Jetzt kommt das Airbnb für Camping-Fans
Wer seine Wohnung einfach untervermieten will, konnte das zuvor auf der weltweit präsenten Plattform „Airbnb“ tun. Eine ähnliche Möglichkeit bietet sich nun auch für Inhabern von Wohnwägen, Zelten oder Mobilheimen auf Campingplätzen an: „Camperbee“ heißt die neue Idee, die einen beliebten Urlaubstrend ausnutzen möchte.
Als der Versicherungskaufmann Stefan Adam vor einiger Zeit über den Campingplatz schlenderte, wo er als Kind oft die Ferien verbracht hatte, entdeckte er am Wohnwagen eines Dauercampers ein Pappschild. „Zu vermieten“ stand da zu lesen. Adam wunderte sich. „Wen soll das Schild denn erreichen?“. Denn eigentlich jeder, der sich auf dem Campingplatz bewegt, braucht ja keine Unterkunft mehr zu mieten. Und diejenigen, die ihn mieten würden, erfahren nichts von dem Angebot. Das brachte Adam auf die Idee einer Webseite, die Campingfans, Dauercamper und Campingplätze zusammenbringt. „Camperbee“ war geboren.
Die Seite ist seit März online und bietet laut ihren Betreibern inzwischen schon rund 800 Angebote. Adam betreibt sie mit seinem Geschäftspartner Holger Keuper, Inhaber einer Medienagentur. Das Webportal solle eine Art „Airbnb“ des Campings sein, sagen die beiden Emsländer.
Dauercamper: Hohe Jahresmieten und kurze Verweildauer
„Die Jahresmiete für einen Platz als Dauercamper ist hoch – 1000 Euro oder noch mehr – die Camper sind aber nur ein paar Wochen im Jahr auf dem Platz. Warum sollten sie für die restliche Zeit nicht ihr Objekt vermieten?“, beschreibt Keuper die Geschäftsidee, die auf einen bislang wachsenden Markt zielt.
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Denn die Campingbranche boomt. „Seit ungefähr zehn Jahren haben wir einen sehr positiven Trend, sowohl auf den Campingplätzen als auch beim Verkauf von Freizeitfahrzeugen“, sagt Gunter Riechey, Präsident des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD). Die Übernachtungszahlen auf den gut 3000 Campingplätzen in Deutschland stiegen bis 2019 auf den Rekordwert von rund 35,8 Millionen Übernachtungen. Wegen der mehrmonatigen coronabedingten Übernachtungsverbote sanken die Übernachtungszahlen im vergangenen Jahr auf rund 34 Millionen. Für dieses Jahr wird mit einem Rückgang auf 33,5 Millionen gerechnet.
„Gerade die junge Generation will in die Natur“
Trotz des Corona-Einbruchs glauben Adam und Keuper, dass der Höhenflug der Campingbranche noch nicht vorbei ist. „Gerade die junge Generation will in die Natur“, sagt Keuper. Und ein Portal wie ihres für Campingmietobjekte habe es bislang in dieser Form noch nicht in der Branche gegeben, schreibt das Fachblatt „Campingwirtschaft“.
Die beiden Geschäftsleute setzen auf die Vorteile ihres Angebots: Die privaten Dauercamper können durch die Vermietung nicht nur ihre Jahresstandplatzmiete herausholen, sondern auch noch zusätzlich Geld verdienen. Die Campingplätze wiederum bekommen mehr Gäste und damit auch mehr Auslastung für ihre Cafeterien, Gastronomie, Shops, Fahrradverleihe oder Minigolfanlagen. Und die Kunden schließlich könnten den Campingurlaub einmal ausprobieren, ohne sofort in teurere Wohnmobile oder Wohnanhänger zu investieren, sagt Adam.
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Den nächsten Ausbauschritt ihres Webportals haben die beiden Unternehmer schon in den Blick genommen. Geplant sei ein campingplatzübergreifendes Buchungs- und Reservierungssystem, sagt Adam.
Camping-Vermieter sind dankbar
„Die Campingplatzbranche ist noch nicht so gut aufgestellt wie die Hotellerie“, meint Wiebke Albers dazu, die gemeinsam mit ihrem Mann seit 2016 Pächterin des Campingplatzes „Hümmlinger Land“ im emsländischen Werlte ist. Viele Campingfreunde wünschten sich eine zentrale Buchungsseite für die Suche nach Ferienobjekten und Stellplätzen. Daher habe sie auch ihre Mietobjekte bei „Camperbee“ eingestellt. „Ich bin immer dankbar, wenn es etwas gibt, das unsere Arbeit unterstützt und die Gäste zu uns führt“, sagt die 40 Jahre alte Unternehmerin.
Allerdings sind Adam und Keuper nicht die ersten, die an eine zentrale Buchungsseite gedacht haben. Die Digitalisierung werde in der Branche seit mindestens drei Jahren intensiv diskutiert, erklärt Riechey. Der Verband arbeite daran, die Digitalisierung in den nächsten zwei bis drei Jahren auszubauen – und das werde zu einem erheblichen Schub bei der Buchbarkeit der Plätze führen. (lm/dpa)