Mann hält alten Stein
  • Sensationell: Der Bildstein von Klotzow ist 900 Jahre alt
  • Foto: Jens Büttner/dpa

Sensationsfund im Norden: Warum dieser uralte Stein so besonders ist

Das kleine Dorf Klotzow am Peenestrom ist plötzlich etwas Besonderes: An einem Haus wurde in der Erde ein sogenannter Bildstein aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. Eine Sensation unter Historikern und Archäologen

Ein vermutlich 900 Jahre alter, sehr seltener sogenannter Bildstein ist bei Bauarbeiten an einem Haus in Klotzow bei Anklam (Landkreis Vorpommern-Greifswald) entdeckt worden. Der einen Meter hohe, 60 Zentimeter breite und 40 Zentimeter tiefe, behauene Granit zeigt eine eingravierte menschliche Figur, die ein Kreuz vor dem Bauch hält. Kulturministerin Bettina Martin (SPD) sprach bei der Präsentation des Fundes in Schwerin von einer Sensation. Die Region wurde vor 900 Jahren christianisiert – es handelt sich demnach um eine sehr frühe christliche Darstellung.

Bildstein wiegt rund eine halbe Tonne

Landesarchäologe Detlef Jantzen sagte, dass es sich bei dem Abgebildeten um einen kirchlichen Würdenträger handeln dürfte, möglicherweise um Bischof Otto von Bamberg (um 1060-1139), den Missionar Pommerns. An ihn erinnert gerade eine Sonderausstellung in Wolgast.

Das Kreuz hängt nach Jantzens Worten an einer Art Schal, der um den Hals des Mannes liegt – möglicherweise ein Pallium, das von den Päpsten hohen Würdenträgern der Kirche verliehen wird. Otto von Bamberg habe im Jahr 1111 ein Pallium bekommen, sagte Jantzen.

Bildsteine sind nach den Worten des Landesarchäologen sehr selten. „Wir hatten bisher fünf in Mecklenburg-Vorpommern, zwei in Altenkirchen und Bergen auf Rügen, zwei in Wolgast und einen in Grüttow bei Stolpe an der Peene, den Wartislawstein“, sagte er. Weitere Funde seien aus Ermland und Masuren in Polen bekannt – insgesamt 20 Stück. Der Stein von Klotzow wiegt den Angaben zufolge eine halbe Tonne

Wunderstein war zeitlebens Hausstufe

Der gravierte Stein lag auf dem Rücken, mit dem Bild nach oben und waagerecht im Erdreich unmittelbar an der Hauswand, berichtete der Finder und Eigentümer des Hauses in Klotzow, Peter Wittenberg. Möglicherweise sei er früher als Treppenstufe genutzt worden. Die Tür dazu sei möglicherweise irgendwann einmal zugesetzt worden. Über dem Stein hätten nur zehn bis 20 Zentimeter Erde gelegen. Das Haus, so vermutet Wittenberg, ist im 18. Jahrhundert gebaut und später umgebaut worden.

Jantzen vermutet, dass der Stein als Erinnerungsstein aufgestellt wurde – noch sein unklar, wo. Archäologen wollen sich Klotzow nach dem Fund vor drei Wochen jetzt genauer ansehen. Es gibt nach Jantzens Worten Hinweise, dass es einmal eine Kirche oder Kapelle in dem Ort gab und auch eine Fährstelle, um über den Peenestrom zur Insel Usedom überzusetzen. 

Vom Stein soll ein 3-D-Modell erstellt werden. Dann könne man die Zeichnung auch noch genauer erkennen, sagte Jantzen. So sei bislang unklar, was der abgebildete Mann in seiner rechten Hand hält – ein Banner oder ein Trinkhorn, das sei nicht auszumachen.

War Otto von Bamberg in Klotzow?

Der später heiliggesprochene Otto von Bamberg unternahm zwei Missionsreisen nach Pommern, 1124 und 1128. Bei der zweiten Reise brachte er das Christentum ins heutige Vorpommern. Er war auch auf Usedom, wie aus historischen Schriften hervorgeht. Möglicherweise ist er von Klotzow aus übergesetzt. Das sei aber zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation, sagte Jantzen.

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„Alle im Dorf sind aus dem Häuschen“, berichtete Wittenberg über die Stimmung nach dem Fund. Das Dorf habe nur ein paar Dutzend Einwohner. Jetzt sei es etwas Besonderes. Jantzen möchte den Bildstein gerne in Klotzow aufstellen. Er zeigte ein Beispiel aus Dänemark, wie das aussehen könnte: Dort sind bedeutende gravierte Steine mit einer Glas-Stahl-Konstruktion umhaust worden und werden so angeleuchtet, dass die Gravuren gut zu erkennen sind. (dpa/mp)

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