Rettungshubschrauber „Christoph 47“
  • Nick Ehling und Markus Freudenhagen (v.l.) sind Piloten der DRF Luftrettung und fliegen mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 47“.
  • Foto: picture alliance / dpa/Stefan Sauer

Mehr als vier Flüge pro Tag: Die dramatischen Einsätze der Luftretter

Vollgepackt mit modernster Technik ist er Tag und Nacht im Einsatz: Der Rettungshubschrauber „Christoph 47“, stationiert in Greifswald, wird angefordert, wenn es schnell gehen muss. Aufhalten kann ihn neben schlechtem Wetter aktuell vor allem Corona. 

Kurz vor 18 Uhr sorgt schrilles Klingeln für Bewegung in der Station der DRF Luftrettung in Greifswald. Die Hubschrauberpiloten Nick Ehling und Markus Freudenhagen schnappen sich ihre Helme mit den Nachtsichtgeräten und ihre Jacken und gehen zur Maschine vom Typ H145. Als sie vier Minuten später mit „Christoph 47“ in den dunklen Himmel abheben, sitzen auch Notarzt Ulf Adler und Notfallsanitäter Florian Rohloff mit an Bord. Die Pieper der Crew zeigen den Code „Dyspnoe“ – Atembeschwerden bei einem Patienten im rund 50 Kilometer entfernten Barth. Mehr wissen sie zunächst nicht. 

lf Adler, Notarzt des Rettungshubschraubers «Christoph 47» versorgt den Patienten aus Barth im Rettungshubschrauber. picture alliance / dpa/Stefan Sauer
lf Adler, Notarzt des Rettungshubschraubers «Christoph 47» versorgt den Patienten aus Barth im Rettungshubschrauber.
Ulf Adler, Notarzt des Rettungshubschraubers „Christoph 47“, versorgt den Patienten aus Barth im Rettungshubschrauber.

Rettungshubschrauber „Christoph 47“: schnelle Hilfe aus der Luft

„Christoph 47“ kommt zum Einsatz, wenn es im Umkreis von 70 Kilometern schnell gehen muss. Nachts ist der Aktionsradius noch größer. Egal ob Reanimation am Strand von Usedom, Verkehrsunfall auf Rügen oder eben Atemnot in Barth – in erster Linie bringt der Hubschrauber den Notarzt möglichst schnell an den Einsatzort oder den Patienten schnell ins Krankenhaus. 

Die Luftretter aus Greifswald sind vergleichsweise gefragt. Gerade bei Einsätzen auf den Inseln ist der Hubschrauber wesentlich schneller als ein Rettungswagen. Vom Mönchgut im Südosten Rügens in einer Dreiviertelstunde oder mehr ins Krankenhaus oder in einem Drittel der Zeit – für Patienten kann das einen großen Unterschied machen. Bis vor Weihnachten kam die Station der DRF Luftrettung schon auf mehr als 1600 Einsätze. Im gesamten Vorjahr waren es gut 1300. Allerdings kommen seit anderthalb Jahren auch Nachteinsätze dazu. 

Nick Ehling, Pilot, testet vor dem Nachtflug das Nachtsichtgerät. picture alliance / dpa/Stefan Sauer
Nick Ehling, Pilot, testet vor dem Nachtflug das Nachtsichtgerät.
Nick Ehling, Pilot, testet vor dem Nachtflug das Nachtsichtgerät.

Notfallsanitäter mit vielen belastenden Einsätzen

Fragt man Notfallsanitäter Rohloff nach dem Besonderen seines Jobs, verweist er auf seine Zeit auf einem Rettungswagen. Damals habe er in einem halben Jahr zum Beispiel vielleicht einen Kindernotfall gehabt. „Weil du fährst ja nur in deinem Bereich.“ Mit dem Hubschrauber habe er wegen des größeren Gebietes an einem Tag auch schon drei Kindernotfall gehabt. Solche Einsätze seien besonders belastend. „Da geht das Adrenalin schon ein bisschen höher“, sagt Rohloff. Und das sagen auch die Piloten. 

