Corona-Ärger: Ostsee-Insel schickt Urlauber wieder nach Hause
Usedom –
Für ein Ehepaar aus Gütersloh war die Freude auf die Sommerferien schneller wieder vorbei, als sie begonnen hatte. Die Insel Usedom schickte sie nach ihrer Ankunft postwendend zurück in ihre Heimat. Der Grund: Das angeblich zu hohe Infektionsrisiko der beiden.
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald und die zuständige Ordnungsbehörde Heringsdorf forderten die Urlauber nach ihrer Ankunft auf, Mecklenburg-Vorpommern umgehend wieder zu verlassen.
Grund für die Maßnahme war der Wohnort des Ehepaares. Sie stammen aus Gütersloh, wo die Zahl der Corona-Infizierten nach einem Ausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies stark gestiegen war.
Corona: Usedom schickt Gäste aus Gütersloh nach Hause
„Wir freuen uns im Landkreis über den Saisonbeginn und über unsere Gäste. Allerdings wollen wir auch unbedingt, dass sowohl unsere Bürgerinnen und Bürger gesund bleiben als auch unsere Gäste die Region gesund wieder verlassen“, betonte Kreissprecher Achim Froitzheim.
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Inzwischen seien schon mehrere Personen aus Risiko-Gebieten zur Rückreise aufgefordert worden. Das Paar aus Gütersloh muss nun umgehend in ihre Wohnsitzgemeinde zurückkehren und sich dort auch ordnungsgemäß melden. So soll sichergestellt werden, dass die Urlauber der Aufforderung tatsächlich nachkommen.
Usedom: Corona-Meldeketten funktionieren
„Das für alle Beteiligten unangenehme Unterfangen hat aber gezeigt, dass Vermieter und Hoteliers aufmerksam sind sowie die für solche Fälle vorgesehenen Meldeketten funktionieren“, sagte Froitzheim.
Der betreffende Vermieter in Heringsdorf hatte die Herkunft seiner Gäste überprüft und folgerichtig die Touristeninformation benachrichtigt. Diese meldete den Fall dann an die Ordnungsbehörde.
Ehepaar muss zurück nach Gütersloh – direkt in den Lockdown
Das Gesundheitsamt konnte die Betroffenen schlussendlich über ihren Verstoß gegen die Auflagen informieren und die Rückreise anordnen. In Gütersloh erwartet das Paar nun zu allem Überfluss noch ein Lockdown, den Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag verkündete.
Die Einreise aus sogenannten Corona-Hotspots, in denen die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner höher als 50 ist, ist in Mecklenburg-Vorpommern verboten. Touristen dürfen auch nur mit einer verbindlichen Buchung für mindestens eine Übernachtung anreisen.
Auch Bayern macht dicht für Menschen aus Gütersloh
Auch Bayern hat in Folge der steigenden Infektionszahlen in Gütersloh und dem angrenzenden Landkreis Warendorf beschlossen, Urlauber aus der Region vorerst nicht mehr einreisen zu lassen. „Es geht um die klassische Urlaubsreise“, sagte der bayerische Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). Die Schutzmaßnahme solle vor dem bevorstehenden Reiseverkehr aus NRW greifen.
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Aus den Erfahrungen nach den Faschingsferien sei die klare Erkenntnis gewonnen worden, dass von Regionen mit einer so hohen Zahl an Infizierten, Gefahr drohe.
Vorerst keine Einschränkungen bei Reisen nach Niedersachsen
Niedersachsen gab indes bekannt, dass es aktuell keinen Grund gebe, Urlaubern aus der betroffenen Region die Einreise zu verweigern. „Wir werden verhältnismäßig und angepasst reagieren“, sagte die stellvertretende Leiterin des Krisenstabs der Landesregierung, Claudia Schröder, am Dienstag in Hannover.
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Schröder erklärte allerdings, dass Vermieter von Ferienwohnungen Buchungen von Touristen aus Gütersloh stornieren könnten. Die Polizei könnte Urlauber aus der Region außerdem nach Zweck und Ziel ihrer Reise fragen, eine Handhabe, Menschen von dort zurückzuweisen, gebe es aber nicht.
Schleswig-Holstein schickt Reisende aus Gütersloh in Quarantäne
Die Regierung in Kiel beschloss indes am Dienstag, dass Reisende aus Corona-Hotspots wie Gütersloh in Schleswig-Holstein künftig in Quarantäne müssten. Sie sollten unverzüglich nach der Einreise in ihre Wohnung oder in eine andere geeignete Unterkunft, um sich dort 14 Tage lang zu isolieren, teilte die Landesregierung mit.
Ab wann genau die Quarantäne-Regelung gelten werde, teilte die Regierung zunächst nicht mit. Als ungeeignete Quarantäne-Unterkünfte gelten Campingplätze, Jugendherbergen und alle sonstigen Einrichtungen mit sanitären Gemeinschaftseinrichtungen, die von den Betroffenen benutzt werden müssten.
Die Verordnung soll am Mittwoch beschlossen werden. Die Landesregierung strebe trotz seiner Entscheidung ein bundeseinheitliches Vorgehen an, hieß es. Dazu werde es am Mittwoch eine Telefonkonferenz der Gesundheitsminister geben. In Schleswig-Holstein selbst liegt die Zahl der Neuinfektionen weiterhin auf niedrigem Niveau. (hb)