Neuer Streit ums LNG-Terminal an der Ostsee: Jetzt schaltet sich die Umwelthilfe ein
In Mukran auf Rügen wird weit weniger Flüssigerdgas angeliefert als vom Betreiber erhofft. Statt zweier Terminalschiffe ist nur noch eines im Einsatz. Und auch das halten Umweltschützer für überflüssig.
Das umstrittene Terminal hat sich nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) als „Fehlinvestition mit Ansage“ bestätigt. Im ersten Quartal 2025 seien die Aufnahmekapazitäten im Hafen von Mukran für verflüssigtes Erdgas (LNG), das per Schiff angeliefert wird, lediglich zu fünf Prozent ausgelastet gewesen.
„Es ist höchste Zeit, dieses ökologisch und ökonomisch unsinnige Projekt zu beenden“, betonte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. In der Region regt sich seit langem erheblicher Widerstand gegen das Terminal.
LNG spiele für Energieversorgung so gut wie keine Rolle
Für die Energieversorgung Deutschlands spiele das LNG-Terminal auf Rügen so gut wie keine Rolle, so Müller-Kraenner. Die Gaseinspeisung von 1,3 Milliarden Kubikmetern habe im Vorjahr lediglich 1,5 Prozent des Gasverbrauchs gedeckt.
Die Deutsche Regas als Terminalbetreiber habe nach Beginn des Ukraine-Kriegs geopolitische Krisen und gesetzliche Ausnahmeregelungen ausgenutzt, um ein fossiles Projekt in sensiblen Schutzgebieten zu realisieren, sich dabei aber gewaltig verkalkuliert, sagte der DUH-Chef. Leidtragende seien die Menschen und die Natur auf Rügen. Landes- und Bundesregierung seien gefordert, den Gasumschlag in Mukran zu stoppen und das Projekt komplett abzuwickeln.
Reaktion auf Ausbleiben russischer Gaslieferungen
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte die Bundesregierung 2022 angekündigt, mehrere LNG-Terminals an Nord- und Ostsee aufzubauen, um die Gasversorgung sicherzustellen. Die Importe sollen zur Schließung der Versorgungslücke beitragen, die durch das Ausbleiben russischer Gaslieferungen per Pipeline entstand. LNG-Terminals gingen bislang in Wilhelmshaven in Niedersachsen, Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sowie in Lubmin in Betrieb.
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Experten gehen davon aus, dass aktuell lediglich etwa acht Prozent der Gaslieferungen per LNG-Tanker nach Deutschland gelangen. Nach Einschätzung der Umwelthilfe ist Mukran daher verzichtbar. „Dass erhebliche Überkapazitäten bestehen, zeigt auch die Kündigung des Chartervertrags für eines der beiden LNG-Terminalschiffe im Januar 2025. Stattdessen setzt der Betreiber auf eine Weiterverschiffung des LNG in andere Länder – ohne jeglichen Nutzen für die Versorgungssicherheit in Deutschland“, heißt es in der Mitteilung der Umwelthilfe. Damit werde die Klimakrise weiter befeuert. (dpa/mp)
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