Aufregung an Schule: AfD-Lehrer pöbelt gegen „Corona-Diktatur“ und „Multi-Kulti-Hölle“
Lehrer und erster Beisitzer des Landesvorstandes der AfD Niedersachsen, Thorsten Althaus, wirbt in einer Kampagne der Partei gegen eine „Corona-Diktatur“ und warnt in einer Rede vor einer „multikulturellen Hölle“. Schülerinnen und Schüler reagieren auf die Aussagen.
Thorsten Althaus unterrichtet als verbeamteter Lehrer Geschichte am Hölty-Gymnasium und dem Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium in Celle. In einer öffentlichen Kampagne der AfD posiert Althaus auf einem Flyer gegen die Maskenpflicht. „Die Corona-Diktatur muss beendet werden“, heißt es auf dem Flugblatt. Daneben ist ein Porträt des Lehrers abgebildet, der seinen Mundschutz abzieht.
Landesschulbehörde beurteilt Althaus‘ Verhalten
Gegenüber dem NDR wertet die Landesschulbehörde Althaus‘ Verhalten als unproblematisch. Die Behörde verweist auf das Grundrecht der freien Meinungsäußerung, da Althaus auf dem Flyer nicht als Lehrer auftrete. „In der Schule scheint er nach jetziger Erkenntnislage nicht zu agitieren. Wenn dies der Fall wäre, würde sich die Sachlage ändern“, so die Behörde laut Medienberichten.
Die Schulleiterin des Celler Hölty-Gymnasiums habe bestätigt, Althaus sei einer der Dienstältesten. Er habe sich gegenüber Kollegen und Lehrern immer korrekt verhalten und sich auch an Vorschriften wie die Maskenpflicht gehalten. Die „Cellesche Zeitung“ berichtet jedoch von einer Elternbeschwerde, die dieser Darstellung widerspricht.
Videomitschnitt einer Rede des AfD-Politikers
Außerdem kursiert derzeit ein Videomitschnitt einer parteilichen Rede von Althaus, in dem er sagt: „Wenn ich aus meinem Büro auf den Pausenhof schaue, dann sehe ich dort unsere Schüler spielen. Und ich denke mir jedes Mal, verdammt noch mal, es darf nicht sein, dass wir unsere Jugend in die Hölle der multikulturellen Gesellschaft schicken“. Schüler der beiden Gymnasien reagieren auf die Aussage.
Der Schülersprecher des Gymnasiums habe gesagt, seine Mitschüler hätten panisch auf das Video reagiert. Es bestehe die Angst, dass der Geschichtslehrer nicht fair benoten würde. „Wir akzeptieren Meinungen. Aber es ist auch wichtig für uns, dass diese Meinungen niemanden verletzten oder einschränken. Und das ist hier geschehen“, sagte er gegenüber den Medien.
Angriff auf Schüler?
Ein Schüler des Hölty-Gymnasiums finde, es sei ein direkter Angriff auf viele seiner Mitschüler. Eine Schülerin, deren Vater aus Brasilien komme, habe erklärt, es sei ihr wichtig, dass sie sich mit ihrer Schule identifizieren könne und dass die Schüler sich als Gemeinschaft klar von derartigen Aussagen distanzieren.
Auch der Schulleiter des Hölty-Gymnasiums habe sich kritisch geäußert: „Das können und wollen wir so nicht im Raum stehen lassen”. Die Schule stehe für Integration von Inklusionskindern und Schülern mit Migrationshintergund.
Celle: Schüler machen Standpunkt klar
Die Schüler beider Gymnasien haben mit einer Kunstaktion ihren Standpunkt klar gemacht. Mit bunter Kreide schrieben sie „Multikulti ist himmlisch“ auf den Asphalt des Schulhofes.
Das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium sei Partnerschule der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen. Der ehemalige Leiter äußert sich ebenfalls gegenüber Medien: „Mit seiner Gleichsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen mit einer Diktatur hat Herr Althaus bewiesen, dass er ganz offensichtlich weder über Geschichtsbewusstsein noch über historisches Urteilsvermögen verfügt und damit nicht über die Grundvoraussetzungen, die ein Geschichtslehrer mitbringen sollte“.
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Stephan Bothe, stellvertretender Landesvorsitzende der AfD Niedersachsen halte die Empörung für überzogen. Es sei „ein Versuch des politischen Gegners, einen erfolgreichen Geschichtslehrer zu diskreditieren“. Thorsten Althaus habe sich bisher nicht geäußert. (sd)