Corona-Aus: Einst stiegen hier Weltstars ab: Hotel mit langer Geschichte macht dicht
Bargteheide –
Für den Schauspieler Klaus Kinski (1926-1991) war es schlicht „das einzige Hotel, in dem man in Deutschland wohnen kann“. So schrieb es der Weltstar jedenfalls ins Gästebuch von „Schloß Tremsbüttel“. Doch mit dem jahrzehntelangen Hotelbetrieb bei Bargteheide ist es für immer vorbei. In der Edel-Herberge wird eine Psycho-Klinik eröffnet.
Vor gut 700 Jahren gab es da, wo heute das türmchengekrönte ehemalige Hotel steht, eine Wasserburg und in dem zugigen Gemäuer hausten die Ritter von und zu Wedel. Im 15. Jahrhundert wurde der Adelssitz Gericht, dann herzogliches Amt. Um 1544 ist belegt, dass erst die lauenburgischen und dann die holsteinischen Herzöge das Gebäude als Jagdschloss nutzten und erweiterten.
Ende des 18. Jahrhunderts zog der herzogliche Amtmann Christian Graf zu Stolberg-Stolberg ein und das Jagdschloss bekam einen prächtigen Landschaftsgarten. Unter der Ägide des Grafen begannen glanzvolle Zeiten und unter seinen Gästen befanden sich Wandsbeks Vorzeige-Dichter Matthias Claudius, sein Kollege Friedrich Gottlieb Klopstock und der Universal-Gelehrte Wilhelm von Humboldt.
Bei Hamburg: Das Schlosshotel ist 126 Jahre alt
1895 erhielt das Schloss seine heutige Form im Stil des Historismus. Im 19. und 20. Jahrhundert kam es dann zu einigen Besitzerwechseln. Den Krieg überstand der Prachtbau ohne Schäden, 1961 eröffnete das „Hotel Schloß Tremsbüttel“ und entwickelte sich schnell zu einem Promi-Treff und Zentrum des gesellschaftlichen Lebens im Hamburger Umland.
Auch die Beatles feierten hier eine Party
Höhepunkt war der Besuch der Beatles im Juni 1966. Hunderte Fans belagerten die Herberge so lange, bis sich die Beatles auf dem Balkon des Hauses zeigten – allerdings kaum eine Minute lang. Nach ihrem Konzert auf dem Messe-Gelände in Hamburg stieg im Hotel noch eine wilde Party.
Nach der Visite der Pilzköpfe kamen Schauspieler wie Curd Jürgens, Sophia Loren, der Star-Dirigent Leonard Bernstein oder Politiker wie Bundespräsident Walter Scheel.
Noch 2017 stieg die Schauspielerin Keira Knightley während Dreharbeiten in Tremsbüttel ab.
Corona führte zur Hotel-Schließung
Doch die Corona-Krise bedeutete das Aus für das 50-Zimmer-Hotel. Die Eigentümerfamilie Strathmann aus Hamburg, die das Hotel 1996 erworben und aufwendig renoviert hatte, schloss es am 30. Juni 2020 endgültig. Nun kam es zum Verkauf an eine Immobilienfirma aus Fellbach in Baden-Württemberg. Das Unternehmen unterzeichnete schließlich einen langjährigen Pachtvertrag mit der Dr. Karsten Wolf AG. Das Unternehmen betreibt bereits in Schlössern bei Köln und Stuttgart Psycho-Kliniken.
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Jetzt soll Tremsbüttel zu einer Akutklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ausgebaut werden. Bis zu 76 Patienten werden hier mit „Präsenz- und Sporttherapie“ behandelt werden. Der Makler Grossmann & Berger schreibt über das von ihm vermittelte Objekt: „Abseits des Stadttrubels bekommen die Patienten hier wirklich Abstand zu ihrem vorherigen Alltag.“
Gar nicht so glücklich ist man im Ort Tremsbüttel über die Hotel-Schließung. Bisher war der schöne Schlosspark nämlich für alle Bürger offen. Und auch die Kleinen der Kita „Schlossgeister“ machten hier ihre Ausflüge. Bei einem Klinik-Betrieb ab 2022 dürfte damit aber Schluss sein.