• Bisher wird nur gestestet, aber bis August will Hamburg will allen Schülerinnen und Schülern ein Impfangebot machen. (Symbolbild).
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Eltern verunsichert: Soll ich mein Kind impfen lassen, wenn das möglich ist?

Der Hamburger Senat will allen Jugendlichen ab zwölf Jahren bis Ende August 2021 eine Erstimpfung mit Biontech anbieten. Also: Sofern der Impfstoff wie erwartet im Mai für diese Altersgruppe zugelassen wird. Viele Eltern sind unsicher. Ist es das Risiko einer Impfung wert? Während die Politik vorprescht, bleiben Mediziner zurückhaltend. Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen.

Kinder haben meist milde Corona-Verläufe, ist eine Impfung überhaupt nötig?

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte begrüßt die Prüfung von Corona-Impfstoffen für Kinder grundsätzlich, wehrt sich aber gegen Eile. Es habe für Erwachsene keine Notzulassungen gegeben und eine solche dürfe es auch für Kinder nicht geben. Keinesfalls dürfe eine Impfung eine Voraussetzung für den Schulbesuch werden.

Fakt ist: Ohne Impfung könnten Kinder und Jugendliche irgendwann die einzige Bevölkerungsgruppe sein, in der das Virus noch ungehindert kursiert. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Inzidenz unter Minderjährigen ohnehin höher als in der Gesamtbevölkerung. Beispiel: Als im April die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg bei 127 lag, betrug sie unter Jugendlichen 180.

Und: Virologe Christian Drosten warnt, dass Corona für Kinder möglicherweise doch nicht so harmlos ist, wie viele denken. Es gebe Berichte aus England, wonach bei großen Gruppen von infizierten Kindern auch einige Kinder im Krankenhaus behandelt werden mussten. Es gebe auch Hinweise, dass Langzeitfolgen („Long Covid“) bei Kindern eher aufträten als die akute Erkrankung. Zusätzliches Risiko sei das sogenannte pädiatrische Multisystem-Inflammationssyndrom (PIMS), das ab dem Grundschulalter bis zur Pubertät auftritt, geschätzt in einem von 1000 Fällen. 

Plant Hamburg Massen-Impfungen an Schulen?

Dazu sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen, teilt der Senat auf Anfrage der CDU mit. Auch die Gesundheitsministerkonferenz hat sich noch nicht festgelegt: Es könne in den Ländern (freiwillige) Reihenimpfungen in Schulen geben, in Impfzentren oder bei Ärzten. In Hamburg gibt es etwa 11.000 Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 18 Jahren. Die für ihre beiden Impfungen erforderlichen Dosen bekäme das Land zusätzlich vom Bund geliefert. Die Planung der Impfaktion soll schnell beginnen, noch vor den Sommerferien. Dem Chef der Hamburger Ärztekammer, Dr. Pedram Emami, geht das zu schnell: „Politische Vorstöße, eine regelhafte Impfung von Kindern und Jugendlichen zu fordern oder gar die Teilnahme am Präsenzunterricht vom Impfstatus gegen COVID-19 abhängig zu machen, sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen.“

Impfung in Schulen oder Praxen? Was sagen Ärzte?

Die sind sich nicht einig. Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, ist für Reihenimpfungen in Schulen. „Nur so können wir viele Jugendliche auf einen Schlag impfen“, zitiert ihn das „Handelsblatt“. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, favorisiert in der „Ärzte Zeitung“ hingegen die Impfungen durch Kinderärzte: „Massenimpfungen in Impfzentren oder Schulen halte ich eher für kontraproduktiv. Es braucht eine vertrauensvolle Beratung.“ Dass Länder, wie etwa Hamburg, bereits einen Zeitplan für Impfungen haben, nennt Fischbach „überambitioniert.“

Dagegen meint die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Dr. Ute Teichert, in der „Rheinischen Post“, dass auch Impfzentren eingebunden werden sollten: „Es reicht nicht, sich allein auf die Kinderarztpraxen zu verlassen. Die müssen sich ja noch um die Regelversorgung kümmern.“ In Brandenburg überlegt die Kassenärztliche Vereinigung, Familien-Impfungen am Wochenende anzubieten. 

Was kritisieren die Kinderärzte?

Es gibt durchaus Kritik, etwa im Saarland, wie die „Ärzte Zeitung“ berichtet. Kinderärzte  verweisen auf eine geringe Datenlage, was die Sicherheit von Biontech für die Altersgruppe angeht. Außerdem sei die Abwägung zwischen Nutzen und Risiko schwierig. Und solange priorisierte Erwachsene noch auf ihre Erst- oder Zweitimpfung warteten, sollten keine Kinder ab zwölf Jahren geimpft werden, so der Landesverband des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und das Pädiatrisch-Infektiologische Netzwerks Saar (PaedineSaar) in einer gemeinsamen Erklärung.

Was sagt die Ständige Impfkommission STIKO?

STIKO-Chef Thomas Mertens versichert, dass eine mögliche Impfempfehlung für Kinder nur nach einer genauen Prüfung erfolgen werde. Ist die erfolgt, sollten Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden, sagte er der „Welt“.

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