Mutter und Tochter verschwunden: Wird das Rätsel von Drage jemals gelöst?
In Drage, einem kleinen Ort an der Elbe, verschwindet im Sommer 2015 eine Familie. Kurz darauf wird Vater Marco Schulze (✝41) tot aus dem Fluss gezogen. Seine Ehefrau Sylvia (43) und die zwölfjährige Tochter Miriam bleiben verschwunden. Wie sieht es fünf Jahre später aus – gibt es in einem der rätselhaftesten Kriminalfälle des Nordens neue Spuren?
Auch fünf Jahre nach dem Verschwinden der Familie Schulze aus Drage bei Hamburg bleiben die Akten offen – doch von Mutter und Tochter gibt es immer noch keine Spur. Haben die beiden irgendwo ein neues Leben begonnen? Die Polizei geht von einem ungleich schrecklicheren Geschehen aus: „Wir vermuten unverändert, dass der Familienvater die beiden umgebracht hat“, sagte Jan Krüger, Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion Harburg.
Drage: Doppelmord durch den Familienvater?
Eine Erklärung für den mutmaßlichen Doppelmord durch den Familienvater gibt es nicht. Von außen betrachtet waren die Eltern und ihre Tochter eine von unzähligen Familien in Niedersachsen, die sich auf die Sommerferien freuten.
Tochter Miriam war am letzten Schultag wegen einer Erkrankung daheimgeblieben, mit einer Freundin aus der Siedlung hatte sie einen Reiturlaub geplant. Die Mutter der Freundin schilderte damals, dass Miriam erwähnt habe, dass es mit dem Urlaub vielleicht nicht klappe. Das Mädchen habe aber unbeschwert mit ihrer Freundin gesprochen und gelacht.
Mutter Sylvia fuhr noch zur Arbeit bei einem Discounter, am Abend des 22. Juli 2015 stellte Marco Schulze die Mülltonne vor die Tür. Danach wurde keiner der drei mehr lebend gesehen.
Drage: Familie verschwunden, kein Abschiedsbrief
Als Sylvia Schulze am 24. Juli nicht zur Arbeit erscheint, meldet ihr Chef sie als vermisst. Er ist in Sorge, seine Mitarbeiterin gilt als absolut zuverlässig. Die Polizei kommt nach Drage, öffnet die Tür zu dem gepflegten Einfamilienhaus. Portemonnaies und Papiere sind im Haus, ein Abschiedsbrief findet sich nicht.
Familie Schulze aus Drage: Vater aus Elbe geborgen
Schnell und mit großem Aufwand wird nach der Familie gesucht, auch in der Elbe – wo die Feuerwehr den Vater wenig später bei Lauenburg mit einem Betonklotz am Körper ertrunken aus der Elbe birgt. Die Behörden gehen von Suizid aus. Seine Familie blieb verschwunden.
Das Rätsel um Mutter und Tochter wurde in der Sendung „XY ungelöst“ vorgestellt, ohne dass der erlösende Hinweis erging. Der Fall war gar Inspiration für einen ZDF-Zweiteiler mit Ulrich Tukur („Die verschwundene Familie“).
Familie aus Drage: Sonderkommission aufgelöst
Nach dem Verschwinden wurde eine Sonderkommission eingerichtet, die inzwischen schon nicht mehr existiert. „Wir haben auch in den vergangenen beiden Jahren gelegentlich Hinweise bekommen, denen wir nachgegangen sind“, sagte Krüger. „Aber es war nichts dabei, das zu einer konkreten Spur geworden ist.“
Drage: Mutter und Tochter gelten noch jahrelang als vermisst
Der Fall sei weiter eine Vermisstensache und verjähre damit grundsätzlich nicht, erklärte er zur rechtlichen Lage. „Erst wenn Mutter und Tochter für tot erklärt oder gefunden werden, würden wir die Akten schließen.“ Das könne laut Bundesverschollenengesetz nach zehn Jahren geschehen.
Zwei Jahre stand das Haus der Familie Schulze leer, dann wurden die Siegel an der Tür entfernt. Es ist lange wieder bewohnt. (ste/dpa)