Neuer Autopilot-Bus : Dieses Mini-Mobil braucht keinen Fahrer mehr
Lauenburg –
Rumms! Wenn das Gefährt mal spontan anhalten soll, kann das ganz schön ruckelig werden. Erst piepst es und dann bremst das Fahrzeug abrupt ab. Nein, der Fahrer ist nicht betrunken – er ist gar nicht erst vorhanden. Ein Lenkrad gibt es auch nicht. Doch nur ein Knopfdruck auf „Go“ – dann geht’s weiter.
MOPO-Reporter sind zu Besuch in der Altstadt von Lauenburg und machen eine Testfahrt mit einem Fahrzeug der Zukunft: einem autonom fahrenden Bus. Hundertprozentig alleine funktioniert der Shuttle aber nicht: Ein Sicherheitsbegleiter ist immer mit an Bord. „Gesetzlich ist das anders auch noch gar nicht möglich“, so Ingenieur Matthias Grote, der Projektleiter. Ziel ist aber, dass das Fahrzeug seine Runden auch mal ohne Eingriff drehen kann.
In vielen kleinen Städten gibt es dieses Problem: Die großen Linien-Busse kommen nicht in jeden Winkel – und in Lauenburg gibt es die nicht zu wenig. Deshalb haben Kreis und Stadt Lauenburg das Projekt TaBuLa (Testzentrum für automatisiert verkehrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg) gestartet – unter anderem mit Unterstützung durch die TU Hamburg und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein. Der kleine autonom fahrende Shuttle soll unter anderem die Lauenburger Altstadt mit der Oberstadt verbinden.
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Jung, Alt, Rollstuhlfahrer und Co. – jeder Lauenburger soll leichter durch die Stadt kommen. Gar nicht so einfach, denn Kopfsteinpflaster und Steigungen von bis zu 17 Prozent haben es in sich. Viele Hersteller von autonomen Fahrzeuge haben deshalb auch dankend abgelehnt. Der französische Hersteller Navya aber sagte zu.
Lauenburg: Shuttle soll jeden Winkel der Stadt erreichen
Optimiert werden muss das Ganze nun vor Ort: Matthias Grote fährt dafür die Teststrecken ab und sensibilisiert TaBuLa zentimetergenau für die mitunter sehr schmalen Gassen. Bereits seit Oktober 2019 wird der Mini-Bus getestet. Es gab auch schon Fahrgäste, die auf den ersten beiden Strecken mit TaBuLa unterwegs waren.
Neue Teststrecke in Lauenburg wird noch geprüft
Derzeit sind Gäste aber nicht zugelassen: Die dritte und bisher auch längste Teststrecke ist noch in der Optimierungsphase. Am Freitag solle der TÜV die neue Strecke prüfen, berichtet Tobias Frohnert, der Sprecher vom Kreis Herzogtum Lauenburg. Erst wenn die Genehmigung dann durchkommt, können die Lauenburger den Shuttle wieder kostenlos weitertesten. Nur bei den MOPO-Reportern, da macht Grote eine Ausnahme. Eine Reporterin und ein Fotograf sind herzlich eingeladen, in der „Brotdose“ – so nennt Frohnert grinsend seinen Bus – Platz zu nehmen.
18 Stundenkilometer hat der Shuttle theoretisch drauf, aber wir tuckern mit gerade mal Tempo 10 durch die schöne Altstadt. Elf Sitze hat das Fahrzeug, ist knapp fünf Meter lang und besteht größtenteils aus Fenstern. Am Anfang ist es noch etwas ungewohnt, so ohne richtigen Fahrer durch die Straßen kutschiert zu werden. Es fühlt sich ein bisschen wie eine Gondel-Fahrt an – dieser Gedanke bringt Sicherheit! Schnell kommt einem das autonome Fahren gar nicht mehr komisch vor. Und so ruckelig die teils abrupten Brems-Einlagen auch sind – sie zeigen, dass der Shuttle lieber einmal zu viel auf „Nummer Sicher“ geht, als einmal zu wenig.
Wie reagieren die Anwohner auf den Mini-Bus? Die MOPO-Reporter sehen viele neugierige Blicke. Überhaupt seien die Lauenburger sehr interessiert an dem Projekt, so Grote. Die Resonanz sei durchweg positiv.
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Übrigens: In der Hamburger HafenCity soll noch in diesem Jahr ein autonomer Kleinbus der Hochbahn durch die Straßen fahren. Ab Mitte 2020 dürfen Interessierte dann auch dort das automatisierte Fahren ausprobieren.