Erste Demo im Watt vor Neuwerk: Hilfe, wir kommen nicht mehr nach Hause!
Neuwerk/Cuxhaven –
So eine Demo gab es noch nie: Rund 60 Wattwagen und Trecker starteten von Neuwerk und Cuxhaven und trafen sich an dem Priel, der die kleine autofreie Insel vom Festland trennt. Insulaner und Cuxhavener fordern das Land Niedersachsen auf, den immer tiefer werdenden Priel endlich zu befestigen.
„Uns steht das Wasser bis zum Hals“, steht auf dem Hänger, den ein Trecker von Neuwerk bis an die Kante des tiefen Wasserlaufs gezogen hat. Für die Neuwerker ist die erste Watt-Demo ein Schritt der Verzweiflung. Seit 2019 schlagen sie wegen des Priels Alarm, fordern eine bauliche Befestigung durch Kies und Sand. Passiert ist bisher nichts.
„Das Duhner Loch ist in den letzten Jahren durch Strömung und andere Einflüsse immer tiefer geworden“, sagte Inselwart Christian Griebel. Die Folgen sind dramatisch: „Der Wattweg ist die Hauptversorgungsroute der Insel“, so Griebel. Fast alle Güter und die meisten der rund 120.000 jährlichen Touristen kommen bei Ebbe über diese Route. Der Ausflugsdampfer „Flipper“ fährt nur zwischen Ostern und Oktober.
Demo im Watt vor Neuwerk: Hilfe, wir kommen nicht mehr Nachhause!
Schon bei einem Niedrigwasser, das nur 30 Zentimeter über dem Normalwert liege, ist die Lebensader durchs Watt abgeschnitten: „Im letzten Jahr gab es 30 Ausfalltage in der Saison. Das ist erheblich“, sagte Griebel. Neuwerk-Urlauber wollten jedoch Planungssicherheit. „Wenn die Insel nicht erreichbar ist, buchen sie im nächsten Jahr woanders.“
Das könnte Sie auch interessieren:Sorge um Neuwerk: Hamburgs Insel bald nicht mehr zu erreichen?
Der Weg ist außerdem wichtig für Rettungseinsätze. „Unsere Landesregierung muss schnell handeln, sonst stehen in Cuxhaven die Wattwagenbetriebe und ihre Familien vor dem Aus“, sagte der Cuxhavener Wattwagenunternehmer Jan Brütt.
Das könnte Sie auch interessieren: Erste Urlauber reisen nach Cuxhaven: „Einfach mal wieder raus“
Das „Duhner Loch“ liegt rund drei Kilometer vor der Insel auf niedersächsischem Grund. Neuwerk befindet sich im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und gehört verwaltungstechnisch zum Bezirk Mitte.
Ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover stellte eine Lösung in Aussicht: „Wir stehen zu unserer Zusage, die Anbindung durch das Watt sicherzustellen – ohne Wenn und Aber.“
Dann wird es vage: Anfang 2022 könnte mit den entsprechenden Maßnahmen begonnen werden. Wie diese aussehen, steht aber noch nicht fest. (dpa/ste)