Ein Kraftpaket fürs Ewige Eis: Die „Polarstern“ wird 40
Die „Polarstern“: Knapp 118 Meter lang, 25 Meter breit – und eine Ikone unter den Expeditionsschiffen. Vor 40 Jahren wurde sie in den Dienst gestellt. Ein Rückblick auf eine bewegte Vergangenheit.
An die erste Expedition des deutschen Forschungsschiffes „Polarstern“ kann sich Gotthilf Hempel noch gut erinnern. Am 27. Dezember 1982 legte das Schiff ab Richtung Antarktis, Hempel war Expeditionsleiter. Nach Wochen im Packeis wurde an einem Tafeleisberg ein Stopp eingelegt, das Team an Bord stieg über: Die Gelegenheit wurde genutzt, um eine Eisbergparty zu feiern. „Wir haben zugesehen, dass wir neben unserer wissenschaftlichen Arbeit auch unseren Spaß hatten“, sagt der heute 93-Jährige. „Das Gesellige durfte nicht fehlen.“
Die „Polarstern“: In Kiel gebaut, die Heimat in Bremerhaven
Das in Kiel gebaute und in Bremerhaven beheimatete Spezialschiff wurde am 9. Dezember 1982 offiziell in den Dienst gestellt. Die „Polarstern“ ist trotz ihres hohen Alters nach Angaben des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) immer noch eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe weltweit. Bis zu 1,50 Meter dickes Eis kann es brechen. „Es ist hervorragend gebaut und sehr robust“, sagt Hempel. Aufsehen erregte die „Polarstern“ während ihrer einjährigen Mosaic-Expedition 2019 bis 2020, als sie eingefroren durch das Nordpolarmeer driftete, angedockt an einer riesigen Eisscholle.
Ein solches Mammut-Projekt war noch nicht abzusehen, als der Bundestag 1979 umgerechnet rund 56 Millionen Euro für den Bau des Schiffes bewilligte. Deutschland sollte in der polaren Meeresforschung international eine größere Rolle spielen. „Bis dahin waren die Meere in den Polarregionen stark vernachlässigt worden“, sagt Gotthilf Hempel, der 1980 das Bremerhavener AWI mitgründete und bis 1992 dessen Direktor war. Auch den Bau der „Polarstern“ initiierte er maßgeblich mit, rund ein dutzend Mal war er selbst damit in der Arktis und Antarktis unterwegs. Insgesamt war die „Polarstern“ bisher bei mehr als 130 Expeditionen im Einsatz, wie eine AWI-Sprecherin sagt.
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Nicht erst bei der Mosaic-Expedition war ein internationales Team an Bord. Von Anfang an sei ein Drittel der Plätze für Forschende aus aller Welt vorgesehen gewesen, sagt Hempel: „Wir haben Maßstäbe gesetzt für die internationale Zusammenarbeit.“ Auch zwischenmenschlich habe es gepasst: „Die Holländer waren hervorragend im Musik machen, bei den Italienern kriegte man immer einen Espresso gereicht, wenn man an deren Labor vorbeiging.“
Aber nicht nur Wissenschaftler gingen an Bord, auch Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und seine Frau Loki waren 1989 für zehn Tage bei einer Fahrt im arktischen Ozean dabei. „Loki Schmidt war ja Biologin, die sich engagiert für den Naturschutz einsetzte. Ich hatte davon erfahren, dass sie gerne mal in die Arktis wollte“, sagt Hempel. Von ihrer Mitfahrt erhoffte er, dass die Region eine stärkere Aufmerksamkeit bekam. Hauptperson sei Loki – nicht Helmut Schmidt – gewesen. „Er war ihr Beifahrer“, so Hempel, der in Molfsee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) lebt.
Nachfolgerin der „Polarstern“: Ausschreibung für Werften läuft
Aufmerksamkeit benötigen die Polarmeere heute noch: „Wir können nicht auf die Polarforschung verzichten, wenn wir uns ein klares Bild über die Klimaentwicklung machen wollen“, betont Hempel. Damit das die Forschung in den entlegenen Gebieten auch noch in den nächsten Jahrzehnte möglich ist, soll die „Polarstern“ 2027 eine moderne und noch leistungsstärkere Nachfolgerin bekommen. Die Ausschreibung läuft, in einem mehrstufigen Verfahren können sich Werften bewerben.
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Noch aber ist die alte „Polarstern“ unterwegs, zurzeit im Südatlantik, rund um das Inselgebiet Südgeorgien. Die Forschenden nahmen zuletzt Wasser- und Sedimentproben, um den Einfluss des Gletschereintrags und der Vegetation auf das marine Ökosystem zu untersuchen. Im April 2023 wird das Schiff wieder in Bremerhaven erwartet.