Claus Ruhe Madsen wird im Landtag vereidigt.
  • Claus Ruhe Madsen (parteilos) ist Schleswig-Holsteins neuer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus.
  • Foto: picture alliance/dpa/Marcus Brandt

„Er holt einen Papagei“: Wieso Günther diesen Dänen zum Minister im Norden machte

Das Attribut unkonventionell haftet dem neuen Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein seit langem an. Der Däne Claus Ruhe Madsen, Ex-Oberbürgermeister in Rostock, will sich auch in Kiel nicht verbiegen lassen. In seinem neuen Job fühlt er sich bestens aufgehoben.

„Das ist ja beruhigend“ – Claus Ruhe Madsen lacht auf, als er hört, Quereinsteiger hätten es in Schleswig-Holstein nicht immer leicht gehabt. Gerade auch für Wirtschaftsminister gilt das. Der neue Ressortchef lässt sich davon nicht abschrecken. „Ich bin ja jetzt in einem Gebiet unterwegs, in dem ich mich sehr gut zu Hause fühle“, sagt der 49-Jährige. „Ich habe einige Firmen gegründet, bin nach wie vor Unternehmer, natürlich nicht aktiv, ich war IHK-Präsident, Oberbürgermeister in Rostock – das Letzte hat mir natürlich geholfen, auch Verwaltung kennenzulernen.“

Claus Ruhe Madsen: „Ich bin ein bunter Vogel“

„Ich lasse mich nicht verbiegen", sagt Claus Ruhe Madsen (parteilos). picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Claus Ruhe Madsen steht am Hafen.
„Ich lasse mich nicht verbiegen“, sagt Claus Ruhe Madsen (parteilos).

Dies werde ihm zugute kommen, sagt der Däne, dem die Opposition gleich in seiner ersten Landtagssitzung das Scheitern der Bundesgartenschau in Rostock vorwarf. „Ich glaube, es ist ein Vorteil, dass ich nicht ein kompletter Quereinsteiger bin.“ Dass er ein unkonventioneller Typ bleiben wird, ist klar. „Ich habe dem Ministerpräsidenten immer wieder gesagt: Er holt einen Papagei, er bekommt einen Papagei. Das muss man wissen, sonst muss man sich einen Anderen holen.“ Was er denn mit Papagei meine?: „Ich bin ein bunter Vogel“.

Absage der Bundesgartenschau: Erste Kritik von der SPD

Kabinettsdisziplin werden Regierungschef Daniel Günther (CDU) und Kollegen dennoch von ihm einfordern. Das weiß Madsen natürlich, der in Rostock einige „verbrannte Erde“ in seiner ehemaligen Verwaltung hinterlassen hat und dessen Erfolgsbilanz Kritiker an der Warnow für ziemlich kurz halten. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, das LNG-Terminal in Brunsbüttel, Weiterbau der A20 und Mobilitätswende könnten nicht einfach wie eine Gartenschau abgesagt werden, hielt SPD-Fraktionschef Thomas Losse-Müller dem parteilosen Neu-Minister im Landtag entgegen.

Seine erste Aufgabe sehe er darin, seine Mitarbeiter für sich zu gewinnen, sagt Madsen. Diese müssen sich nicht nur auf einen neuen Minister einstellen. Günther hat dem Dänen zwei fachfremde Staatssekretäre zugeordnet. Madsen signalisiert, dass er auf den Rat Anderer hören wolle. So habe er seinem Vorgänger Bernd Buchholz versprochen, ihn zu fragen, warum dieser eine Entscheidung getroffen habe, zu der er eine andere Einschätzung habe.

Am 29. Juni wurde Claus Ruhe Madsen (parteilos) in Kiel zum Minister ernannt. picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Claus Ruhe Madsen hält seine Ernennungsurkunde in die Kamera.
Am 29. Juni 2022 wurde Claus Ruhe Madsen (parteilos) in Kiel zum Minister ernannt.

