Lego-König aus Lüneburg: Er baut seine Heimat nach – und verdient damit sogar Geld
Lüneburg –
Weil seine Eltern die verstaubten Lego-Kisten loswerden wollten, entdeckte Benjamin Albrecht seine alte Leidenschaft neu. Inzwischen wird das Nachbauen seiner Heimat Lüneburg zum beruflichen Standbein. Ein Museum plant eine Ausstellung.
Auf dem Esstisch, dem Fußboden und in den Regalen: Benjamin Albrecht lebt mit Tausenden Mini-Legosteinchen in Dutzenden von Plastikschalen in einer verwinkelten Altbauwohnung in Lüneburg.
Der Webdesigner baut seine Heimatstadt im Kleinformat nach und findet immer mehr Abnehmer für die Unikate. Die Backsteinhäuser in Puppenstubengröße sind in der Regel im Verhältnis 1:47 konstruiert, sagt er.
Lego in Lüneburg: Altes Lagerhaus war erstes Projekt
Sein erstes Projekt war das renovierte 400 Jahre alte Lagerhaus für Salzsäcke mit einem großen Kranrad im 1. Stock, in das er nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Tel Aviv zog. Das Besondere an den Bauten im alten Senkungsviertel der Hansestadt: Sie sind alle schief und krumm, wegen des massiven Salzabbaus vor allem im 15. und 16. Jahrhundert sackten die Böden nach und nach ab.
Im Schlafzimmer von Albrechts Mietwohnung hängt neben dem alten Kranrad kaum ein Bild richtig gerade, das Gefälle im Boden spüren allerdings nur noch die Besucher. „Ich habe mich daran gewöhnt“, sagt der 42-Jährige. Ducken und Kopf einziehen, heißt es bei den niedrigen Holzdecken.
Lego-Künstler aus Lüneburg: Projekt „hält die Seele rein“
Albrecht hat durch das Projekt viel gelernt. „Primär hält es die Seele rein, und es führt mich zu Spaziergängen durch die alten Viertel“, erzählt er. „Ich habe nicht im Ansatz Architektur studiert, aber aus Versehen kennt man sich irgendwann aus.“
Lüneburger Lego-Häuser bald im Museum
Den Charme des besonderen Altstadt-Flairs hat er in der Miniatur-Ausgabe eingefangen, besonders schwierig zum Nachbauen waren die vielen Winkel, sagt er. Das Museum Lüneburg will seine Exponate ausgewählter historischer Gebäude noch in diesem Jahr zeigen.
„Wir möchten die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen, aber auch der erwachsenen Modellbauer ansprechen und ihnen die digitale und reale Rekonstruktion der Modellbauten vermitteln“, sagt Museumsdirektorin Heike Düselder.
Lüneburger Lego-Künstler plant Häuser mit 3-D-Programm
Geplant ist, im Sommer oder Herbst elf Gebäude auszustellen. Das Thema Modellbau sei durchaus ein Thema im Museum, so Düselder. In den Beständen gibt es zahlreiche Exponate von Gebäuden und Ensembles aus früheren Zeiten, unter anderem eine Holzkonstruktion des Kirchturms der Johanniskirche der Hansestadt oder ein Modell der Saline.
Albrecht sitzt derzeit an der Rekonstruktion der Hausfront der örtlichen Zeitungsredaktion, auch eine Anfrage einer Hamburger Firma wird konkreter. Der Tüftler investiert die meiste Arbeit in das Vermessen der Gebäude mit einem Lasergerät und dem Einarbeiten in ein spezielles 3-D-Programm für Lego. Es plant die Modelle virtuell und rechnet die Anzahl der Steine aus.
Lego-Modelle: Lüneburger bekommt fast täglich Post
Welche Farben und Formen gut passen, entscheidet Albrecht. Ganz kleine Dachschindeln können auch aus Bananen oder Tauchflossen gebastelt werden, er lässt sich von der großen Lego-Fangemeinde im Netz inspirieren. Kleben und Sägen ist verboten. Alle Steine sind echt, der Postbote liefert fast täglich Päckchen aus vielen verschiedenen Ländern. Die Preise für ein Element fangen bei drei Cent an und können auf vier Euro steigen.
Für einen Sportartikelhersteller entwarf er den Bauplan für einen Legoschuh – 800 Teile gehörten zum Modell, das dann hundert Mal gefertigt wurde.
Lüneburger verdient mit Lego-Leidenschaft Geld
Und weil das Budget vieler Firmen in Corona-Zeiten schmaler geworden ist, er somit etwas weniger Zeit als Selbstständiger in digitale Projekte investiert, verdient Albrecht mit der Lego-Leidenschaft nach und nach sein Geld.
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„Ich bin gar nicht auf Lüneburg fixiert, aber ich habe nur einen Kopf und zwei Hände“, erzählt der nebenberufliche Keyboarder. Zeit hat er auch, weil sein Herzensprojekt, Musik für das örtliche Theaterorchester zu schreiben, gerade wie vieles auf Eis gelegt ist.