Ob Gewalttaten, tragische Unfälle und plötzliche Todesfälle – die Besatzung von „Christoph 47“ hat es häufig mit dramatischen Schicksalen zu tun. Rohloff erinnert sich an eine Serie von Schichten im vergangenen Sommer: Zwei erfolglose Reanimationen am Strand, ein Verkehrsunfall durch den ein Radfahrer querschnittsgelähmt wurde und in der letzten Nachtschicht der Tod eines jungen Vaters. Er sei in Folge einer Lungenembolie gestorben, nachdem er zuvor noch seine Kinder ins Bett gebracht hatte. Danach sei Rohloff froh gewesen, für ein paar freie Tage nach Hause fahren zu können. 


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Verlegung von Covid-Patienten nicht das Kerngeschäft von „Christoph 47“

Der Covid-Intensivpatient, der Ende November aus Sachsen nach Greifswald kam, wurde nicht von „Christoph 47“ eingeflogen. Geplante Verlegungen gehören nicht zur Kernaufgabe der Station. Durch einen solchen Einsatz würde der Hubschrauber für Notfälle zu lange ausfallen. Die DRF Luftrettung hat laut Rohloff dafür deutschlandweit extra drei Maschinen im Einsatz. Auch die Luftrettung des ADAC hat in Deutschland zusätzliche Kapazitäten für die Verlegung von Covid-Patienten geschaffen. 

Nick Ehling, Pilot der DRF Luftrettung kontrolliert am morgen vor dem Start den Rettungshubschrauber. picture alliance / dpa/Stefan Sauer
Nick Ehling, Pilot der DRF Luftrettung kontrolliert am morgen vor dem Start den Rettungshubschrauber.
Nick Ehling, Pilot der DRF Luftrettung, kontrolliert am Morgen vor dem Start den Rettungshubschrauber.

Der ADAC betreibt einen Rettungshubschrauber in Neustrelitz. Ein weiterer, vom Bundesinnenministerium betriebener, ist in Güstrow stationiert. Der Westen des Landes kann nach Angaben des Schweriner Gesundheitsministeriums von Hubschraubern aus Schleswig-Holstein und Brandenburg abgedeckt werden. Außerdem gibt es im Nordosten weitere Rettungshubschrauber etwa mit dem Fokus auf die Verlegung von Intensivpatienten. 

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In Notfällen haben auch die Greifswalder Luftretter schon Corona-Patienten transportiert. Letztendlich sei die medizinische Notwendigkeit ausschlaggebend, erklärt Ehling. Corona-Transporte führten zu einem erheblichen Mehraufwand und einer schlechteren Versorgung der Bevölkerung, denn: Die Maschine müsse anschließend ein bis zwei Stunden abgemeldet und desinfiziert werden. Rohloff gibt zu bedenken, dass man einen Rettungswagen einfacher ersetzen könne. 

Nick Ehling, Pilot, fliegt den Rettungshubschrauber „Christoph 47“ zum Einsatz über der Ostsee Richtung Sassnitz. picture alliance / dpa/Stefan Sauer
Nick Ehling, Pilot, fliegt den Rettungshubschrauber „Christoph 47“ zum Einsatz über der Ostsee Richtung Sassnitz.
Nick Ehling, Pilot, fliegt den Rettungshubschrauber „Christoph 47“ zum Einsatz über der Ostsee Richtung Sassnitz.

Corona: An Bord des Hubschrauber tragen alle Masken

Eine knappe Stunde nach der Alarmierung landet „Christoph 47“ an diesem Abend wieder in Greifswald mit einem über 70-jährigen Patienten an Bord. Routinemäßig tragen er und alle Mitflieger Masken. Die Besatzung hat den Mann am Flughafen Barth von einem Rettungswagen übernommen. Eigentlich sollte er nach Stralsund gefahren werden, erklärt Notarzt Ulf Adler nach dem Einsatz. Das dortige CT wurde allerdings als defekt gemeldet. Mittlerweile gilt der Mann, der zuvor Koordinationsschwierigkeiten gezeigt habe, als möglicher Schlaganfallpatient und wäre somit besonders auf schnelle Hilfe und ein CT angewiesen. An der Universitätsmedizin Greifswald sollte er zudem auf Corona getestet werden. 

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Später am Abend dann der Anruf von Ehling: Der Patient sei positiv auf Corona getestet worden. Man habe die Maschine vorerst abgemeldet und desinfiziere sie nun. Der Mann sei ungeimpft gewesen – ob aus medizinischen Gründen war unklar. 

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