Durch Zufall fanden Taucher in der Trave ein Schiffswrack. (Symbolbild)
  • Durch Zufall fanden Taucher in der Trave ein Schiffswrack. (Symbolbild)
  • Foto: imago/ITAR-TASS

Sensationsfund in Lübeck: 400 Jahre altes Schiff entdeckt

In der Endphase der Hanse war Lübeck führend im Seehandel auf der Ostsee. Ein weiteres Zeugnis dafür haben Archäologen nun auf dem Grund der Trave gefunden: ein 400 Jahre altes Handelsschiff mitsamt Ladung. Wissenschaftler sprechen von einem archäologischen Juwel.

Eine „Unebenheit“ auf dem Grund der Trave entpuppte sich bei näherer Untersuchung als archäologisches Juwel: In rund elf Meter Wassertiefe haben Taucher in dem Fluss in Lübeck das Holzwrack eines 400 Jahre alten Hanse-Frachtschiffes gefunden – mitsamt Dutzender Fässer. „Endlich hat die Königin der Hanse auch ein echtes Hanseschiff“, sagte Lübecks Bürgermeister, Jan Lindenau (SPD), am Dienstag. Das Schiff ist etwa 20 Meter lang und acht Meter breit.

Hanseschiff in Lübeck: Sensationsfund in der Trave

Die Ladung bestand nach bisherigen Erkenntnissen aus 163 Fässern mit Brandkalk, von denen sich 73 noch an Bord befinden. „Das belegt, dass das Schiff nicht gekentert, sondern mehr oder weniger senkrecht versunken ist“, sagte der Leiter des Bereichs Archäologie der Stadt Lübeck, Manfred Schneider. Brandkalk war ein beliebter Baustoff, der in Verbindung mit Wasser hart wie Beton wird.

Ulrich Müller (l), Mittelalter- und Neuzeitarchäologe vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), und Fritz Jürgens, Leiter der archäologischen Taucheinsätze und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), halten einen 3D-Scan des Wracks. picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Ulrich Müller (l), Mittelalter- und Neuzeitarchäologe vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), und Fritz Jürgens, Leiter der archäologischen Taucheinsätze und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), halten einen 3D-Scan des Wracks.
Ulrich Müller (l.), Mittelalter- und Neuzeitarchäologe vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), und Fritz Jürgens, Leiter der archäologischen Taucheinsätze und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), halten einen 3D-Scan des Wracks.

Ulrich Müller vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Kieler Christian-Albrechts-Universität wertete den Fund als einzigartig im westlichen Ostseeraum. „Das ist ein archäologisches Juwel, dessen Bedeutung man bislang schemenhaft erahnt und dessen Bergung uns faszinierende Einblicke in die Geschichte der Seefahrt und des Seehandels gewährt“, sagte er.

Lübeck: Wrack aus dem 17. Jahrhundert entdeckt

Das Schiff aus dem 17. Jahrhundert war bei einer routinemäßigen Untersuchung der Fahrrinne der Trave durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt entdeckt worden. Es hat einen flachen Boden und mehrere Masten. Es handelt sich nach Angaben der Experten vermutlich um einen von zwei damals gängigen Schiffstypen: Galliot oder Fleute. „Möglicherweise ist das Schiff auf der Fahrt nach Lübeck auf eine Untiefe aufgelaufen und beschädigt worden, so dass Wasser eindrang und das Schiff versank“, sagte der Schneider.

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Das Wrack soll nun nach Angaben Lindenaus so schnell wie möglich geborgen werden. Eile sei geboten, weil das Schiff nach Ansicht von Experten etwa durch die Strömung der Trave gefährdet sei. „Wir sind dabei, ein Bergungskonzept zu erarbeiten“, sagte Lindenau. Die Bergung werde voraussichtlich mehrere Monate dauern, die Konservierung danach mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Jan Lindenau (SPD), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, sitzt neben einer Leinwand, auf der eine Fächerlot-Aufnahme eines Schiffswracks auf dem Grund der Trave zu sehen ist. picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Jan Lindenau (SPD), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, sitzt neben einer Leinwand, auf der eine Fächerlot-Aufnahme eines Schiffswracks auf dem Grund der Trave zu sehen ist.
Jan Lindenau (SPD), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, sitzt neben einer Leinwand, auf der eine Fächerlot-Aufnahme eines Schiffswracks auf dem Grund der Trave zu sehen ist.

Die Kostenfrage sei noch ungeklärt, sagte der Bürgermeister weiter. „Da der Denkmalschutz Sache der Hansestadt Lübeck ist, sind wir auch für die Kosten der Bergung und Konservierung zuständig“, sagte der Bürgermeister. „Wir hoffen aber auf Unterstützung durch Stiftungen.“

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