Nach Crash mit Windrad: Notlandung in der Wildtierstation
Mit bis zu 150 km/h jagt er durch die Luft, auf der Suche nach Beute: der europäische Seeadler. Den Blick hat der imposante Vogel dabei stets auf den Boden oder das Gewässer gerichtet – und sieht so oft nicht die Rotorblätter der Windräder. Ein junger Greifvogel ist jetzt nach einem Zusammenstoß im Wildtier- und Artenschutzzentrum Offenseth-Sparrieshoop (Kreis Pinneberg) gelandet.
Das Tier brach sich bei dem Unglück den linken Flügel und wurde unter einem Windrad gefunden. „Der Adler hat nun eine Metallplatte an der gebrochenen Stelle in den Flügel eingesetzt bekommen“, erklärt Christian Erdmann, Leiter der Station.
Seeadler verletzt unter Windrad gefunden
Wenn alles weiterhin so gut heilt, soll in etwa zwei Wochen die Platte entfernt werden. „Seine Prognose ist wirklich gut. Er frisst genug, und die Federn an der gebrochenen Stelle wachsen nach.“
Erdmann untersucht den Vogel regelmäßig. Bei der Mauserkontrolle werden die Federn eingesammelt und dokumentiert. So lässt sich auch das ungefähre Alter schätzen.
Das Tier ist demnach etwa ein halbes Jahr alt. Wenn alles gut verheilt ist, will Erdmann den Vogel zu einem älteren weiblichen Seeadler setzen. „Wir haben hier unsere Taipa“, sagt der Tierschützer. „Der Name ist indianisch und bedeutet ,Die, die Flügel ausbreitet‘. Sie ist etwa fünf Jahre alt und leider flugunfähig. Unsere Adlerdame ist trotzdem ein sehr entspannter Vogel und soll nun helfen, junge oder verwaiste Greifvögel artgerecht aufzuziehen. Die Vergesellschaftung ist enorm wichtig.“
Notlandung: Seeadler in Wildtierstation
Über den Winter wird der junge Adler, dessen Flügelspannweite später 2,50 Meter erreichen wird, auf alle Fälle noch in der Station bleiben müssen. Plan ist es, ihn dann im Frühjahr auszuwildern.
Diese schönen Vögel, die bis zu 20 Jahre alt werden und bei denen die Weibchen bis zu sieben Kilogramm schwer werden können, fliegen bis zu 3000 Meter hoch. Nur leider sind ihnen auf ihrer Jagd dabei viel zu oft Windkraftanlagen im Weg. Die Rotorblätter erreichen eine Höhe von bis zu 239 Metern. Für einen Adler also vergleichsweise niedrig. Doch auf der Suche nach einem Beutetier haben Seeadler Windräder oft nicht im Blick. Christian Erdmann: „ Die sind für die Vögel ja auch völlig unnatürlich. Vögel haben den Umgang mit Windkraftanlagen noch nicht gelernt.“
Über eine farbliche Kennzeichnung von Rotorblättern wird immer wieder nachgedacht. Eine Lösung gibt es noch nicht. Leider ein großes, nicht selten tödliches Problem für viele Vögel.