„Ich habe Claus Madsen als netten Typen kennengelernt, der mit Sicherheit unkonventionell an sein neues Amt herangehen wird“, sagt FDP-Mann Buchholz. „Wer ein Land gestalten will, braucht neue Ideen und muss motivieren können.“ Er traue Madsen das zu, aber dieser müsse immer den Blick fürs Ganze haben. Die Herausforderungen seien riesig. „Da braucht es Führungsstärke, um ein so großes Ministerium zu leiten und Projekte erfolgreich auf den Weg zu bringen.“ Ob Madsen das mit seinen Staatssekretären gelingt, werde sich zeigen.

„Ich lasse mich natürlich nicht verbiegen“, sagt Madsen. „Das habe ich auch immer wieder gesagt in meinem alten Job: Die Menschen haben bekommen, was sie gewählt haben.“

Wirtschaftsminister Madsen: Enge Kooperation mit Dänemark

Für seine Aufgaben will er keine Prioritätenliste aufstellen: „Ist die Fachkräftegewinnung im Tourismus wichtiger oder weniger wichtig als ein Tunnel? Das sind ja zwei völlig unterschiedliche Welten.“ Er setze in jedem Bereich Prioritäten und der Fehmarnbelttunnel sei natürlich extrem wichtig. „Ein solches Projekt wird es ja nicht ein zweites Mal geben.“ Schleswig-Holstein sollte die mit ihm verbundenen Chancen auch nutzen.

Klar bekennt sich Madsen zum Ziel der schwarz-grünen Koalition, den Norden zu einem grünen Industrieland zu machen. „Da gibt es ja sehr spannende Ansiedlungspläne.“ Der Oppositionsführer hatte sie genannt. „Da wollen wir auch meinen dänischen Pass nutzen, um über die Grenze zu schauen und zu sehen, ob wir noch enger miteinander kooperieren können“, sagt Madsen. Er hat auch die Folgen des Ukraine-Kriegs im Blick, die im Herbst große Anstrengungen erforderten. „Da müssen alle Ministerien gut zusammenarbeiten, um die Wirtschaft zu schützen und die Menschen mit Energie zu versorgen.“

Daniel Günther (vorne r, CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und Monika Heinold (vorne l, Bündnis 90/Die Grünen), Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, stehen vor den Kabinettsmitgliedern: Kerstin von der Decken (CDU), Ministerin für Justiz und Gesundheit, Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Claus Ruhe Madsen (parteilos), Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Werner Schwarz (CDU), Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz, Tobias Goldschmidt (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Dirk Schrödter (CDU), Chef der Staatskanzlei, Aminata Touré (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung, und Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Ministerin für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport (von links nach rechts). picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Gruppenfoto der Kabinettsmitglieder
Daniel Günther (vorne r, CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und Monika Heinold (vorne l, Bündnis 90/Die Grünen), Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, stehen vor den Kabinettsmitgliedern: Kerstin von der Decken (CDU), Ministerin für Justiz und Gesundheit, Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Claus Ruhe Madsen (parteilos), Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Werner Schwarz (CDU), Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz, Tobias Goldschmidt (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Dirk Schrödter (CDU), Chef der Staatskanzlei, Aminata Touré (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung, und Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Ministerin für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport (von links nach rechts).

Eine wichtige persönliche Aufgabe sei für ihn auch, das Land kennenzulernen, Verbände, Kammern, die Akteure in diversen Bereichen. „In Mecklenburg-Vorpommern kenne ich quasi jeden und hier bisher erst einige.“ Das wird sich schnell ändern – das Land zwischen den Meeren ist nicht so groß und die wichtigsten Akteure sind oft beieinander.

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Die CDU-Fraktion hat Madsen schon kennengelernt. Er habe bei seiner Vorstellung einen außerordentlich positiven Eindruck hinterlassen, sagt Fraktionschef Tobias Koch. „Mit seinem inspirierenden und unkonventionellen Auftreten steht er für eine Fortsetzung der erfolgreichen und dynamischen Wirtschaftspolitik in Schleswig-Holstein.“ Er freue sich über Madsens offene Art und sei sicher, „dass wir von ihm viele neue Impulse für unser Land erwarten können“, sagt Koch. (mp/dpa)

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