ein Bauunternehmer aus einer Firma, mit der der Naturschützer Krausse schon länger im Clinch steht, wusste das zu verhindern. Eines Tages fing er den Hamburger ab: „Er sagte, ich müsse das Land verlassen, er habe mich angezeigt!“

Tatsächlich hatte das Ehepaar nur wenig später Besuch vom Ordnungsamt – innerhalb kurzer Zeit sollten sie abreisen. „Die Ausweisungspraxis in ‚MeckPomm‘ ist wirklich sehr rigoros erfolgt“, empört sich Krausse.

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„Da muss man wirklich aufpassen, dass das nicht eskaliert“, so eine Sprecherin des Zarrentiner Bürgermeisters. „Nicht dass plötzlich alle vor Langeweile beginnen, ihre Nachbarn anzuschwärzen.“ Sie findet, dass man erst mal selbst auf die „Übeltäter“ zugehen und im netten Ton auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen sollte, bevor man sie verpetzt.

Allgemein werden in der Stadt aber nur die vorgegebenen Regelungen des Landes durchgeführt, so die Sprecherin. „Ich kann nicht nachvollziehen, wie jemand wagen kann, das überhaupt zu hinterfragen“, stellt sie klar. „Das hat ja alles seinen Sinn.“

Und was ist mit den Steuer-Streikern? „Wenn Menschen glauben, sie müssten keine Steuern zahlen, dann ist das so. Darum kümmert sich dann das Amt“, so die Sprecherin.

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