Böllern ohne schlechtes Gewissen? Wie geht das?
Viele Hamburger haben sich über das coronabedingte Böllerverbot der vergangenen zwei Jahre gefreut. Kein Lärm, kein Dreck – und gut für die Umwelt. In diesem Jahr darf wieder geböllert werden. Was tun, wenn man mitmachen, aber trotzdem die Umwelt schonen will? Zwei norddeutsche Firmen basteln an nachhaltigen Raketen. Aber geht das überhaupt?
Neujahr bleibt von Raketen, Knallern und Böllern vor allem eines übrig: Müll. „Ein großer Teil landet auf Grünflächen und in Gewässern, wo er kaum eingesammelt werden kann,“ sagte die deutsche Umwelthilfe (DUH) der „Tagesschau“. Dazu kommt noch der Müll in der Luft: die Feinstaubbelastung. Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden laut Bundesumweltamt in nur einer Nacht in die Luft gejagt und damit innerhalb kürzester Zeit etwa ein Prozent der jährlich insgesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland.
Schadstoffe in der Luft und haufenweise Müll
Um Feuerwerk nachhaltiger zu gestalten, muss man an den in Raketen enthaltenen Chemikalien und dem Plastikanteil, auch der Verpackungen, arbeiten. Die Comet-Feuerwerk GmbH mit Sitz in Bremerhaven setzt da an. Herstellung und Lagerung seien energiesparend, Rohstoffe und Rezepturen umweltfreundlicher. Auch beim Transport zur Filiale werde auf Umweltfreundlichkeit geachtet. Außerdem werden keine Plastikteile verarbeitet. Ab 2023 sollen auch die Plastikverpackungen wegfallen. „Mittelfristig werden wir unsere gesamte Produktpalette umweltfreundlicher gestalten“, sagt Geschäftsführer Richard Eickel.
Raketen aus Altpapier und Holz
Auch die Feuerwerkskörper der Hamburger Firma Weco, einer der marktführenden Feuerwerkshersteller in Deutschland, bestehen nur noch zu zehn Prozent aus Plastik, alles andere ist Altpapier und Holz. Das Unternehmen verwendet biologisch abbaubare Materialien. Gegenüber der „Tagesschau“ sagte Weco, dass die Abfallreste der Raketen innerhalb eines halben Jahres vollständig zersetzt seien.
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Doch ist das schon die Lösung für ein klimafreundliches Silvester? Es geht ja nicht nur um die Verpackungen: Unmengen an Chemie werden Jahr für Jahr in den Himmel geschossen, denn ohne Chemikalien kein (buntes) Feuerwerk: Das Unternehmen Weco arbeitet zusammen mit Wissenschaftlern daran, wie man umweltschädliche Stoffe im Feuerwerk weglassen, reduzieren oder ersetzen kann. Aber wegen der explosiven Stoffe dauert so eine Forschungsarbeit Jahre.
Nachhaltiges Feuerwerk „utopisch“
Und ganz ohne Schadstoffe wird es wohl nie gehen: Pyrotechnik braucht nun mal eine chemische Reaktion. Chemikerin Magdalena Rusan von der Ludwig-Maximilians-Universität in München: „Man darf es sich nicht so vorstellen, dass es irgendwann ein Feuerwerk gibt, das völlig unbelastend ist. Das ist utopisch.“
Es ist schön, dass Hersteller wie Comet- Feuerwerk und Weco versuchen, weniger umweltschädliche Raketen zu entwickeln, nachhaltig sind sie deshalb trotzdem (noch) nicht. Wer es bunt mag und laut, muss wissen: Böllern ja, aber in Hinblick auf Umwelt, Tiere und die eigene Gesundheit geht das nicht ohne schlechtes Gewissen.