Rätselhaftes Sanddorn-Sterben an der Ostsee
Kahle Büsche, brüchige Rinde: An der deutschen Ostseeküste stirbt der Sanddorn. Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel. Ein bundesweites Forschungsprojekt will der Sache nun auf den Grund gehen.
Wegen seines hohen Vitamin-C-Gehalts gilt der Sanddorn gilt als „Zitrone des Nordens“. Die süß-sauren Beeren, die zwischen Borkum um Swinemünde die deutsche Küstenlandschaft prägen, enthalten wichtige Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen, Kalzium und Mangan. Souvenirläden verkaufen die leuchtend orangen Früchte verarbeitet zu Marmelade, Saft, Bonbons, Honig, Hautcreme oder Seife.
Der Sanddorn stirbt – und niemand weiß, warum
Doch nun gerät das Sortiment in Gefahr. Denn seit etwa fünf Jahren stirbt der Sanddorn – und niemand weiß, warum. Meistens passiert es im Frühjahr. Kurz bevor die Pflanze zu blühen beginnt, geht sie ein. Besonders betroffen ist Mecklenburg-Vorpommern. Aber auch in Brandenburg, Schleswig-Holstein, selbst in China sind kranke Pflanzen zu finden.
Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern hat nun zusammen mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei und dem Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz ein gemeinsames Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, um herauszufinden, was die heimische Kulturpflanze so plagt.
Forschungsprojekt will den Sanddorn retten
Dazu wurden auf einem Versuchsfeld in Ludwigslust etwa 600 Setzlinge verschiedener Sorten gepflanzt. Maritime Sorten und solche aus dem Alpenraum sollen miteinander auf ihre Robustheit verglichen werden. Der Boden gehört zur Sanddorn Storchennest GmbH, deren 120 Hektar Plantage-Fläche bereits zu mehr als 60 Prozent abgestorben ist, weshalb die Firma wie viele andere Landwirte mit starken wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen hat.
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In den kommenden drei Jahren wird nun regelmäßig die Feuchtigkeit in den verschiedenen Bodenschichten überwacht und getestet, wie viel Wasser der Sanddorn überhaupt braucht. So soll herausgefunden werden, ob die Dürre in den vergangenen Jahren einen Beitrag zum Sanddornsterben geleistet hat. Obstexperten des Julius-Kühn-Instituts suchen außerdem nach Krankheitserregern, Pilzen und möglicherweise fehlenden Nährstoffen im Boden. Auch Luftbilder sollen herangezogen werden, um anhand einer speziellen Software den Chlorophyllgehalt zu analysieren.
In Mecklenburg ist der Sanddorn ein Symbol für Heimat
Daniela Kuptz, Koordinatorin des Projekts und Mitarbeiterin der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern erklärte gegenüber dem NDR: „Der Sanddorn ist eine Kulturpflanze von Mecklenburg und sie ist für die Mecklenburger ein Symbol von Heimat. Darin liegt meine Motivation, den Sanddorn weiter zu erforschen.“ Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert das Sanddorn-Rettungsprojekt mit rund 800.000 Euro.