Die Redaktion des „Schleswig-Holstein Magazins“ forderte live im TV, die Vorwürfe gegen das Landesfunkhaus lückenlos aufzuklären.
  • Die Redaktion des „Schleswig-Holstein Magazins“ forderte live im TV, die Vorwürfe gegen das Landesfunkhaus lückenlos aufzuklären.
  • Foto: Screenshot NDR

Neue Vorwürfe gegen NDR – Redaktion protestiert live im TV

Das NDR-Funkhaus in Kiel kommt nicht zur Ruhe. Der „Stern“ veröffentlichte am Mittwoch neue Enthüllungen über politische Einflussnahme, zwei NDR-Führungskräfte legte ihre Jobs anschließend nieder. Mitarbeiter:innen des „Schleswig-Holstein Magazins“ protestierten live im Fernsehen. Am Donnerstag zog auch Landesdirektor Volker Thormählen Konsequenzen.

17 Sekunden lang war das Intro des „Schleswig-Holstein-Magazins“ am Mittwochabend. 17 Sekunden voller Leere, denn: Wo ab 19.30 Uhr eigentlich die Moderator:innen stehen, war nur das Studio samt Deko zu sehen. Das Team hatte sich vor dem Funkhaus versammelt, dort begannen auch Gabi Lüeße und Hendrik Hanses die Sendung. „Die 12.007 Folge ist sicherlich eine der schwersten“, leitete Hanses ein. Es seien „sehr schwerwiegende Vorwürfe gegen Führungskräfte unseres Funkhauses veröffentlicht worden“, die die Redaktion „bis ins Mark treffe“, fuhr Gabi Lüeße fort.

NDR-Team protestiert im „Schleswig-Holstein Magazin“

Das Team habe zeitweise sogar überlegt, überhaupt keine Sendung am Mittwoch zu produzieren. Doch man wolle sich nicht „wegducken“, dafür aber dem Publikum „sagen, was los ist“, sagte Hanses. Die Mitarbeiter:innen forderten, alle Vorwürfe, die gegen den NDR im Raum stehen, vollständig aufzuklären. „Zum NDR und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk stehen wir alle weiterhin loyal“, stellte Lüeße zudem klar.

Nur wenige Stunden vorher hatte der Direktor des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Volker Thormählen, zwei Personalien verkündet: „Norbert Lorentzen und Julia Stein haben mich am heutigen Nachmittag gebeten, sie bis auf weiteres von ihren bisherigen Aufgaben im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein zu entbinden. Ich habe ihrem Wunsch entsprochen und mich bei ihnen für diesen Schritt bedankt.“

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Lorentzen war als Chefredakteur tätig, Stein für die Politik-Berichterstattung verantwortlich. „Business Insider“ und danach der „Stern“ hatten zuvor über Vorwürfe berichtet, wonach es eine Art Filter durch die Vorgesetzten geben könnte. Dabei ging es beispielsweise um ein Interview, das ein NDR-Journalist habe führen wollen, was seine Vorgesetzten aber abgelehnt hätten.

Das „Schleswig-Holstein Magazin“ des NDR begann am Mittwoch mit einem Blick ins leere Studio. Screenshot NDR
Das „Schleswig-Holstein Magazin“ des NDR begann am Mittwoch mit einem Blick ins leere Studio.
Das „Schleswig-Holstein Magazin“ des NDR begann am Mittwoch mit einem Blick ins leere Studio.

NDR-Landesfunkhausdirektor geht in Urlaub

Volker Thormählen wird in der nächsten Zeit keine aktive Rolle bei der Aufklärung einnehmen. Der Landesfunkhausdirektor reichte am Donnerstag unbezahlten Urlaub ein. „Volker Thormählen hat mich gestern Abend um einen Monat unbezahlten Urlaub gebeten, um Abstand zu gewinnen, und um im Sinne des NDR sicherzustellen, dass der Aufklärungsprozess von Personen verantwortet werden kann, die nicht persönlich betroffen sind. Ich danke ihm für dieses Angebot und habe es angenommen“, teilte NDR-Intendant Joachim Knuth mit.

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Die Rundfunkanstalt müsse in Kiel nicht nur die Vorgänge aufklären, sondern Dinge ändern, kündigte Knuth an. „Wir stoßen für die Gestaltung der Zukunft nun einen Prozess an, um in Kiel künftig ein Klima des Muts zu etablieren.“ In den kommenden Wochen übernimmt Thormählens Stellvertreterin Bettina Freitag die Leitung.

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