Coronavirus: Infizierter erzählt: So ist es wirklich in Quarantäne
Paul K. (Name geändert) hat sich mit dem Coronavirus infiziert – und mit ihm seine ganze Familie. Er befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Der Betroffene aus dem Landkreis Harburg hat der MOPO erzählt, wie er die Krankheit wahrnimmt und worauf es jetzt wirklich ankommt.
Die Kinder backen Waffeln und bemalen Ostereier. Auch die Eltern sind auf den Beinen und halten lediglich einen kleinen Mittagsschlaf. Was nach einem ganz normalen Sonntag klingt, ist der Alltag einer erkrankten Familie in häuslicher Quarantäne: Die Betroffenen haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Paul versichert, dass es ihm und seinen Angehörigen gut gehe, sie leiden offenbar unter einem leichten Verlauf der Infektion.
Coronavirus-Infizierter erzählt: So ist es wirklich in Quarantäne
Am 7. März kam Pauls Frau aus dem Urlaub in Ischgl mit leichten Erkältungssymptomen zurück. Zu diesem Zeitpunkt gab es in dem Skiort in Österreich gerade mal einen bestätigten Corona-Fall. Obwohl nichts auf eine Infektion hindeutete, traf die Familie sofort alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, Pauls Frau wurde in der oberen Etage des Einfamilienhauses isoliert. Die Symptome wurden minimal schlimmer, flachten am darauffolgenden Dienstag bereits wieder ab.
Dann ließ sich Pauls Schwägerin, die Kontakt zur Uniklinik Rostock hatte und gemeinsam mit seiner Frau im Urlaub war, auf das Coronavirus testen – mit positivem Ergebnis. Da seine Frau nun als Kontaktperson ersten Grades galt, wurde auch sie getestet und bekam drei Tage später die ebenfalls positive Diagnose.
Nach und nach wurde klar, dass sich die gesamte Familie infiziert hatte – und wenn sich nicht frühzeitig alle freiwillig in häusliche Quarantäne begeben hätten, dann hätten die Betroffenen wahrscheinlich schon viel mehr Menschen angesteckt.
„Seid euch nicht zu sicher, dass ihr es nicht schon habt“
Neben der schnellen Verbreitung spricht Paul ein weiteres Problem an: die unklaren Symptome. Nicht nur, dass diese so schwach ausfallen können, dass man sie kaum bemerkt – es gibt weitaus mehr Indizien als trockenen Husten und Fieber. „Als ich noch nicht wusste, ob ich das Virus habe, habe ich mich an den verbreiteten Symptomen orientiert. Meine Frau und ich haben aber weder trockenen Husten noch großartig Fieber. Bei uns haben sich vor allem Schnupfen, Halsschmerzen und löslicher Husten bemerkbar gemacht“, so der Betroffene.
Paul will mit seinem Fall zeigen: Es gibt keinen Grund zur Panik, denn viele erkranken wie seine Familie an eher milden Verlaufen der Infektion. Er denkt aber gerade deshalb, dass die Dunkelziffer der Infizierten um ein Vielfaches höher ist als die offiziellen Zahlen.
Coronavirus-Erkrankter fordert: „Bleibt zuhause!“
Der Infizierte wünscht sich, dass sich jeder bewusst macht, dass das Coronavirus extrem ansteckend ist und dass man, sobald man im öffentlichen Raum unterwegs ist, ständig für die weitere Ausbreitung der Krankheit sorgen kann. „Um die Dynamik zu durchbrechen, müssen wir alle in den Pause-Modus schalten und gemeinsam dafür sorgen, dass die Zahl der Erkrankten nicht zu groß wird, sodass unsere Krankenhäuser das weiterhin händeln können“, erklärt Paul.
Deshalb fordert er: „Wir sollten nicht nur anhand offizieller Regeln agieren, sondern gemeinsam versuchen, das Virus aufzuhalten – und uns klarmachen, dass es Leben retten kann, wenn man einfach mal ein paar Tage zuhause bleibt.“