Ungeheuerlicher Verdacht: Autowerkstatt der Polizei durchsucht
Der Verdacht ist ungeheuerlich: In der Zentralwerkstatt für Polizeifahrzeuge in Mecklenburg-Vorpommern soll die komplette Belegschaft nebenbei auch ihre privaten Pkw und die ihrer Familien und Bekannten repariert haben. Pikant: Dabei sollen auch dienstlich gelieferte Materialien genutzt worden sein.
Die Ermittler waren am Mittwoch auf das Gelände der zentralen KfZ-Werkstatt der Landespolizei in Schwerin gefahren. Im Gepäck: Durchsuchungsbeschlüsse vom Amtsgericht Schwerin für die Spinde der Werkstattmitarbeiter.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die komplette Belegschaft der Polizeiwerkstatt in Schwerin
Wie die Staatsanwaltschaft Schwerin mitteilte, wird gegen alle elf Beschäftigten sowie gegen einen weiteren, ehemaligen Mitarbeiter der Werkstatt wegen Betrugs und Unterschlagung ermittelt. Sie sollen ihre Arbeitsstätte schon seit längerer Zeit auch für private Zwecke genutzt haben.
Normalerweise werden in der Zentralwerkstatt, die dem Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz angegliedert ist, Wasserwerfer, Transporter der Bereitschaftspolizei sowie Fahrzeuge der Landespolizei repariert und gewartet.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die zwölf Beschuldigten in der Werkstatt aber bereits seit mehreren Jahren auch an ihren eigenen Autos und an denen von Freunden und Bekannten geschraubt haben. Dabei sei es nicht um Kleinigkeiten wie mal eine Schraube festziehen oder Reifen aufpumpen gegangen, sondern durchaus auch um größere Reparaturen, für die Ersatzteile aus dem Lager der Polizeiwerkstatt verwendet wurden.
„Kein Bagatelldelikt“: Werkstatt-Mitarbeiter reparierten ihre eigenen Fahrzeuge und die ihrer Freunde
Es sei eine gewisse Systematik erkennbar, erklärte ein Behördensprecher gegenüber der „Schweriner Volkszeitung“. Und: „In der Gesamtsumme ist das kein Bagatelldelikt gewesen.“
Aufgeflogen sei die Sache, weil sich einige der Beschuldigten ihren Vorgesetzten gegenüber offenbart haben. Die Leitung des Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei hatte daraufhin Anzeige erstattet. Das Landeskriminalamt wurde eingeschaltet. Nach einer Befragung der Verdächtigen ist inzwischen auch eine Inventur der Lagerbestände durchgeführt worden, um festzustellen, was fehlt.
Das könnte Sie auch interessieren: Vergessen im Russen-Knast: Hamburger seit Monaten im Gefängnis – wegen Gummibärchen
Nach Medieninformationen hat das Innenministerium bereits erste Konsequenzen gezogen: Zwei Werkstatt-Mitarbeiter sollen freigestellt worden sein. Im Fall eines weiteren Beamten sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Die übrigen Beschäftigten müssen mit Abmahnungen oder Ermahnungen rechnen. (ng)